Lebensdaten
um 1477 oder 1478 – zwischen 1546 und 1549
Sterbeort
Ulm
Beruf/Funktion
Maler ; Entwerfer für Medaillen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118748394 | OGND | VIAF: 807804
Namensvarianten
  • Schaffner, Martin

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Zitierweise

Schaffner, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748394.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Eltern u. Ehefrau unbekannt; um 1518 „cum familia“ genannt;
    2 S Konrad (erw. 1527-41 in U.), Ambrosius (erw. 1538/44, vor 1559), Maler in U.

  • Biographie

    Von S.s Leben ist jenseits seines umfangreichen Werks wenig bekannt. Sein Geburtsjahr kann aus der Bezeichnung „XLIIII“ der Bildnismedaille von 1522 erschlossen werden. Seit 1499 entrichtete er in Ulm Steuer. S. war Mitglied der Malerbruderschaft und der Kramerzunft. 1510 arbeitete er mit dem Bildschnitzer Daniel Mauch (1477–1540) an dem verlorenen Franziskusaltar der Ulmer Barfüßerkirche. Andere in städtischen Akten belegte Aufträge gehen selten über Handwerkliches hinaus. 1526 wurde S. zum „stattmaler“ berufen. Bei der Abstimmung über den Augsburger Reichstagsabschied von 1530 stand er auf der Seite der Altgläubigen. Am 9.8.1546 erscheint er in einer Musterungsliste als Hellebardenträger, am 6.2.1549 spricht ein Ratsprotokoll von seinen Erben.

    S.s Lehrmeister ist unbekannt. Als er 1496 zusammen mit Jörg Stocker (nachweisbar 1481-1514/27?) den Ennetacher Altar (Sigmaringen, Kürstl. Hohenzollern. Slgg.) bezeichnete, war er bereits als ausgelernter Geselle in dessen Ulmer Werkstatt tätig. Sein übriges schmales Frühwerk zeigt ihn von Stocker unberührt. Die ersten für S. in Anspruch genommenen Werke verweisen eher auf Impulse aus der Augsburger Kunst, namentlich Hans Holbeinsd. Ä. Dazu trat der Einfluß Albrecht Dürers und seines Mitarbeiters Hans Schäufelin, vermittelt über deren druckgraphisches Werk. S.s erstes Meisterwerk, der sog. „Erste Wettenhauser Altar“ (München. Bayer. Staatsgem.slgg.), ist zugleich Höhepunkt des Einflusses Dürers. Dessen konzentrierte Kompositionen aus der „Kleinen Holzschnittpassion“ hat S. in erzählerischer Breite fortentwickelt. Seine Renaissancebestrebungen kulminieren 1521 im „Hutz-Altar“ des Ulmer Münsters. Nachstiche machten S. außerdem mit Leonardos Mailänder „Abendmahl“ vertraut, das der Komposition der Altarpredella zum Vorbild diente. Für das Augustinerchorherrenstift Wettenhausen (bei Günzburg/Donau) malte S. 1523/24 den sog. „Zweiten Wettenhauser Altar“, der dem Marienleben gewidmet war und das einstige Hochaltarretabel der Stiftskirche bildete (München, Bayer. Staatsgem.slgg., mit dem Ulmer Bildhauer Niklaus Weckmann, nachweisbar 1481-1526). Der Aufwand in der Komposition, an Figurentorsion und wirbelnder Draperie, an ganz eigengesetzlich gebildeter Architekturstaffage markiert die Überschreitung seines Kunstzenits. Danach trat, nicht zuletzt als Auswirkung der Reformation, Stagnation ein. Im Spätwerk dominieren Porträts. S.s letzte signierte Werke sind die Tischplatte des Asamus Stedelin von 1533 (Kassel, Gem.gal.) und das 1535 bezeichnete Welling-Epitaph (Hamburg, Kunsthalle).

    S. können nur einzelne Zeichnungen zugeschrieben werden; anscheinend arbeitete er nicht als Druckgraphiker. Versuche, ihn als Bildhauer zu etablieren, basieren auf einer Fehlinterpretation der Wettenhauser Klosterchronik von 1784. Doch ist S. als Entwerfer für Medaillen dokumentiert; er überlieferte in dem für die süddt. Frührenaissance so wichtigen Medium auch sein Selbstbildnis.

    Leben und Werk S.s lassen eine typische Künstlerkarriere der Reformationszeit erkennen. Nicht wirklich innovativ, gelingt es ihm aber, aus der unmittelbaren Kenntnis Hans Holbeinsd. Ä. und Hans Burgkmairs, dann aus der Druckgraphik Albrecht Dürers und seines Kreises einen eigenen, charakteristischen Stil zu legieren: Brillantes Kolorit, die Dominanz der menschlichen Figur, sein Sinn für ungewöhnliche Raumtiefen und für Körperlichkeit, für die Vielfalt menschlicher Affekte und stofflicher Erscheinungen und schließlich für hochaktuelle, an ital. Vorbildern orientierte Renaissanceformen waren Ertrag dieser fruchtbaren Auseinandersetzung. Mit S. endete die über ein Jahrhundert blühende Ulmer Malerschule.

  • Werke

    Weitere W u. a. Madonna mit Kind, um 1500 (Bezière, Mus.);
    Abschied Christi, um 1507 (München, Alte Pinakothek);
    Wolfgang v. Oettingen, 1508 (Augsburg, Staatsgal.);
    Ausgießung d. Hl. Geistes, Auferstehung Christi, Christus in d. Vorhölle, Grablegung, 1510-19 (Epitaphien d. Brüder Scheler aus d. Ulmer Wengenkirche;
    Stuttgart, Staatsgal., Ulm, Mus.);
    Anbetung d. Könige, um 1510-15;
    Flügel e. Pest-Altars, um 1513-15 (beide Nürnberg, German. Nat.mus.);
    Anwyl-Epitaph, 1514 (Stuttgart, Staatsgal.);
    Eitel Besserer, 1516 (Ulm, Mus.);
    Antonius-Altar, 1517 (Karlsruhe, Kunsthalle);
    Ludwig u. Sibylla v. Freyberg, nach 1521 (Stuttgart, Staatsgal.);
    Hl. Elisabeth, Anna Selbdritt, um 1525 (Ulm, Mus.);
    Kreuzigung, um 1525-30 (Stuttgart, Staatsgal.);
    Raymund Fugger, um 1527 (Privatbes.);
    Eitel Hans Besserer, 1529/30 (München, Alte Pinakothek).

  • Literatur

    ADB 30;
    S. Gf. Pückler-Limburg, M. S., 1899;
    G. Habich, Die dt. Schaumünzen d. XVI. Jh., I/1, 1929, Nr. 822-27 u. 830-33;
    K. Feuchtmayr, M. S. u. Hans Holbein d. Ä., in: FS Hans Vollmer, 1957, S. 131-47;
    S. Lustenberger, M. S., Maler zu Ulm, 1959;
    W. Staedel, Anmerkungen zu zwei Bildertischen, in: Anz. d. German. Nat.mus. 1977, S. 78-81;
    A. Morath-Fromm, Meisterwerke massenhaft, Ausst.kat. Stuttgart 1993, S. 211-31;
    D. Lüdke, M. S., Die vier Antonius-Tafeln v. 1517, Berlin/Karlsruhe 1999;
    J. Lange, Die Erfindung d. Welt, M. S.s bemalte Tischplatte v. 1533, Ausst.kat. Kassel 2002;
    ThB;
    BBKL.

  • Porträts

    Selbstporträt auf Medaille, 1522 (München, Staatl. Münzslg.);
    zu „versteckten“ Selbstbildnissen in seinen Gemälden vgl. Lustenberger (s. L), Abb. 3-6.

  • Autor/in

    Christof Metzger
  • Zitierweise

    Metzger, Christof, "Schaffner, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 538-540 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748394.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schaffner: Martin S., Maler in Ulm, geboren in der zweiten Hälfte des 15., gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts (um 1540?). Sein Geburts- und sein Todesjahr sind so wenig bekannt, wie sein Heimaths- und Sterbeort; wir wissen nur, daß er in den Jahren 1508—1539 in den öffentlichen Büchern von Ulm vorkommt und sich auf seinen Bildern als M. Z. V., Maler zu Mm, bezeichnet. Ob S., wie der nicht immer zuverlässige Haßler einst Passavant mitgetheilt zu haben scheint (s. Kunstblatt 1846, S. 178, Anm. 1), nach Ulmer Urkunden durch Heirath einer jüngeren Tochter von Hans Schüchlin ein Schwager von Barth. Zeitblom wurde, müssen wir dahingestellt sein lassen. Doch kann man nach seinen Werken mit Grund vermuthen, daß er durch Schüchlin's Werkstatt gegangen; auch ist nicht wohl zu leugnen, daß Zeitblom (sein älterer Mitgeselle?) von Einfluß auf seine Kunstweise gewesen ist. Die Ausdehnung seiner Wanderschaft auf Italien, insbesondere auf Venedig gilt nach seinen Arbeiten für sicher. S. war der erste unter den uns durch erhaltene Werke bekannten Ulmer Meistern, der sich ganz in den Geist und die Formen der Renaissance einlebte, wenn er auch in seinen Architekturen da und dort noch gothische Motive beibehielt. Er gewinnt die Gunst des Beschauers, zumal wenn dieser unmittelbar von Meistern der gothischen Zeit weg an ihn herantritt, durch die behagliche Leichtigkeit der Technik, welche sonst nicht eigentlich schwäbisch ist: sodann erfreut man sich an der reichen Erfindung und coloristisch glänzenden Ausstattung des architektonischen Beiwerkes; aber auch die anmuthigen Frauen- und kräftigen Männergestalten des Meisters ziehen um so mehr an, als sich in ihren Physiognomieen das freiere Wesen einer neuen Zeit unverkennbar ausspricht. S. hat deshalb beim Wiedererwachen des Interesses für altdeutsche Kunst sofort eine große Popularität errungen. Die Kenner sind aber jetzt darin einig, daß sein künstlerisches Temperament dem von Schüchlin und Zeitblom nicht gleich steht. Er sieht oberflächlicher, empfindet derber und schafft handwerksmäßiger als diese beiden. Zumal an Zeitblom's edles Stilgefühl reicht er Weit nicht hin, namentlich nicht in der Farbe, wo er mit seiner Neigung zum Bunten und Prächtigen ganz der richtige Ulmer ist, während Zeitblom mit dem verhaltenen Feuer und der strengen Harmonie seines Colorits in uns schon den Zweifel erweckt hat, ob er überhaupt in Ulm geboren ist. Von Schaffner's Werken sind nur noch Kirchenbilder und einige Bildnisse vorhanden. Bei seiner gewandten Zeichnertechnik liegt die Vermuthung nahe, daß er auch für den Holzschnitt gearbeitet habe; einen Beweis dafür wüßte ich aber noch nicht zu liefern. Als seine besten Werke gelten mit Recht die Altarbilder im Ulmer Münster (1521) und die aus dem Kloster Wettenhausen in Baiern stammenden Orgelthürbilder in der Münchener Pinakothek (1524). Unter den Bildnissen dürfte das des Patriciers Ytel Besserer (1516) im Münster zu Ulm voranzustellen sein. Weitere Arbeiten von S. finden sich in vielen Galerien und Sammlungen, z. B. in Sigmaringen, Stuttgart (Staatsgalerie und Staatssammlung vaterländischer Kunst- und Alterthumsdenkmale), Ulm (Sammlung des Alterthumsvereins), Augsburg, Schleißheim, Nürnberg (Germanisches Museum und Moritz-Capelle) und Karlsruhe. Wir können dieselben, sowie auch einige, welche sich noch in württembergischen Kirchen befinden, hier nicht einzeln aufzählen, zumal da noch mancherlei Unsicherheit in der Bestimmung herrscht.

    • Literatur

      Vgl. die Verhandlungen des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben von 1843—1875 (Reg.). — Weyermann, Neue hist. biogr. artistische Nachrichten von Gelehrten und Künstlern aus Ulm, S. 462 ff. —
      Grüneisen und Mauch, Ulms Kunstleben im Mittelalter. S. 53 ff. —
      Haßler, Ulms Kunstgeschichte im Mittelalter, S. 119 (in Heideloff, Die Kunst des. Mittelalters in Schwaben). —
      Passavant im Kunstblatt 1846,|S. 181. —
      Woltmann und Wörmann, Geschichte der Malerei, II, 453 f. — Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei, S. 434 ff.

  • Autor/in

    Wintterlin.
  • Zitierweise

    Wintterlin, "Schaffner, Martin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 30 (1890), S. 549-550 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748394.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA