Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Nürnberger Patrizier
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 124222773 | OGND | VIAF: 32924351
Namensvarianten
  • Rieter
  • Riether

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Rieter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124222773.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Anfänge der R. liegen weitgehend im Dunkeln. Gesichert ist, daß 1361 ein Heinz ( 1376 ?) das Neubürgerrecht in Nürnberg erwarb, 1391 wurden Elß und ihr Sohn Niclas ( 1404 ?) Neubürger. Wahrscheinlich stammt die Familie aus Ebern (Haßberge), wo sie mit Sebald ( 1469) und dessen Nachkommen Verwandte hatte, denen 1450 bei der Vorschickung Kornburg Erbrechte eingeräumt wurden. 1437/38 wurde Pefer ( 1462), der spätere Stifter der Vorschickung Kornburg, als Jüngerer Bürgermeister Mitglied des Inneren Rats der Reichsstadt Nürnberg. Die R. waren zu jener Zeit mit den Patrizierfamilien Haller und Stromer/Stromeir verschwägert; Peter selbst war in erster Ehe mit Clara Grundherr ( 1419), dann mit Barbara v. Seckendorff ( 1476) verheiratet. Die Enkel dieses ersten Ratsmitglieds aus dem Hause R., Sebald ( 1488) und Peter ( 1502), wurden 1474 von Ks. Friedrich III. zu Rittern geschlagen. Eine 1706 ausgestorbene Linie wurde 1696 in den Reichfreiherrenstand erhoben.

    Hans ( 1414) ist in Geldgeschäften mit den Medici belegt. Seit 1384 erwarben die R. ein Vermögen im Fernhandel mit Genua, Mailand, Rom, Pettau, Ofen, Antwerpen und Kastilien. 1390-1512 besaßen sie das sog. „Haus zur Ersten Bitte“ in Nürnberg, wo die neugewählten Röm. Könige auf ihrem seit 1356 in Nürnberg abzuhaltenden ersten Reichstag jeweils die Reichslehen und Regalien verliehen.

    Weit umfangreicher als der Besitz in Nürnberg selbst waren die westlich und südlich davon sowie die in Schwaben (Bocksberg) liegenden Güter. Um den Besitz zu sichern, errichteten Hans ( 1437) und Peter ( 1462) die später sog. Rieterstiftung. Diese bestand aus zwei „Vorschickungen“, einer auf die Reichsstadt Nürnberg beschränkten Rechtsform zur Erhaltung von Familiengut des Patriziats. 1437 richtete Hans testamentarisch mit Gütern, Grundstücken und Zehnten um Uffenheim, Windsheim und Erlangen eine Familienstiftung ein, die von seinem Sohn Hans ( 1460) um weitere Güter und Rechte zur Vorschickung Kalbensteinberg vermehrt wurde. Peter stiftete 1450 nach diesem Vorbild die bis 1502 bestehende Vorschickung Kornburg. Für den Fall des Aussterbens der R. im Mannesstamm wurde das Nürnberger Heilig-Geist-Spital als Erbe bestimmt. Als 1502 Peters männliche Nachfahren ausstarben, wurden beide Stiftungen unter Georg ( 1528) von Boxberg vereint. Da er auf seinem Besitz in Schwaben lebte, trat er 1517 die Verwaltung der Rieterstiftung an das Heilig-Geist-Spital ab (bis 1585). 1752 setzte der letzte R. den Ritterkanton Altmühl, dessen Hauptmann er war, zum Erben seines Allodialbesitzes ein. 1753 kam es zu einem Vergleich zwischen dem Spital und dem Ritterkanton, erst 1798 konnte die Reichsstadt Nürnberg als Verwalterin des Hl.-Geist-Spitals in alle Rechte der Rieterstiftung eintreten. Diese wurde nach dem Anfall Nürnbergs an Bayern 1812 verstaatlicht, jedoch 1818 wieder kommunalisiert.

    Mehrere R. unternahmen im 14. und 15. Jh. Pilgerreisen (Hans 1384 im Hl. Land; Peter 1428 in Santiago de Compostela, 1432 in Mailand, 1436 in Jerusalem, 1450 in Rom; Sebald d. Ä. 1450 in Rom, 1462 in Santiago; Andreas 1471 in Jerusalem; Eustachius 1498 ebd.) und verfaßten hierüber Berichte. Die ausführlichste und kulturhistorisch interessanteste Reisebeschreibung (Erstdr. 1482, zahlr. Nachdrr.) stammt von Sebald ( 1488), einem Enkel des Kornburger Stifters, der 1479 Hans VI. Tucher (1428–91) nach Palästina begleitete.

    Das wichtigste Mitglied der Familie war Hans d. Ä. (1522–84), letztes von zehn Kindern aus der Ehe Eustachius' (1468-1530) mit Katharina ( 1537), der Tochter Anton Kobergers (um 1440–1513 ?). Ähnlich seinem Vater, der sich im Dienst Gf. Hugos v. Werdenberg am ksl. Hof aufhielt, trat Hans in den Söldnerdienst (1543 im Dienst Karls V; ksl. Kürassier im Schmalkald. Krieg; 1549 in Diensten Kg. Eduards VI. von England gegen rebellierende Bauern; 1550 wieder in ksl., 1556 als Hptm. in span. Sold). 1557 wurde er nach kurzer franz. Gefangenschaft von Ferdinand von Toledo, Hzg. von Alba, zum Ritter geschlagen und 1560 von Papst Pius IV. in Rom mit einer goldenen Ehrenkette ausgezeichnet. Danach kehrte er nach Nürnberg zurück, wo er sich fortan auch der Verwaltung der Stadt (1561 Wahl in d. Größeren, 1562 in d. Inneren Rat) sowie der Rieterschen Stiftungsgüter widmete. Als Militärexperte wurde er 1565 zum Kriegsherren und zum Zeugmeister gewählt, 1567 zum Jüngeren Bürgermeister. 1570 von Ks. Maximilian II. zum Ritter geschlagen, fand Hans 1577 Aufnahme in den Kreis der Septemvirn. Als Oberster Krieghauptmann der Reichsstadt Nürnberg 1581 fungierte er zugleich als Kriegsrat und Kreisoberster des Fränk. Reichskreises. Wenig später übernahm er zudem das Amt des Obersten Bauherren in seiner Heimatstadt.

    Sein ältester Sohn Hans d. J. (1564-1626), der lange Jahre Hofdienste bei Ks. Rudolf II. in Prag leistete und die Rietersche Familiengruft in Kalbensteinberg anlegen ließ, trat 1618 aus dem Nürnberger Rat aus und schloß sich als Inhaber der beiden Vorschickungen der Fränk. Reichsritterschaft, Kt. Altmühl, an. Er verfaßte ein „Geschlechterbuch“ und stellte in redigierter Form die Berichte seiner Vorfahren über ihre Pilgerfahrten zusammen. Mit dem Tod seines Urenkels Johann Albrecht Andreas Adam (1677–1753), ksl. Rat und Hauptmann des Ritterkantons Altmühl, starb die Familie aus.

  • Quellen

    Qu Das Reisebuch d. Fam. R., hg. v. R. Röhricht u. H. Meissner, 1884; StadtA Nürnberg, Rep. D 14 (Rieterstiftung).

  • Literatur

    K. Kohn, Vorwort z. Findbuch D 14, S. XI-XX (Typoskr. im StadtA Nürnberg);
    W. v. Stromer, Oberdt. Hochfinanz 1350-1450, 1967;
    A. Bartelmeß, Lebensbeschreibung d. Hans R. v. K. (1522–1584) u. seine beiden Kopial- u. Stammbücher, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 56, 1969, S. 360-83;
    G. Friedrich, Bibliogr. z. Patriziat d. Reichsstadt Nürnberg, 1994, S. 154-57;
    Vf.-Lex. d. MA²;
    Stadtlex. Nürnberg.

  • Autor/in

    Michael Diefenbacher
  • Zitierweise

    Diefenbacher, Michael, "Rieter" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 611-612 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124222773.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA