Lebensdaten
1836 – 1911
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Verleger
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116548584 | OGND | VIAF: 77070204
Namensvarianten
  • Kröner, Adolf (bis 1905)
  • Kröner, Adolf von
  • Kröner, Adolf (bis 1905)
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Zitierweise

Kröner, Adolf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116548584.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig Ferdinand (1807–62), Stabsfourier, später Verwalter am Bürgerhospital in St., S d. Feldwebels Joh. Georg ( b. Smolensk 1812) u. d. Christina Magdalena Lausser;
    M Christine Magdalena (1799–1876), T d. Sergeanten Joh. Friedrich Ebner u. d. Maria Barbara Kies;
    B Carl (1835–1929), Paul (1839–1900), beide Verleger;
    - Stuttgart 1860 Amalie (1838–1905), T d. Hof- u. Kanzlei-Buchdruckereibes. Carl Mäntler (1799–1859) in St. u. d. Emilie Luise Brann (adopt. Elsässer, 1806–80);
    3 K, u. a. Alfred (s. 2) u. Robert (s. 3).

  • Biographie

    K. studierte nach dem Abitur 1853 am Pariser Konservatorium Gesang, gab jedoch den Plan, Opernsänger zu werden, bald auf. 1854 ging er nach Leipzig, um Schauspieler zu werden, kam aber auch hiervon wieder ab und entschied sich für den Beruf des Buchhändlers. Zum Jahresbeginn 1855 trat er als Lehrling in die Stuttgarter Sortimentsbuchhandlung Wilhelm Bach ein. Im Spätsommer arbeitete er einige Wochen lang in L. Bosheuyers Buchhandlung in Cannstatt und nahm im Oktober eine Stellung als Gehilfe in der Riegorschen Buchhandlung in München an. Durch seine Jugendfreunde Wilhelm Hertz und Robert v. Hornstein wurde er in den Künstlerkreis „Krokodil“, dem Geibel und Heyse präsidierten, eingeführt. K.s literarisches Urteil wurde in diesem Kreis entscheidend geprägt. Im Okt. 1857 wurde er Buchhalter der Artistischen Anstalt von F. Malté in Stuttgart. 1859 übernahm er den Betrieb seines Schwiegervaters, in dem damals drei Setzer, ein Drucker und ein Lehrling beschäftigt waren, und gründete im Herbst 1859 den Verlag „Gebr. Mäntler (A. Kröner)“. Zwei Jahre später löste er den Verlag unter dem Namen „A. Kröner Verlagsbuchhandlung“ von der Druckerei. Er gewann Melchior Meyr als Autor (1861) und sammelte Werke seiner Münchener Freunde im „Münchener Dichterbuch“ (1862, ³1863). Als Autoren folgten Hertz (1862/63), Heyse (1863) und vor allem Hermann Kurz (Gesammelte Werke, 10 Bde., 1874 f.), ferner durch den Erwerb des Becherschen (1864) und des Krabbeschen Verlags (1870, beide Stuttgart) Hans Hopfen, Ernst Eckstein, Wolfgang Menzel, Ottilie Wildermuth und Robert v. Hornstein. 1867 wurde K.s Bruder|Carl Teilhaber des Verlags, sein Bruder Paul Teilhaber der Druckerei, die dieser seit 1864 leitete. 1877 wurden Verlag und Druckerei wieder zusammengeschlossen, Paul wurde Teilhaber der Gesamtfirma. Die Lust an der Veränderung der juristischen Form und der Gliederung seiner Unternehmen hat K. nie verloren.

    1877 wurde K. zum Vorsitzenden des Süddeutschen Buchhändler- und des Stuttgarter Verlegervereins, 1878 zum 2. Schriftführer, 1880 zum stellvertretenden Vorsteher und 1882 zum 1. Vorsteher des Börsenvereins der deutschen Buchhändler gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis 1888 und noch einmal 1889-92. Er darf als der bedeutendste Mann auf diesem Posten in der 2. Jahrhunderthälfte bezeichnet werden. Innerhalb des Börsenvereins wurde er der Führer der Reformbewegung, die das Gleichgewicht zwischen den Zentren Leipzig und Berlin einerseits und dem übrigen deutschen Buchhandel andererseits erstrebte und um die Respektierung des festen Ladenpreises rang. 1887 verabschiedete die Hauptversammlung des Börsenvereins in Frankfurt/Main K.s Reformwerk und die neuen Statuten des Vereins. Im folgenden Jahr konnte das neue „Deutsche Buchhändlerhaus“ in Leipzig eingeweiht werden.

    In seinen eigenen Unternehmen beschäftigte K. inzwischen über 800 Personen. 1884 hatte er nach dem Tode Ernst Keils dessen Verlag und „Die Gartenlaube“ übernommen, deren Redaktion er 20 Jahre lang selbst leitete. 1888 verschmolz er die Jugendschriftenabteilung des Verlags R. Chelius und den Verlag Hermann Schönlein, in dem das „Buch für alle“ und die „Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens“ herauskamen, mit seinem eigenen Verlag. 1890 gab er dem neuen Komplex, einem Sammelbecken volkstümlicher Literatur, zu dem noch der Verlag Wilhelm Spemann hinzutrat, den Namen „Union Deutsche Verlagsgesellschaft“ (Stuttgart, Berlin, Leipzig). Geschäftsführung und Aufsichtsratsvorsitz behielt K. bis 1904 bei. 1937 wurde die Aktiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt und 1957 in „Union Verlag Stuttgart“ umfirmiert.

    Seit 1889 galten K.s Bemühungen in erster Linie der Cotta’schen Buchhandlung, deren Druckerei er Ende der 70er Jahre gepachtet und 1886 käuflich erworben hatte. Nachdem er Carl v. Cotta für seinen Plan der „Mark-Bücher“ gewonnen hatte, konnte er seinen EinfluB auf dessen Verlag verstärken. Seit 1882 erschien unter beider Namen die „Bibliothek der Weltliteratur“. Am 1.1.1889 ging „Cotta“ in den Besitz K.s und seines Bruders Paul über (J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger) und erlebte – zumindest quantitativ – einen neuen Aufschwung und eine letzte Blütezeit. Der wissenschaftliche Verlag der Cotta’schen Buchhandlung erhielt wertvollen Zuwachs aus dem Verlag Wilhelm Hertz, der nach dem Tod des Gründers 1901 von K. für Cotta erworben worden war. Die Verlagsgebiete wurden infolge der zunehmenden Spezialisierung allerdings eingeengt. So wurde der technische Verlag dem Verlag A. Bergsträßer angegliedert, den K. 1897 erwarb und 1898 seinem älteren Sohn Alfred übergab; auch eine große Zahl wissenschaftlicher Werke anderer Sparten wurden an Alfred abgetreten. Naturwissenschaften, Medizin, Land- und Forstwirtschaften sowie Theologie verschwanden allmählich aus dem Verlag, der nur noch geisteswissenschaftliche Fächer und Volkswirtschaft pflegte. Auf dem Gebiet der Rechts- und Staatswissenschaften spielten noch immer die Klassiker Lorenz v. Stein und Gustav Schmoller eine Rolle, daneben die Finanzexperten Georg v. Mayr und Georg Schanz, der seit 1884 das „Finanz-Archiv“ im Verlag herausgab. Lujo Brentano und Walter Lotz zeichneten seit 1893 für die „Münchener volkswirtschaftlichen Studien“ verantwortlich, die bei K.s Tod über 100 Monographien umfaßten. Auf dem Gebiet der Philosophie dominierten Frdr. Th. Vischer, Frdr. Jodl, Heinr. v. Stein, Ed. Engel und Franz Brentano. Oldenbergs „Buddha“ (in der Bearbeitung von H. v. Glasenapp) wurde ein Standardwerk des Verlags, das zwei Kriege überdauerte. Die „Bibliothek deutscher Geschichte“ wurde vollendet. Heinr. Brunner und Alfred Doren gehörten ebenso zu den erfolgreichen Autoren wie Veit Valentin, Heinr. Friedjung, Meinecke und Erich Marcks, wurden aber überflügelt von Bismarck, dessen „Gedanken und Erinnerungen“ bei Cotta erschienen. K. – Mitglied des „Deutschen Nationalvereins“ und der „Deutschen Partei“ in Württemberg, deren Organ, die „Schwäb. Volkszeitung“, er herausgab – war ein leidenschaftlicher Bismarckverehrer. 1890 gelang es ihm, die Verlagsrechte an den Memoiren Bismarcks für Cotta zu erwerben. Die erste Frucht dieser Verbindungen waren „Die politischen Reden des Fürsten Bismarck“ (hrsg. v. H. Kohl, 14 Bde., 1892 f.). Gleich nach Bismarcks Tod (1898) erschienen die beiden ersten Bände der „Gedanken und Erinnerungen“, während der|dritte bis nach dem Tod Wilhelms II. unveröffentlicht bleiben sollte. Das Werk erlebte einen ungeheueren Absatz. 1901 folgten die beiden Bände des Anhangs: „Kaiser Wilhelm I. und Bismarck“ und „Aus Bismarcks Briefwechsel“, 1903 und 1906 Bismarcks Briefe an die Gattin. Aus dem Göschenverlag übernahm K. eine Auswahlausgabe der Reden und das „Bismarck-Jahrbuch“, das 1894-99 erschien.

    Da die Zeitschriften und Zeitungen einen zu umfangreichen speziellen Apparat benötigten, wurden 1894 das „Ausland“ an Vieweg, 1896 „Dinglers Polytechnisches Journal“ an Richard Dietze und 1895 die „Allgemeine Zeitung“, das „Schoßkind“ Cottas, an einen neuen „Verlag der Allgemeinen Zeitung“ abgegeben, der das Blatt zunächst noch als Tageszeitung, seit 1908 als Wochen- und 1912-14 schließlich als Monatsschrift fortführte. Der Musikalienverlag wurde ausgebaut, besonders durch eine Ausgabe von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ in einer Bearbeitung Eugen d'Alberts sowie durch zahlreiche Klavierbearbeitungen von Klassikern.

    Auch der philologische und literarhistorische Verlag wurde unter K. gepflegt. 1902-07 entstand eine 40bändige kritische Ausgabe von Goethes „Sämtlichen Werken“, die in Erinnerung an die erste Cotta’sche Gesamtausgabe von 1806-10 den Namen „Jubiläumsausgabe“ erhielt, und als Gegenstück dazu 1904/05 eine 16bändige Schillerausgabe, die anläßlich Schillers 100. Todestag „Säkularausgabe“ genannt wurde. Die „Bibliothek der Weltliteratur“ wurde unablässig erweitert, die „Volksbibliothek deutscher Klassiker“ wurde 1889 unter der Bezeichnung „Cotta’sche Volksbibliothek“ wieder aufgegriffen und diese wiederum 1902 von der „Cotta’schen Handbibliothek“ abgelöst.

    Für die Entwicklung des literarischen Verlags war es verhängnisvoll, daß K. die neuen Strömungen falsch einschätzte. Als „des deutschen Volkes Schatzhüter“ (H. Schiller) lehnte er den Naturalismus eines Gerhart Hauptmann ab und wies Detlev v. Liliencron, Heinr. Mann und Rilke, die bei ihm publizieren wollten, ab. Andere – etwa Arthur Schnitzler und Hermann Hesse – wurden erst umworben, als es zu spät war. Verlegerischen Erfolg brachten die Werke Sudermanns, die 1892 vom Verlag F. und P. Lehmann erworben worden waren. Im übrigen pflegte K. die seichte Mode- und Unterhaltungsliteratur, die die echten Begabungen dem Verlag entfremdete. Ida Boy-Ed, Wilhelmine v. Hillern, Thea v. Harbou und Felicitas Rose, Richard Voß, Rudolf Stratz und Rudolf Herzog erlebten hohe Auflagen. Autoren wie Paul Heyse, Gottfried Keller und Theodor Fontane stammten aus dem Hertz’schen Erbe (1901). Mit dem 1899 erworbenen Verlag A. G. Liebeskind wurde das Gesamtwerk Heinr. Seidels übernommen. Die Frauen waren vertreten durch Isolde Kurz, deren Familie mit K. freundschaftlich verbunden war, durch Lou Andreas-Salomé, Helene Böhlau, Frieda v. Bülow und Isabella Kaiser. Der „Cotta’sche Musenalmanach“, 1891-1900 von Otto Braun herausgegeben, stellt einen guten Querschnitt durch die zeitgenössischen literarischen Strömungen dar.

    1891-97 waren Wilhelm Spemann, 1892-98 Alfred Kröner Teilhaber der Firma, die 1899 in eine GmbH umgewandelt wurde, in der K. den Aufsichtsrat innehatte und mit seinem Sohn Robert die Geschäftsführung teilte. 1901 wurde in Berlin eine Filiale errichtet und unter die Leitung Wilh. Köbners ( 1919) gestellt. Cotta firmierte fortan mit „Stuttgart und Berlin“. 1904 trat an die Stelle der Gesellschaft K. als einziger Besitzer der Cotta’schen Buchhandlung, 1907 wurde sein Sohn Robert Teilhaber.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger v. Leipzig (1888), GKR (1889), Dr. phil. h. c. (Tübingen 1909), Dr. oec. publ. h. c. (München 1909), Ehrenmitgl. d. Börsenver. d. dt. Buchhändler (1909).

  • Literatur

    Adreßbuch d. Dt. Buchhandels, 1912;
    Verlagskat. 1912, 1924, 1928;
    J. Goldfriedrich, Gesch. d. Dt. Buchhandels 1805–89, IV, 1913;
    G. Menz (Hrsg.), Dt. Buchhändler, 24 Lb. führender Männer d. Buchhandels, 1925, S. 133-44 (P);
    H. Schiller, A. K., 1936 (P);
    A. Meiner, Der Dt. Verlegerver. 1886-1935, 1936;
    L. Lohrer, Cotta, Gesch. e. Verlags 1659-1959, 1959 (P);
    Dt.GB 46.

  • Porträts

    Ölgem. v. W. Auberlen, Abb. b. Schiller, s. L, Lohrer, s. L.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Kröner, Adolf von" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 59-61 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116548584.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA