Lebensdaten
1784 – 1847
Geburtsort
Türkheim (Bayerisch Schwaben)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Volksschriftsteller ; Pädagoge ; Psychologe ; Philologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11922349X | OGND | VIAF: 25407951
Namensvarianten
  • Aurbacher, Ludwig
  • Aurbacher, L.

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Zitierweise

Aurbacher, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11922349X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef Aurbacher (1747–1805), Nagelschmied in Tussenhausen;
    M Theresia Hinlich (1751–1807); unverheiratet.

  • Biographie

    A. kam 1793 als Chorknabe insAugustinerstift Dießen/Ammersee, 1796 in das Studienseminar in München, trat 1801 als Novize ins Benediktinerkloster Ottobeuren, übersiedelte nach dessen letzter Auflösung 1803 nach Wiblingen (Württemberg). Berufszweifel und Krankheit veranlaßten seinen Austritt. 1804-08 war er Hauslehrer beim Kanzler von Weckbecker zu Ottobeuren und 1809-34 Professor für Deutsch und Ästhetik am Kadettencorps in München, wo er freundschaftlich mit J. Görres, I. A. Schmeller und J. Schlotthauer verkehrte. Er verfaßte zunächst pädagogische Schriften; ferner leitete er die „Blätter für Erziehung und Unterricht“ und die „Schulblätter“ (1829-32). Wesensverwandt mit J. Scheffler gab er „Des Angelus Silesius heilige Seelenlust oder geistliche Hirtenlieder der in ihrem Jesum verliebten Psyche“ neu heraus (1826) und fügte eigene religiöse Aphorismen (Perlenschnüre, 1823) bei, die noch W. Menzel dem Schlesier zuschrieb. Aber weltbekannt wurde A. erst durch sein Volksbüchlein (1. Teil 1827 und 1829, 2. Teil 1839), in dem er mittelalterliches Kulturgut (Legenden, Historien und Schwänke) in volkstümlichen gemütvollen Erzählungen erneuerte (Abenteuer der sieben Schwaben, Spiegelschwaben, Geschichte des ewigen Juden u. a.). Aus dem Nachlaß veröffentlichten die „Fliegenden Blätter“ (1848) die köstliche „Historia von den Lalenbürgern“.

  • Werke

    Weitere W System d. dt. Orthogr. mit bes. Hinsicht auf d. Adelungsche Wörterbuch, 1813;
    Lehrb. d. dt. Styles, 1817/18; Grundlinien d. Rhetorik, 1820;
    Grundlinien d. Poetik, 1821;
    Dramat. Versuche, 1826;
    Ein Büchlein f. d. Jugend, 1834;
    Pädagog. Phantasie, 1838;
    Aus d. Leben u. d. Schrr. d. Mag. Herle u. seines Freundes Mäule, 1842;
    Ges. größere Erzählungen aus d. Nachlaß, hrsg. v. J. Sarreiter 1881, ²1890;
    Historia v. d. Lalenbürgern, hrsg. v. dems., 1897 (P); Kleine Erzählungen u. Schwänke, hrsg. v. dems., 1903;
    A.s Leben v. ihm selbst beschrieben, nebst Briefen, hrsg. W. Kosch, 1913;
    Schwäb. Idiotikon (ungedr.).

  • Literatur

    ADB I;
    J. Sarreiter, L. A., 1880;
    R. Radlkofer, Sieben Schwaben, 1895;
    Goedeke XII, 1929 (W, L);
    Frels, 1934;
    Kosch, Lit.-Lex. I (W, L);
    LThK.

  • Porträts

    Holzschnitt in: LIZ 83, 1884, S. 209.

  • Autor/in

    Eduard Stemplinger
  • Zitierweise

    Stemplinger, Eduard, "Aurbacher, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 456 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11922349X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Aurbacher: Ludwig A., der Verfasser des „Volksbüchleins“, geb. 26. Aug. 1784 zu Türkheim in der Grafschaft Schwabeck als der Sohn eines ganz unbemittelten Handwerkers, 25. Mai 1847. Frühzeitig erwachte in ihm die Absicht, sich dem geistlichen Stande zu widmen. 1801 trat er in das weitberühmte Kloster zu Ottobeuren, und nach dessen gleich darauf erfolgter Aufhebung in das vorderösterreichische Stift Wiblingen als Novize ein. Die übermäßigen Anstrengungen aber, denen er sich in diesem Kloster zu unterziehen hatte, brachen seine Gesundheit leider für immer. Zudem bemächtigten sich seiner religiöse Zweifel, deren Lösung erst in viel späteren Zeiten bei ihm erfolgte, die ihm aber zunächst eine wahre Höllenpein verursachten. So schied er denn von Wiblingen aus und trat um 1804 bei einer sehr gebildeten Familie zu Ottobeuren als Hofmeister ein, in welcher Stellung er noch Muße genug fand, sich von der deutschen und französischen Litteratur eine eingehende Kenntniß zu verschaffen.|Zu Ostern 1809 erhielt er hierauf eine Anstellung als Professor der Rhetorik und Poetik am kgl. Cadetten-Corps zu München, welches Amt ihn zur Herausgabe verschiedener, auch jetzt noch schätzbarer Schriften, wie namentlich der „Andeutungen zu einem neuen und einfachen Entwurf der Psychologie" und einer Abhandlung „Ueber die Methode des rhetorischen Unterrichtes", beide zunächst für Lehrer bestimmt, dann eines „Lehrbuchs des deutschen Stils" in 2 Theilen, der „Grundlinien der Rhetorik" — der „Poetik" — der „Rhythmik", auch einer Theorie des militärischen Geschäftsstils veranlaßte. In diese litterarische Thätigkeit gehören auch, nächst der Redaction der „Schulblätter" in den Jahren 1829 bis 1832, seine „Philologischen Belustigungen", sein „System der deutschen Orthographie", sein kleines „Wörterbuch der deutschen Sprache", seine „Vorschule zur Geschichte und Kenntniß der deutschen Litteratur", und weiterhin das anonym erschienene „Handbuch zur intellectuellen und moralischen Bildung für angehende Officiere", sowie die sehr gehaltreichen „Pädagogischen Phantasien“. Wenn schon in allen diesen Arbeiten Aurbacher's ernstes Bemühen um Förderung echter Humanität in der erfreulichsten Weise sich kund gibt, so hat er seinen tief religiösen Sinn auch durch eine „Anthologie deutscher katholischer Gesänge aus älterer Zeit“ und durch eine neue Ausgabe von Angelus Silesius' „Geistlichen Hirtenliedern" und dessen „Cherubinischem Wandersmann“ bethätigt. Ja es gelang ihm sogar, in seinen „Perlenschnüren“ religiös-philosophischer Sprüche dem Tone des Angelus Silesius selbst bedeutend sich anzunähern. Seine „Dramatischen Versuche", seine Novellen und lyrischen Gedichte kann man nicht zu seinem Besten rechnen; gelungener ist sein dem J. 1834 angehörendes „Büchlein für die Jugend"; einen wahren Schatz echter Volkspoesie besitzen wir dagegen in seinem 1826 in erster, 1835 in zweiter Auflage erschienenen „Volksbüchlein“. Es einigten sich eben in seinem Wesen die beiden Haupteigenschaften des Volksschriftstellers: Ernst und muntere Laune, in vorzüglichem Maße, und wenn er gleich die Bahn des Gelehrten eingeschlagen hatte, so bewahrte sich ihm doch, bei der Schlichtheit und Einfalt seines Gemüthes, der Sinn und die Liebe für das Volksleben, aus welchem er selbst hervorgegangen war, in vollster Kraft bis in seine späteren Lebenstage. So konnte denn sein „Volksbüchlein“, wodurch es sich wesentlich von ähnlichen Leistungen Anderer unterscheidet, nicht blos ein Buch für das Volk, sondern ganz eigentlich ein Buch des Volkes, ein dessen Leben selbst entstammendes Buch werden. Während die „Abenteuer der sieben Schwaben“ und die „Wanderungen des Spiegelschwaben“, welche beide A. scherzweise als die schwäbische Ilias und Odyssee bezeichnete und die von ihm merkwürdiger Weise in einer Periode der äußersten Melancholie verfaßt worden, von dem köstlichsten Humor ganz und gar erfüllt sind, so legt sich im „Doctor Faustus", besonders aber in der „Geschichte des ewigen Juden“, bei aller Popularität der Darstellung, ein echtphilosophischer Tiefsinn zu Tage. Von nicht minderer Vortrefflichkeit sind die beigefügten „Ergötzlichen und erbaulichen Erzählungen“. Unter den Papieren Aurbacher's, der im J. 1834 wegen zunehmender Kränklichkeit von seiner Professur zurücktrat, hat sich noch eine kleine volksthümliche Dichtung „Die Lalenbürger“ vorgefunden, welche bald nach seinem Dahinscheiden im V. Bande der Münchener „Fliegenden Blätter“ Dr. Friedrich Beck veröffentlicht hat. Es enthielt aber sein litterarischer Nachlaß ferner noch sehr reiche Vorarbeiten zu einem „Schwäbischen Idiotikon“, welche von den Erben dem Prof. Adelb. v. Keller in Tübingen überlassen wurden. Eine Autobiographie Aurbacher's bis zum Antritt seines Lehramts am kgl. Cadetten-Corps bewahrt die kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München.

  • Autor/in

    Hamberger.
  • Zitierweise

    Hamberger, Julius, "Aurbacher, Ludwig" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 688-689 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11922349X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA