Wittig, Georg
- Lebensdaten
- 1897 – 1987
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- Heidelberg
- Beruf/Funktion
- Chemiker ; Nobelpreisträger für Chemie (1979) ; Mathematiker
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 117727121 | OGND | VIAF: 94955370
- Namensvarianten
-
- Wittig, Georg Friedrich Karl
- Wittig, Georg
- Wittig, Georg Friedrich Karl
- Wittig, Georg Wilhelm
- Wittig, G.
- Wittig, Georg Friedrich Carl
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Wittig, Georg Friedrich Karl
| Chemiker, * 16.6.1897 Berlin, † 26.8.1987 Heidelberg, ⚰ Friedhof Heidelberg-Handschuhsheim. (evangelisch)
-
Genealogie
V →Gustav (1867–1945), Maler, Prof. an d. Kunstgewerbeschule in Kassel;
M →Martha Dombrowski (1874–1944), Musikerin;
2 B, 1 Schw;
– ⚭ Wuppertal 1930 →Waltraut (1900–78), Dr. phil., Chemikerin, T d. →Günther Ernst (1868–1943), aus B., Bauer, Amtmann, Bgm., u. d. Johanna Cäcilie Großmann (* 1865), aus B.;
3 T Erika Gesuato (* 1933), Waltraut (1935–58), Ursel (* 1937). -
Biographie
Nach dem Abitur am humanistischen Wilhelms-Gymnasium in Kassel 1916 studierte W. an der Univ. Tübingen Chemie. Im Anschluß an Kriegsdienst und Rückkehr aus der engl. Gefangenschaft 1919 setzte er sein Studium erst nach Vorsprache beim Direktor des Chemischen Instituts der Univ. Marburg, →Karl v. Auwers (1863–1939), 1920 fort (Verbandsexamen 1921). 1923 mit der Dissertation „Untersuchungen über ortho-Oxydiphenyl und über die Bildung von Diphenochinonen“ bei v. Auwers zum Dr. phil. promoviert, arbeitete er anschließend als Unterrichtsassistent an der Univ. Marburg. 1926 aufgrund der Publikation „Zur Erschließung der Benzo-ɣ-pyrone“ (1925) für Chemie habilitiert, wurde W. nach v. Auwers Emeritierung von dessen Nachfolger →Hans Meerwein (1879–1965) als Oberassistent übernommen. Diese Übernahme verdankte er seinem Lehrbuch „Stereochemie“ (1930), in dem W. den damaligen Kenntnisstand darlegte. 1932 erhielt W. eine Dauerstelle als apl. Professor an der TH Braunschweig. →Hermann Staudinger (1881–1965) berief ihn 1937 auf ein Extraordinariat für Organische Chemie an der Univ. Freiburg (Br.). Seit 1933 Mitglied der SA und seit 1937 der NSDAP, wurde er im Entnazifizierungsverfahren 1949 als „entlastet“ eingestuft. 1944 wechselte W. als o. Professor und Institutsdirektor des Chemischen Instituts an die Univ. Tübingen und 1956 erneut an die Univ. Heidelberg (em. 1967), wo 150 Publikationen entstanden. 1960 erfolgte die Trennung in ein Anorganisch-Chemisches Institut und in ein Organisch-Chemisches Institut, das durch seine Initiativen auf fünf Lehrstühle ausgeweitet wurde. W. promovierte – ungewöhnlich für seine Frühphase – seit 1936 viele Frauen, u. a. →Lisa Löhmann, →Utta Pockels, →Liselotte Pohmer und →Maria-Helene Wetterling. Durch gezielte Nachwuchsförderung gründete er seit 1962 die rund 16 Personen umfassende „Wittig-Schule“, der u. a. →Reinhard W. Hoffmann (* 1933), →Gert Koebrich (1929–1974), →Manfred Schlosser (1934–2013) und →Ulrich Schöllkopf (1927–1998) angehörten. 1957 erhielt W. als erster Deutscher nach dem 2. Weltkrieg die Ehrendoktorwürde der Sorbonne.
W. fügte der Organischen Chemie neben der Radikalchemie und der von Meerwein begründeten Chemie der Carbenium-Ionen die Carbanionen-Chemie als dritten Pfeiler hinzu. Der Zugang zu den Organometallen gelang ihm 1940–42 mit Phenyllithium, das sein befreundeter Kollege, →Karl Ziegler (1898–1973), erstmals beschrieben hatte; seit 1937 fand W. mittels lithiumorganischer Verbindungen neuartige Reaktionen und Substanzklassen, z. B. den Brom-Lithium-Austausch an Aromaten, die Umlagerung von Ethern, die Formulierung des Dehydrobenzols C₆H₄ und die Entdeckung der Ammonium- und Phosphonium-Ylide. Die Arbeiten über at-Komplexe führten ihn zum Kalignost, einem wichtigen Reagenz zur quantitativen Bestimmung von Kalium- und Ammonium-Ionen. 1953 wurde die nach W. benannte Reaktion an einem ersten Beispiel beobachtet; bereits 1954 demonstrierte Schöllkopf die Verallgemeinerungsfähigkeit. Für die Synthese von Polyenen war die „Carbonylolefinierung“, die Entstehung einer neuen C=C-Doppelbindung an der ehemaligen Position der Carbonylgruppe, revolutionierend. Die Übertragung auf die industrielle Praxis erfolgte durch →Horst Pommer (1919–1987) bei der BASF in Ludwigshafen, wo damit u. a. Naturstoffe, wie Vitamine und verschiedene Steroide, synthetisiert wurden. Eventuell gaben die Nähe zur BASF und der Bezug eines Neubaus den Ausschlag zum Wechsel W.s an die Univ. Heidelberg.
Mithilfe einfacher Verbindungen wie Phenyllithium, Triphenylboran und Triphenylphosphin zeigte W. neue grundlegende Synthesemöglichkeiten in der Organischen Chemie mit Atomarten des gesamten Periodensystems auf.
Mit der W.-Reaktion gelingt es, organische Moleküle gezielt zu verknüpfen und komplexe Naturstoffe einfach und schonend großtechnisch herzustellen. Für diese Beiträge zur präparativen Chemie wurde W. 1979 zusammen mit →Herbert C. Brown mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.
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Auszeichnungen
|korr. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1953) u. d. Ac. des Sciences Paris (1969, ausw. 1971);
Dr. h. c. (Tübingen u. Hamburg 1962);
Mitgl. d. Leopoldina (1962) u. d. Ac. Nacional de Ciencias Córdoba, Ar|gentinien (1976);
Ehrenmitgl. d. Schweizer. Chem. Ges. (1963), d. Peruan. Chem. Ges. (1965), d. Ac. of Sciences, New York (1966), d. Chemical Soc. London (1967) u. d. Soc. Chimique de France (1971);
Dannie-Heineman-Preis d. Ak. d. Wiss. zu Göttingen (1965);
Otto-Hahn-Preis f. Chemie u. Physik (1967);
Paul-Karrer-Medaille (1972);
Médaille de la Chaire Bruylants d. Univ. Leuven (1972);
Roger-Adams-Award d. American Chemical Soc. (1973);
Karl-Ziegler-Preis (1975);
BVK mit Stern u. Schulterband (1980). -
Werke
Weitere W Phenyllithium, d. Schlüssel z. e. neuen Chemie metallorgan. Verbindungen, in: Die Naturwiss. 30, 1942, S. 696–703;
Über Triphenylphosphin-methylene als olefinbildende Reagenzien, in: Chem. Berr. 87, 1954, S. 1318–30 (mit U. Schöllkopf);
Small Rings with Carbon-Carbon Triple Bonds, in: Angew. Chemie Internat. Ed. 1, 1962, S. 415–19;
1,2-Dehydrobenzene, ebd. 4, 1965, S. 731–37;
The Directed Aldol Condensations, ebd. 7, 1968, S. 7–14 (mit H. Reiff);
The Role of Ate-Complexes as Rate-Determinig Intermediates, in: Quarterly Reviews, Chemical Soc. London 20, 1966, S. 191–210;
From Diyls over Ylides to My Idyll, in: Accounts of Chemical Research 7, 1974, S. 6–14. -
Literatur
|A. Maercker, The W. Reaction, in: Organic Reactions, Bd. 14, hg. v. A. C. Cope, 1965, S. 270–490;
W. Tochtermann, Structures and Reactions of Organic Ate-Complexes, in: Angew. Chemie, Internat. Ed. 5, 1966, S. 351–71;
H. Pommer, The W. Reaction in Industrial Practice, ebd. 16, 1977, S. 423–29;
R. W. Hoffmann, W. and his Accomplishments, Still Relevant beyond his 100th Birthday, ebd. 40, 2001, S. 1411–16;
ders., Dehydrobenzene and Cycloalkynes, 1967;
K. C. Nicolaou u. a., The W. and Related Reactions in Natural Product Synthesis, in: Liebigs Ann./Recueil, 1997, S. 1283–1301;
W. Tochtermann, ebd. 1997, H. 3, S. I–XXI (W-Verz., P);
Complete DSB;
Pogg. VI-VIII;
Forscher u. Erfinder;
Drüll, Heidelberger Gel.lex. IV;
Baden-Württ. Biogrr. IV;
– Qu Bibl. d. Univ. Heidelberg u. d. Chem. Inst. d. Univ. Heidelberg;
Archiv d. Leopoldina. -
Porträts
|Photogrr. (Bibl. d. Chem. Inst. d. Univ. Heidelberg).
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Autor/in
Werner Tochtermann † -
Zitierweise
Tochtermann, Werner, "Wittig, Georg Friedrich Karl" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 345-346 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117727121.html#ndbcontent