Lebensdaten
1550 – 1597
Geburtsort
Kißlegg (Allgäu)
Sterbeort
Regensburg
Beruf/Funktion
katholischer Reformtheologe ; Domprediger ; Bistumsadministrator
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117043214 | OGND | VIAF: 20446812
Namensvarianten
  • Millerius, Jakob
  • Müller, Jakob
  • Miller, Jakob
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Zitierweise

Miller, Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117043214.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Konrad;
    M Helena Küblin;
    Vt Georg Bickel ( 1593), Kanonikus aus Radolfzell, Pfarrer in Ottering; Verwandter Georg Müller (1594–1627), Pfarrer zu St. Kassian in R.

  • Biographie

    M. erhielt nach der Schulzeit in Radolfzell als erster Zögling des Collegium Germanicum aus dem Bistum Konstanz 1570-78 seine vollständige Ausbildung an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Nach der Priesterweihe (1577) und der Promotion an der Univ. Pavia (1579) wurde er Domprediger in Konstanz und wirkte als Mitarbeiter des Nuntius Felician Ninguarda und des Weihbischofs Balthasar Wurer in den folgenden Jahren maßgeblich an der Visitation und Reform seines Heimatbistums gemäß den Dekreten des Konzils von Trient mit. Nach Auseinandersetzungen mit dem Klerus, besonders dem Konstanzer Domkapitel, dessen zumeist adlige Mitglieder er in Rom ihres Lebenswandels wegen denunziert hatte, dem Konstanzer Kollegiatstift St. Stephan sowie mit verschiedenen Klöstern, deren des Konkubinats beschuldigte Vorsteher auf seine Veranlassung hin abgesetzt worden waren, verlor M. das Vertrauen des Konstanzer Bischofs, des Kardinals Marcus Sitticus v. Hohenems. Er wurde im März 1585 seiner Ämter und Pfründen, namentlich der Dompredigerstelle und eines Kanonikates an der Domkirche, das er 1583 erlangt hatte, enthoben, vorübergehend im Konstanzer Franziskanerkloster gefangengesetzt und danach aus dem Bistum Konstanz verdrängt. Hierzu sollte die, wie M. beteuerte, gegen seinen Willen 1586 geschehene Übertragung eines Kanonikates am Breslauer Domstift durch päpstliche Bulle, welche für Kardinal Hohenems den Weg zur Neu vergabe des Konstanzer Kanonikates eröffnete, dienen. M. nahm zwar 1590 von diesem Kanonikat Besitz, residierte aber nicht in Breslau, da er durch Vermittlung des Nuntius am kaiserl. Hof in Prag, Philippo Sega, dessen theologischer Ratgeber er inzwischen geworden war, 1587 im Bistum Regensburg Aufnahme gefunden hatte. Dort wurde er, etwa gleichzeitig mit seiner Rehabilitation in Rom hinsichtlich der ihm gegenüber erhobenen Vorwürfe, im Dezember 1587 als Generalvikar und Administrator für den minderjährigen Bischof, Hzg. Philipp Wilhelm von Bayern, eingesetzt. In dieser das einvernehmliche Vertrauen der Kurie als auch des Herzogs von Bayern erfordernden Stellung trat er als Vorkämpfer einer neuen, von Jesuitenschülern und Germanikern geprägten kirchlichen Führungsschicht hervor. Sein Eifer galt der Verwirklichung der Dekrete des Konzils von Trient mit Hilfe der von ihm (1588) verfaßten Diözesanstatuten als auch der (allerdings auf herzoglich bayer. Bistumsteile beschränkten) Visitation, die 1589 in seinem Auftrag neben anderen der schwäb. Germaniker Johann Hylinus (Hünle) durchführte. Dem gleichen Ziel galt die mit bayer. Unterstützung gegen den Widerstand des Regensburger Domkapitels betriebene Gründung einer Niederlassung der Jesuiten innerhalb der Mauern der prot. Reichsstadt Regensburg. 1589 wurden Kolleg und Schule in den Gebäuden des hierfür aufgehobenen Damenstiftes St. Paul (Mittelmünster) eröffnet, nachdem gleichartige Umwandlungspläne M.s betreffend die Benediktinerabtei Petershausen bei Konstanz gescheitert waren. 1592 erlangte M. die päpstliche Ernennung zum Domherrn und (ersten infulierten) Dompropst der Regensburger Kathedrale, worauf er zusammen mit anderen in der Zwischenzeit ins Domkapitel eingerückten Germanikern die Reform der Liturgie am Dom als Vorbild für das gesamte Bistum veranlaßte. M., der auch Kaiserlicher Kaplan am Regensburger Domstift und Apostolischer Protonotar war, galt als ein kompromißloser, aber wegen seines – bisweilen von bayer. Seite in Schranken gewiesenen – Ungestüms nicht immer geschickter Vertreter der kath. Reform.

  • Werke

    Constitutiones et decreta omnibus ecclesiarum rectoribus et presbyteris per dioecesim Ratisbonensem observanda, 1588;
    Ornatus ecclesiasticus h. e. Compendium rerum quibus quaevis rite decenterque compositae ecclesiae exornari ac redimiri debent, omnibus ecclesiarum praelatis et rectoribus per totam dioecesim Ratisbonensem necessarium (lat. u. dt. Ausg.), 1591.

  • Quellen

    Qu. Nuntiaturberr. aus d. Schweiz seit d. Concil v. Trient nebst ergänzenden Aktenstücken I: Die Nuntiatur v. Giovanni Francesco Bonhomini 1579–81, Dokumente I, bearb. v. F. Steffens u. H. Reinhardt, 1906, S. 439-41, 529-31; Nuntiaturberr. aus Dtld. 1585 (1584)-1590 II: Die Nuntiatur am Kaiserhofe 2: Antonio Puteo in Prag (1587–1589), hrsg. v. J. Schweizer, 1912, S. 154-56, 269 f.; dass. 1589-1592 II: Die Nuntiatur am Kaiserhofe 3: A. Visconte (1589–1591), C. Caetano (1591–1592), hrsg. v. J.|Schweizer, 1919, S. 6-11, 156 f., 548-50; dass. nebst ergänzenden Aktenstücken, Die Kölner Nuntiatur I: Bonomi in Köln, Santorio in d. Schweiz, Die Straßburger Wirren, bearb. v. S. Ehses u. A. Meister, 1895, Nachdr. 1969, S. 241, 246.

  • Literatur

    A. Steinhuber, Gesch. d. Kollegium Germanikum Hungarikum in Rom I, ²1906, bes. S. 306-14;
    K. Schellhaß, Gegenref. im Bistum Konstanz im Pontifikat Gregors XIII. (1572–85), 1925;
    ders., Der Dominikaner Felician Ninguarda u. d. Gegenref. in Süddtld. u. Österreich II: Felician Ninguarda als Nuntius 1578–80, 1939, S. 174 f., 193, 198-203;
    G. Zimmermann, Das Breslauer Domkapitel im Za. d. Ref. u. Gegenref. (1500–1600), 1938, S. 390 f.;
    A. Nägele, Die schwäb. Mitgll. d. Breslauer Domkapitels im 16. Jh., in: Zs. f. württ. Landesgesch., 1940, S. 369 ff.;
    K. Braun, Stud. z. Gesch. d. Konstanzer Domkapitels in d. zweiten Hälfte d. 16. Jh., Diss. Freiburg (Br.) 1960 (ungedr.);
    R. Reinhardt, Die Beziehungen v. Hochstift u. Diözese Konstanz zu Habsburg-Österreich in d. Neuzeit, 1966, S. 37;
    E. Camenzind, Weihbischof Balthasar Wurer v. Konstanz 1574-1598 u. d. kirchl. Reformbewegung in d. V Orten, 1968;
    Peter Schmidt, Das Collegium Germanicum in Rom u. d. Germaniker, Zur Funktion e. röm. Ausländerseminars (1552–1914), 1984, S. 276;
    K. Hausberger, Gesch. d. Bistums Regensburg I: MA u. Frühe Neuzeit, 1989, S. 326 f.;
    Kosch, Kath. Dtld.;
    LThK². – Eigene Archivstud.

  • Autor/in

    Joachim Seiler
  • Zitierweise

    Seiler, Joachim, "Miller, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 521-522 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117043214.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA