Lebensdaten
1809 – 1889
Geburtsort
Eisleben (Thüringen)
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Geologe ; Mineraloge
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116317914 | OGND | VIAF: 37008772
Namensvarianten
  • Quenstedt, Friedrich August
  • Quenstaedt, Friedrich August
  • Quenstädt, Friedrich August
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Quenstedt, Friedrich August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116317914.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August ( 1814 ?), westfäl. Gendarmerielt.;
    M N. N. ( 1826), T e. Forstmanns;
    Om N. N., Kantor in Meisdorf (Harz);
    1) 1838 Caroline Stürmer v. Hehl, dann deren beide Schwestern, 4) 1868 Anna Sachse, aus Wendisch-Buchholz (Mark); zahlr. K, u. a. 4 K aus 4); Verwandter (?) Werner (1893–1960), Paläontologe in München (s. L).

  • Biographie

    Nach Absolvierung des Gymnasiums in Eisleben studierte P. 1830-33 an der Univ. Berlin zunächst allgemeine Wissenschaften und dann Mineralogie. Bereits 1833 wurde er Kustos am Kgl. Mineralienkabinett in Berlin und hielt erste Vorlesungen über Kristallographie und Fossilienkunde. 1836 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. (Über d. wichtigsten Kennzeichen d. Nautilen), 1837 habilitierte er sich an der Univ. Berlin. Im selben Jahr erhielt er eine ao. Professur für Geologie und Mineralogie an der Univ. Tübingen. 1842 übernahm er den Lehrstuhl für Geologie und Mineralogie, den er bis zu seinem Lebensende innehatte (1864/65 u. 1870/71 Dekan, 1866/67 Rektor).

    Die ersten Arbeiten Q.s galten der Weiterentwicklung der kristallographischen Projektionsmethode seines Lehrers Samuel Weiss (1780–1856). Die eigentliche Bedeutung Q.s liegt in seinen paläontologischen Arbeiten. Er etablierte sich in Tübingen auf dem Gebiet des Mesozoikums im von ihm benannten „Schwäb. Stufenland“. Er gliederte die Schichten des Juras in jeweils sechs Unterheiten und verfaßte eine klassische Monographie „Der Jura“ (1858). Weitere wichtige Werke waren das „Handbuch der Petrefaktenkunde“ (5 Bde., 1868–84) sowie „Die Ammoniten des Schwäb. Juras“ (3 Bde., 1883–88). Mit der stratigraphischen Geländebearbeitung war auch eine rege Sammeltätigkeit verbunden. Q. erweiterte in Tübingen eine kleine paläontologische Sammlung innerhalb kurzer Zeit zu einer der bedeutendsten in Deutschland mit mehreren zehntausend Einzelobjekten. Daneben beteiligte er sich seit 1858 an der geologischen Landesaufnahme Württembergs und bearbeitete selbst 10 Blätter des geologischen Atlas von Württemberg.

    Q.s Leistung ist nicht durch große theoretische Abhandlungen gekennzeichnet, sondern durch die Erforschung der natürlichen Gegebenheiten, womit er die Basis für theoretische Interpretationen legte.|

  • Auszeichnungen

    Komturkreuz d. Württ. Krone.

  • Werke

    über 100 Bücher u. wiss. Aufss., u. a.: Methode d. Krystallogr., 1840;
    Das Schwäb. Stufenland, 1842;
    Petrefaktenkde. Dtld.s, 7 Bde., 1846-84;
    Hdb. d. Mineral., 1854, ³1877.

  • Literatur

    ADB 53;
    W. v. Engelhardt u. H. Hölder, Mineral., Geol. u. Paläontol. an d. Univ. Tübingen v. d. Anfängen bis z. Gegenwart, in: Contubernium, Btrr. z. Gesch. d. Eberhard-Karls-Univ. Tübingen 20, 1977 (P);
    O. Fraas, in: Jb. d. Ver. f. Vaterländ. Naturkde. Württ. 47, 1891;
    E. Hennig, ebd. 92, 1936;
    Werner Quenstedt, in: Lb. Schwaben II, 1941, S. 371-90 (P);
    Pogg. VII a Suppl.Zu Werner: J. Habbel, Ein Leben f. d. Wiss., 1961;
    W. W. Weisbach, in: Fossilium Cat. 1;
    Animalia 98, 1961, S. 1-6 (W-Verz., P);
    G. Mutschlechner, in: Verhh. d. geol. Bundesanstalt Wien, 1961, S. 1-5 (W-Verz.);
    Pogg. VII a.

  • Autor/in

    Gerhard Lehrberger
  • Zitierweise

    Lehrberger, Gerhard, "Quenstedt, Friedrich August" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 40 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116317914.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Quenstedt: Friedrich August Q. war eine ganz eigenartige Persönlichkeit, die sich unter den Geologen der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts durch ihre Selbständigkeit bedeutungsvoll abhob. Ueber fünfzig Jahre seines Lebens hat er der Mineralogie, Stratigraphie und Paläontologie gewidmet und die Spuren seines Weges werden nicht so leicht verwischt werden.

    Er stammte aus Eisleben, wo er 1809 geboren wurde und bis 1830 seine Jugenderziehung erhielt. Dann erwarb er sich in Berlin seine wissenschaftliche Ausbildung und wurde ein würdiger Schüler seiner Lehrer Christ. Samuel Weiß und Leop. v. Buch. Mit 30 Jahren kam er als Professor für Mineralogie und Geologie nach Tübingen, und trotz der Verschiedenartigkeit seiner Sprache und seines Naturells verstand er es, die Herzen der Schwaben zu gewinnen, so daß sie ihn wie einen der Ihrigen verehrten und betrauerten, als der Tod ihn nach 51jähriger Lehrthätigkeit entführte.

    In den ersten 25 Jahren seiner Tübinger Zeit hat er Bedeutendes für Krystallographie und Mineralogie im Sinne der Anschauungen seines Lehrers Weiß geleistet ("Methode der Krystallographie" 1840, „Handbuch der Mineralogie“, in 3 Auflagen 1854, 1862 und 1877; „Grundriß der bestimmenden und rechnenden Krystallographie“ 1873).

    Seines Lebens eigentlichste Arbeit aber galt den Versteinerungen und der Gliederung der Juraformation, wobei er eine erstaunliche Fülle von Details zu Tage förderte. Doch war ihm dies nie die Hauptsache und sein Blick stets auf allgemeine, wichtige Probleme gerichtet. Von Anderen überlieferte Thatsachen unbesehen zu übernehmen, lag nicht in seiner Natur, und er suchte seine Argumente aus eigenen Beobachtungen zu gewinnen. So ist es gekommen, daß die in seinen voluminösen Werken beschriebenen Objecte meistens in der Tübinger Sammlung zu finden sind. Er verzichtete deshalb lieber auf systematische Vollständigkeit und machte sich auch nichts daraus, die Arbeiten Anderer nicht zu berücksichtigen. Es weht überhaupt etwas von dem autokratischen Geiste L. v. Buch's in seinen Werken und in seinem Verhältniß zu den Fachgenossen, die er eher mied als aufsuchte, und von denen er einige geradezu befeindete, weil sie nach seiner Meinung eine falsche Forschungsmethode hatten. Unter diesen letzteren stand Alc. d'Orbigny im Vordergrund und als gar einer seiner talentvollsten Schüler — Oppel — in späteren Jahren sich der Richtung d'Orbigny's anschloß, war es auch mit dieser Freundschaft aus.

    Quenstedt's Hauptwerke sind: „Der Jura“, 1858; „Handbuch der Petrefactenkunde“, 3 Auflagen: 1852, 1866 und 1885; „Petrefactenkunde Deutschlands": I. Cephalopoden 1849, II. Brachiopoden 1871, III. u. IV. Echinodermen 1872 u. 76, V. Schwämme 1878, VI. Korallen 1881, VII. Gasteropoden 1884, Die Ammoniten des schwäbischen Jura 1882—89.

    Dazu kamen noch Schriften mehr populären Inhalts wie „Sonst und Jetzt“ 1855 und „Klar und Wahr“ 1872.

    Durch alle seine Arbeiten zieht sich wie ein rother Faden der Grundgedanke, daß die Species nicht scharf begrenzt ist, baß nicht nur in dem gleichen stratigraphischen Horizonte vielerlei Varietäten sich abzweigen, sondern daß dieselbe Art auch in mehreren Horizonten übereinander fortlebte, aber gleichfalls verschiedene, oft sogar recht weitgehende Variationen erlebte. Diese Ueberzeugung war es, die ihn zum unversöhnlichen Gegner d'Orbigny's machte. Lange, ehe Darwin's Lehren auch in der Paläontologie eine allgemeine Revolution in der Auffassung des Artbegriffes zu Wege brachte, war Q. in bewußter Weise für die Phylogenie eingetreten, als dann aber diese Richtung modern wurde, hatte er doch nicht allzuviel Freude daran, weil ihm die Art nicht zusagte, mit der sie eine neue umfangreiche Nomenclatur zum Ausdruck des neuen geistigen Inhaltes schuf.

  • Autor/in

    A. Rothpletz.
  • Zitierweise

    Rothpletz, August, "Quenstedt, Friedrich August" in: Allgemeine Deutsche Biographie 53 (1907), S. 179-180 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116317914.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA