Lebensdaten
1884 – 1958
Geburtsort
München
Sterbeort
Los Angeles
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118532715 | OGND | VIAF: 54208418
Namensvarianten
  • Feuchtwanger, Lion
  • Arje, Jacob
  • Feihtvangers, Lions
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Zitierweise

Feuchtwanger, Lion, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118532715.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Sigmund (1854–1916), Fabr. in M., S d. Elkan (1823–1902), Goldschmied, dann Inh. d. Margarinefabrik F.;
    M Johanna Bodenheimer aus Darmstadt;| 9 Geschw., u. a. Ludw. (1885–1947), Dr. phil., Dir. d. Verlags Duncker & Humblot in M. (s. Rhdb., P), Martin (1886–1952), Redakteur u. Verleger (s. Rhdb.);
    Vt Sigbert (* 1886), Dr. iur., Redakteur d. „Jüd. Echo“, Leo (* 1892), Dr. rer. pol., Bankier, wirtsch.wiss. Schriftst.;
    Überlingen 1912 Marta (* 1893), T d. Kaufm. Leopold Löffler; kinderlosN Edgar (* 1924), Historiker.

  • Biographie

    F., der aus einer orthodox jüdischen Familie stammte, studierte germanische Philologie, Philosophie und Anthropologie und promovierte in München 1907 über „H. Heines Fragment Der Rabbi von Bacharach“. Über die Theaterkritik (Mitarbeit an Siegfried Jacobsohns „Schaubühne“, 1908-16) und über teils bearbeitende, teils eigenständige dramatische Produktion (1923, Mitarbeit an Bert Brechts „Leben Eduards des Zweiten von England“) fand F., der 1925 nach Berlin übersiedelte, zu dem Feld seiner eigentlichen Begabung: dem Roman und der Erzählung. Die leidenschaftlich ablehnende Stellungnahme dem Nationalsozialismus gegenüber, bezeugt unter anderem in dem satirischen Zeitroman „Erfolg“ (1930), zwang F. 1933, von New York (Vortragsreise) über die Schweiz ins Exil zu gehen (Mai 1933-40 in Sanary/Var an der französischen Riviera, 1940-58 in den USA, seit Februar 1941|in Los Angeles). – Der ebenso gelehrte wie gescheite und sprachlich hochbegabte, ja raffinierte F. erlangte als Meister des anspruchsvollen historischen Romans weltweite, auch in der Höhe der Auflagen sichtbare Anerkennung. Genaue und umfassende Kenntnis der geschichtlichen Stoffe, die mit Vorliebe der altjüdischen Geschichte und dem Problemkreis „jüdischer Existenz in nichtjüdischer Welt“ entnommen sind, die virtuose, an Heinrich Mann und Alfred Döblin geschulte Fähigkeit, merkwürdige Einzelschicksale und eine komplexe historische Szenerie zu einem Schauspiel von gegenwärtigem menschlichem Interesse zu verdichten, verbinden sich bei F. mit einer – gelegentlich abschätzig als „Asphaltliteratentum“ gekennzeichneten – fortschritts- und vernunftgläubigen Haltung. Diese im Kern aufklärerische geschichtsphilosophische Position dürfte einer der Gründe sein, weshalb sein Werk sich vor allem in den angelsächsischen Ländern (trotz antiamerikanischer Tendenzen in früheren Arbeiten), aber auch in den kommunistischen Ostblockstaaten (1953 Nationalpreis 1. Klasse) hoher Wertschätzung erfreut. Der politisch unverdächtige Robert Musil hat F. als „Großschriftsteller“ bezeichnet und ihm „Weltflachheit“ vorgeworfen (Tagebücher, S. 500); diese kritische und in mancher Beziehung sehr „deutsche“ Bemerkung will auf eine Zone des Dichterischen und im höheren Sinn Schöpferischen hinweisen, zu der der blendende „historische“ Schriftsteller F. in der Tat keinen unmittelbaren Zugang hatte.

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Humboldt-Univ. Berlin 1954), Kulturpreis d. Stadt München (1957).

  • Werke

    W u. a. Warren Hastings, Gouverneur v. Indien, Schauspiel 1916, mit B. Brecht umgearb. zu Kalkutta, 4. Mai, 1925;
    Vasantasena, Schauspiel nach d. Indischen, 1916, 6.-10. Tsd. 1927;
    Die Perser d. Aischylos, Übertragung, 1917;
    Jud Süß, Schauspiel, 1918;
    Die häßliche Herzogin, Roman, 1923, 1954, engl. London 1947;
    Jud Süß, Roman, 1925, 1954, engl. London 1945;
    Pep. I. L. Wetcheeks Amerikan. Liederbuch, 1928;
    Erfolg, Roman, 1930, ³1952;
    Die Geschwister Oppenheim, Roman, Amsterdam 1933, 1948;
    Marianne in Indien u. 7 andere Erzz., Paris 1934, amerikan. New York 1948;
    Der falsche Nero, Roman, Amsterdam 1936, 11.-20. Tsd. 1947;
    Moskau 1937, Ein Reiseber. f. m. Freunde, ebd. 1937;
    Oppermanns, Toronto 1939;
    Devil in France, New York 1941;
    Unholdes Frankreich, Meine Erlebnisse unter d. Regierung Pétain, Mexico, D.F., 1942;
    Odysseus and the Swine, and other stories, London 1949;
    Die Füchse im Weinberg, Roman, 1947/48, u. d. T. Waffen f. Amerika, 1953;
    Goya od. Der arge Weg d. Erkenntnis, Roman, 1951, 1952, engl. 1952, amerik. 1956;
    Josephus Trilogie, 1951, 1952, 3. T. engl. u. d. T. Day will come, 1942;
    Narrenweisheit od. Tod u. Verklärung d. Jean-Jacques Rousseau, 1952, 1953, amerik. 1953;
    Über L. F., in: Greifenalm., 1954, S. 25-29 (Autobiogr.);
    The Widow Capet, Schauspiel, Los Angeles 1956;
    Raquel, the Jewess of Toledo, New York 1956;
    Centum Opuscula, Eine Auswahl, 1956.

  • Literatur

    A. Burkhard, Thomas Beckett and Josef Süß Oppenheimer as Fathers, in: The Germanic Review 6, New York 1931;
    V. Wittner, L. F., in: Schweizer Ann. 3, 1946/47;
    A. Kantorowicz, Dt. Schicksale, 1949, S. 103-24;
    H. Mann, Der Roman-Typ F., in: Ost u. West 3, 1949, H. 6, S. 13-20;
    K. Hiller, Köpfe u. Tröpfe, 1950 (S. 203-06: Der Fall F.);
    W. Berndt, L. F., Eine Biogr. z. s. 60. Geburtstag, in: Greifenalm., 1954.

  • Porträts

    Ölgem. v. E. van Leyden (University of Southern California, USA, Lion Feuchtwanger Memorial Library);
    Skulptur v. Hamann, 1935 (ebd.);
    dass. v. M. Band, 1958/59 (ebd. [Kopie in Berlin, Dt. Ak. d. Künste]);
    Totenmaske v. A. Mahler (ebd.).

  • Autor/in

    Franz Norbert Mennemeier
  • Zitierweise

    Mennemeier, Franz Norbert, "Feuchtwanger, Lion" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 109-110 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118532715.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA