Lebensdaten
1776 – 1856
Geburtsort
Gröba/Elbe (Sachsen)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Kaufmann ; Agrarökonom ; Brauereibesitzer ; Großindustrieller ; Kunstsammler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 100591604 | OGND | VIAF: 39709376
Namensvarianten
  • Speck von Sternburg, Maximilian Freiherr von
  • Speck-Sternburg, Maximilian Freiherr von
  • Speck-Sternburg, Max Freiherr
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Zitierweise

Speck von Sternburg, Max Freiherr (seit 1829), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100591604.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus bad. Fam., deren Stammreihe mit Hans Jacob S. (erw. 1662, vor 1689), Landwirt in Rüppurr b. Karlsruhe, beginnt;
    V Maximilian S. (1732–78), Jäger, Gastwirt in G., S d. Johann Ludwig (1691–1735), Jäger, Förster in Vogelsberg b. Kocherstetten u. Bodenhof, u. d. Maria Ursula Götz (1687–1763), Metzgermeisters-T;
    Stief-V seit 1781 Johann Gottlieb Kabisch, Bedienter in G., 1797 Pachtgastwirt in Borsdorf b. L.;
    M Anna Christiane (1751–1807), T d. Johann Georg Waltenberger, Erb- u. Lehnrichter in Klossa/Elster (Clossa) b. Jessen (Sachsen-Anhalt), u. d. Anna Margarethe N. N.;
    Ur-Gvv Hans Jacob S. ( v. 1715), mgfl. bad. Jäger;
    Leipzig 1811 Charlotte Elisabeth (1778–1836), T d. Christian Friedrich Hänel v. Cronenthall (1743–1820), Kaufm., Senator, Ratsherr u. Bgm. in L., u. d. Elisabeth Marie Anna Obermann;
    3 S Alexander Maximilian (1821–1911, sächs. Anerkennung als Frhr. 1859, 1] Martha, 1824–78, T d. James Stocks, Arzt in d. Gfsch. York, 2] Pauline, 1831–96, T d. Carl v. Klenze, preuß. Reg.rat, u. d. Walpurga Best), Fideikommissherr auf Lützschena, Kunstsammler (s. BJ 16, Tl.), 2 Tu. a. Maria (1813–81, Josef Frhr. v. Hormayr zu Hortenburg, 1781–1848, 1808–13 Dir. d. Geh. Hausarchivs in Wien, 1847 Vorstand d. Allg. Reichsarchivs in München, Hist., Pol., s. NDB IX); Schwager Gustav Friedrich Hänel (1792–1878), Prof. d. Röm. Rechts in L., Rechtshist. (s. ADB 49), Gustav Hänel (1800–33), Prof. d. Med. in L. (s. BLÄ);
    E Maximilian (1851–91), preuß. Lt., Hermann (1852–1908), dt. Botschafter, Sammler v. Ethnographica, sächs. Major (s. L), Alexander (1856–1916), Fideikommissherr auf Lützschena;
    Urur-E Wolf-Dietrich (* 1935), Hotelkaufm. in München, gründete 1996 d. Maximilian Speck v. Sternburg-Stiftung z. Förderung junger Künstler u. Kunsthistoriker sowie z. Erhalt d. Slg. im Mus. d. Bildenden Künste in L., Maecenas-Ehrung d. Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute 1992, Verdienstorden d. Freistaates Sachsen 1992, Ehrenmedaille d. Stadt Leipzig 2005 (s. L).

  • Biographie

    S. wuchs als Hirtenjunge ohne schulische Vorbildung auf und kam 14jährig als Handelsgehilfe in eine Tuchwarenhandlung in Leipzig, wo er bald die franz. und engl. Sprache erlernte. 1796 erhielt er die Stelle eines Korrespondenten im Leipziger Wollhandelshaus Beyer u. Co., für das er als Teilhaber seit 1801 auf ausgedehnten Reisen Zweigstellen in Europa aufbaute. Dabei besuchte S. in Paris, London, Wien und St. Petersburg bedeutende Kunstsammlungen und erwarb seit etwa 1807 selbst Kunstwerke, zunächst v. a. Gemälde der holländ. Malerei des 17. Jh., aber auch die damals nur von Kennern geschätzte altdt. und altniederl. Malerei des 15. Jh., und seit 1821 zudem Abgüsse antiker Skulpturen. 1815 kaufte er einen großen Kaufmannshof im Leipziger Stadtzentrum („Specks Hof“). Seit 1818 Inhaber eines Engrosgeschäfts „Wollhandlung, auch Kommissionslager Niederländ. Tuche und Cashmire“, handelte er zudem mit Kupfer, Talg und Schweineborsten. 1822 ersteigerte er das Rittergut Lützschena bei Leipzig, womit die persönliche Erhebung in den Rang eines Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn verbunden war. Lützschena wurde als Mustergut betrieben mit moderner Schaf-, Rinder-, Schweineund Ziegenzucht, verbesserten Saat- und Erntemethoden und einer engl. Knochenmühle zur Gewinnung von Düngemitteln. S. unterhielt Kontakte zu frühen Agrarwissenschaftlern und Pflanzen- und Tierzüchtern wie Albrecht Daniel Thaer, Christian Carl André und Robert Bakewell, zu deren Ehre er in seinem engl. Landschaftspark einen Tempel errichtete. 1825 unternahm er auf Einladung von Zar Alexander I. eine mehrmonatige Rußlandreise zur Einführung von Musterschäfereien und Pflanzschulen. 1826 gründete S. einen „Landwirtschaftlich-Technischen Lehrverein“ mit Bibliothek in Lützschena; 1834 machte er seine bedeutende Gemäldesammlung der Öffentlichkeit zugänglich.

    Bereits das erste gedruckte Verzeichnis der Sammlung von 1827 führt 188 Gemälde auf, in einem zweiten Verzeichnis (1837) werden 275 Gemälde, 194 Handzeichnungen, 14 plastische Bildwerke, 231 Kupferstiche und eine umfangreiche Bibliothek genannt. Den Schwerpunkt der Gemäldesammlung bildete die holländ. und fläm. Malerei des 17. Jh., darunter Meisterwerke von Peter Paul Rubens („Das Schiffswunder der Hl. Walburga“), Pieter de Hooch („Unterricht im Laufen“) und Bartholomäus van der Helst („Alte Frau im Fenster“). Zu den Schätzen zählen aber auch Bilder des 15. Jh. von Rogier van der Weyden („Heimsuchung“) und Lucas Cranach d. Ä. („Adam und Eva“). Neben der ital., franz. und span. Malerei des 17. Jh. erwarb S. auch Meister des 18. Jh. (u. a. Johann|Kupetzky, Christian Seybold, Christian Wilhelm Ernst Dietrich) und erteilte Aufträge an herausragende zeitgenössische Maler (u. a. Friedrich Wilhelm v. Schadow u. Caspar David Friedrich).

    Von seinen Reisen brachte S. neue Erfindungen wie eine Brückenwaage für schwere Gewichte, einen viersitzigen Landauer mit festen Achsen oder einen für die damalige Zeit luxuriösen Nachtstuhl mit Wasserbehälter und Pumpe als Vorläufer des Wasserklosetts mit; diese wurden in Lützschena der Öffentlichkeit präsentiert. 1828 wurde S. von Kg. Ludwig I. nach Bayern berufen, um hier die Schafzucht zu modernisieren. Er erhielt die Pacht des Staatsgutes Fürstenried bei München auf zehn Jahre und erwarb das ehem. Benediktinerstift St. Veit in Oberbayern. Der mit der Erhebung in den Freiherrenstand verbundene Namenszusatz „von Sternburg“ wurde von S. selbst gewählt und könnte auf den fast märchenhaften Aufstieg vom Hirtenjungen zum Kaufherrn verweisen und zum anderen auf den von dem Agrarreformer und Kunstsammler S. empfundenen Antrieb, zur Hebung der technischen und geistigen Bildung seiner Zeitgenossen beizutragen.

    In seinem Testament von 1852 legte S. fest, daß die Sammlung als Ganzes erhalten, durch Fideikommiss vererbt und durch den letzten Besitzer des Fideinachlasses an das städt. Kunstmuseum Leipzig übergeben werden sollte. Durch die Auflösung der Fideikommisse in den 1920er Jahren bestand für die Nachkommen nicht mehr die Verpflichtung, die Kunstsammlung der Stadt Leipzig zu übergeben. In der DDR wurde die enteignete Sammlung im Museum der Bildenden Künste in Leipzig aufbewahrt. In diesem Museum befindet sich die 1996 durch Wolf-Dietrich Frhr. Speck v. Sternburg in die „Maximilian Speck v. Sternburg Stiftung“ überführte Sammlung nunmehr als Dauerleihgabe.

  • Auszeichnungen

    Rr. d. russ. Ordens d. hl. Wladimir (1825);
    Ehrenmitgl. d. Preuß. Ak. d. Künste (1831).

  • Werke

    Ansichten u. Bemm. über Malerei u. plast. Kunstwerke, 1846;
    Verz. d. v. S.’schen Gem.-Slg. mit darauf Beziehung habenden Steindrücken, hg. u. mit hist.-biogr. Bemm. begleitet v. Besitzer derselben, 1827 (P);
    K. Hommel (Hg.), „Es giebt nur e. Paris in d. Welt“, Ed. d. Reisetagebücher d. Rr. M. v. S., 2006.

  • Literatur

    ADB 35;
    Wolf-Dietrich Frhr. Speck v. Sternburg, Gesch. d. Rr. v. S., Frhr. v. S., 1997 (P);
    E. Beaucamp, Die Passionen e. Wollhändlers, in: FAZ v. 18. 7. 1998 (P);
    D. Müller, Blühende Landwirtschaften, in: SZ v. 24. 7. 1998;
    C. Wiedemann, Dem König e. Freund, d. Kunst e. Diener, ebd. 27. 1. 2000;
    H. Guratzsch (Hg.), Ein Europäer d. Goethezeit als Kunstsammler, Ausst.kat. Leipzig 1998;
    zu Hermann:
    BJ 13, S. 134 f. u. Tl.;
    St. Rinke, Zw. Weltpol. u. Monroe Doktrin, Botschafter S. v. S. u. d. dt.-amerik. Beziehungen 1898–1908, 1992;
    zur Fam.:
    G. Kalch, Die Frhr. S. v. S., in: Bll. d. bayer. Landesver. f. Fam.kde. 12, 1934, S. 66–68;
    GHdA Frhrl. Häuser B IV, 1967, S. 430–35.

  • Porträts

    Ölgem. v. J. C. Rösler, um 1815 (Fam.bes.) u. F. v. Amerling, 1832 (Leipzig, Mus. d. Bildenden Künste).

  • Autor/in

    Jan Nicolaisen
  • Zitierweise

    Nicolaisen, Jan, "Speck von Sternburg, Max Freiherr" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 637-638 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100591604.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Speck: Maximilian Freiherr v. S.-Sternburg, Besitzer des Ritterguts Lützschena bei Leipzig, geb. am 30. Juli 1776 zu Gröba bei Riesa, am 22. December 1856 in Leipzig. Er war der Sohn armer Eltern, begann seine Laufbahn in einer Detailhandlung Leipzigs, suchte sich dabei durch eigenen Fleiß in den neueren Sprachen, der Länder- und Völkerkunde und den technischen Wissenschaften auszubilden, trat dann in eine größere Handlung Leipzigs, wo er Gelegenheit fand, auf häufigen Reisen nach Frankreich, Belgien, England und Holland mit den commerciellen Verhältnissen und dem Zustande der Bodencultur und des Gewerbfleißes dieser Länder bekannt zu werden. Vorzüglich war es die seine sächsische Schafwolle, in welcher er großartige Geschäfte nach England machte. Neben rascher Entwicklung dieses Handels bahnte er aber auch eine allgemeine Vervollkommnung der Schafzucht in Deutschland, Oesterreich und Rußland an, wodurch sich die Blicke der Regenten dieser Länder immer mehr auf ihn richteten. So kam es, daß der Kaiser Alexander von Rußland S., welcher bereits 1821 das Rittergut Lützschena behufs Aufstellung einer Electoralheerde und Begründung einer Musterwirthschaft gekaust hatte, 1825 berief, um in Rußland die Schafzucht auf die höchstmögliche Stufe der Entwickelung zu bringen. Infolge dessen bereiste er einen großen Theil Rußlands, und wenn auch der Tod des Kaisers Alexander die Gründung einer großen Musterschäferei vereitelte, so hörte S. doch nicht auf, das lebendigste Interesse an Rußlands Entwicklung in landwirthschaftlicher und gewerblicher Beziehung zu bethätigen. Nach und nach schickte er gegen 10,000 der besten sächsischen Schafe nach Rußland, wodurch der Grund zum Aufblühen der dortigen Schäfereien gelegt wurde. Im Auftrag des Königs Ludwig von Baiern erging 1828 eine Einladung an S. zur umfangreichsten Mitwirkung an der Beförderung landwirthschaftlicher Industrie in Baiern, der er ungesäumt folgte. Er laufte die dem Damenstift St. Anna gehörende Herrschaft St. Veit in Oberbaiern, um eine Musterwirthschaft daselbst anzulegen, pachtete auch zur Errichtung einer zweiten Musterwirthschaft das Staatsgut Fürstenried bei München. Er wirkte in Baiern durch Gründung umfangreicher Schafzüchtereien und Schäferschulen, Anbahnung von Wollmärkten, Verbesserung der Rindviehzucht. Infolge dessen wurde er 1836 von dem König von Baiern in den Freiherrnstand erhoben. Beinahe ein halbes Jahrhundert hindurch lassen sich die Bestrebungen verfolgen, welche S. im Interesse des Volkswohls Deutschlands sich angelegen sein ließ. Er legte die erste baierische Bierbrauerei in Sachsen an, führte den Hopfenbau daselbst ein, gründete 1851 eine höhere landwirthschaftliche Lehranstalt in Lützschena, sowie eine Kleinkinderbewahranstalt. Daß er auch ein großer Freund der Kunst und Wissenschaft war, davon zeugen seine allbekannte Gemäldegallerie und seine verschiedenen im Druck erschienenen Schriften, die neben Landwirthschaft auch Fragen der Kunst und Wissenschaft behandeln. U. a. beschrieb er die Wirthschaft des Rittergutes Lützschena und den Betrieb des Hopfenbaues daselbst.

  • Autor/in

    Löbe.
  • Zitierweise

    Löbe, William, "Speck von Sternburg, Max Freiherr" in: Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893), S. 78 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100591604.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA