Lebensdaten
1681 – 1735
Sterbeort
Kassel
Beruf/Funktion
braunschweigischer und hessischer Staatsmann
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 102572690 | OGND | VIAF: 2862065
Namensvarianten
  • Stain, Johann Friedrich von
  • Stain zu Reichenstein, Johann Friedrich, Freiherr von
  • Stain, Joannes Fridericus de
  • mehr

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Stain, Johann Friedrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102572690.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Stain: Joh. Friedrich v. St., Erb- und Gerichtsherr des freien Reichsguts Mühlhausen an der Enz, hervorragender Staatsmann in braunschweigischen und hessischen Diensten, ist am 15. Juli 1681 zu Campen in Holland als Sohn eines auch zu diplomatischen Diensten verwandten Generals geboren. Nachdem er in Herzogenbusch und Gent seinen ersten Unterricht genossen hatte, kam er im 11. Lebensjahre als Edelknabe an den Hof des Herzogs Anton Ulrich von|Braunschweig. 1698 bezog er die Universität zu Tübingen, welche er 1700 mit der zu Leyden vertauschte. Nach Beendigung seiner akademischen Studien suchte er sich auch einige Kenntniß von militärischen Dingen zu verschaffen und nahm zu diesem Zwecke als Volontär an der Belagerung von Landau theil (1702). Nach deren Beendigung ernannte ihn der Markgraf Friedrich Magnus von Baden-Durlach zum Kammerjunker und Hofmeister seines Sohnes Christoph, der als Hauptmann in holländischen Diensten stand und den er in den Feldzügen der beiden folgenden Jahre begleitete. Nachdem er dann vorübergehend erst in Württemberg, dann in Hessen-Darmstadt Dienste genommen hatte und in letzterem Staate bis zum Geheimen Kriegs- und Legationsrathe emporgestiegen war, übernahm er im J. 1717 die Stelle eines Braunschweigisch-Wolfenbüttelschen Geheimen Raths und Reichstagsgesandten, die er bis 1721 zur größten Zufriedenheit seines Auftraggebers bekleidete, der ihn dann zum Minister und Hofgerichtspräsidenten ernannte. In dieser Stellung führte er Namens seines Herzogs die Geschäfte bei den 1729 in Braunschweig unter Vermittelung der Herzöge von Braunschweig und Gotha geführten Verhandlungen, welche einen Ausgleich der damals zwischen Preußen und England schwebenden Streitigkeiten zur Folge hatten. Nach dem Tode des Herzogs August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel (1731) trat er als Geheimer Rath und Regierungs-Präsident in die Dienste des Landgrafen Friedrich I. von Hessen-Cassel, welcher zugleich den schwedischen Thron inne hatte. Von 1731—33 verblieb er in Cassel, 1734 aber wurde er von dem Könige nach Schweden berufen, wo er namentlich in den schwierigen Verhandlungen mit dem schwedischen Reichstage eine nicht unbedeutende Rolle spielte und sich in hohem Maaße das Vertrauen seines Königs erwarb. Seine ebenso uneigennützige als erfolgreiche politische Wirksamkeit fand in den weitesten Kreisen allgemeine Anerkennung. Daneben aber verwerthete er seine einflußreiche Stellung auch zur Förderung wissenschaftlicher und künstlerischer Bestrebungen. So war er es namentlich, der den geschichtlichen Studien über den dreißigjährigen Krieg und den westfälischen Frieden eine neue, reiche Anregung durch die liberale Eröffnung des schwedischen Archivs in Stockholm verschaffte. Der Herausgeber der Acta pacis Westfalicae publica, Joh. Gottfr. v. Meiern, hat mit warmem Dante und hoher Anerkennung bekannt, daß ihm die vollständige Sammlung seines Materials nur durch das weitgehende Entgegenkommen des hessisch-schwedischen Ministers ermöglicht worden sei. Auch er selbst ist als braunschweigischer Reichstagsgesandter in Regensburg in den Jahren 1717 bis 1720 schriftstellerisch thätig gewesen und hat eine Reihe scharfsinniger politischer Abhandlungen geschrieben, die er dem Landgrafen Karl einsandte, die aber nicht im Druck erschienen sind. Auch besaß er eine reichhaltige und viele bibliographische Seltenheiten enthaltende Bibliothek, von der ein Theil später in den Besitz der hessischen Landesbibliothek in Cassel gekommen ist. Anfangs 1735 kehrte er, nachdem er von der Gesellschaft der Wissenschaften zum Mitglied aufgenommen worden war, nach Cassel zurück, erlag aber dort alsbald einer acut verlaufenden Krankheit (27. Februar 1735).

    • Literatur

      Vgl. Joh. Nicol. Funck, Oratio funebris beatis manibus ... Joh. Friderici S. R. I. Equitis et lib. Bar. de Stain ... Friderico Suedorum Regi, Hassiae Lantgravio a sanctioribus consiliis etc. Rinteln 1735; ferner den Vorbericht von Meiern's zum 4. Theile der Acta pacis Westfalicae publica, Hannover 1735, Folio. — Strieder, Hessische Gelehrten-Geschichte. IV, S. 269 Anm. und die Acten des Marburger Staatsarchivs, welches auch als bibliographische Seltenheit ein auf Stain's Tod verfaßtes Gedicht: „Gedanken über die unvermuthete Gegenwarth der Printzessin Maria Durchläucht|und der sämbtlichen Dames bey der Beerdigung des Seel. Herrn Regierungs-Praesidenten Freyherrn von Stains Excellence“ (Cassel 1735) besitzt.

  • Autor/in

    Georg Winter.
  • Zitierweise

    Winter, Georg, "Stain, Johann Friedrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893), S. 411-413 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102572690.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA