Lebensdaten
1737 oder 1738 – 1784
Geburtsort
Annaberg (Erzgebirge)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Dichter ; Gelehrter ; Philosoph ; Professor der Logik und Dichtkunst in Leipzig
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 104074353 | OGND | VIAF: 88691215
Namensvarianten
  • Klöde, Christian August (ursprünglich)
  • Clodius, Christian August
  • Klöde, Christian August (ursprünglich)
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Zitierweise

Clodius, Christian August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104074353.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Mag. Christian (1694–1778), Rektor der Lateinschule in Annaberg, dann des Gymnasiums in Zwickau, S des Christian s. (1);
    M Eleon. Sophia (1713–58), T des Syndikus u. Rechtskonsulenten Joh. Jak. Scheuereck u. der Christiana Beate Heber aus Wittenberg;
    1771 Julie Stölzel (1755–1805) aus Altenburg, Übersetzerin u. Schriftstellerin (u. a. Eduard Montrefeuil, Roman, hrsg. v. Ch. A. H. Clodius, 1806);
    S Christian Aug. Heinr. (1772–1836), seit 1800 ao., seit 1811 o. Prof. der Philos. in Leipzig, Anhänger Kants, dann Jacobis (Haupt-W Gott in der Natur, in der Menschengeschichte u. im Bewußtsein, 5 Bde., 1818-22), auch Schriftst. sowie Hrsg. v. Seumes „Spaziergang nach Syrakus“ (1815-19 in neuen Aufl.) u. Klopstocks Nachlaß (2 Bde., 1821, s. ADB IV).

  • Biographie

    Der humanistischen Tradition seines Elternhauses folgend, studierte C. in Leipzig 1756 bis 1759 vorwiegend Literatur und klassische Altertumskunde. Gellerts Förderung erleichterte ihm dort die Universitätslaufbahn, in der er bald zu angesehener Stellung gelangte (1760 außerordentlicher, 1764 ordentlicher Professor der Philosophie, 1778 Professor der Logik, 1782 Rektor der Universität und Professor der Dichtkunst). Bei einem längeren Aufenthalt in Zwickau lernte er 1758 Ewald von Kleist kennen. Die Bewunderung für ihn, in dem er den Charakter Phocions wiederverkörpert fand, bestärkte C. in seinen eigenen dichterischen Versuchen. Kleist unterzog sein Erstlingsdrama „Conradin“ einer strengen, aber förderlichen Kritik. In der Folgezeit blieb C. nur im Thematischen Kleist verpflichtet, während er sich im Stil Ramlers Oden zum Vorbild nahm. 1766 war Goethe unter den Teilnehmern seines Praktikums. Als er ihm ein Hochzeitsgedicht für seinen Oheim J. J. Textor vorlegte, nahm C. dies zum Anlaß, den Mißbrauch der antiken Mythologie scharf zu verurteilen. Um seinem Ärger Luft zu machen, schrieb Goethe die Huldigungsverse „An den Kuchenbäcker Händel“, worin er C. prunkendes Pathos travestierte. Nach der ersten Aufführung des „Medon“ (1768) dichtete er im Freundeskreis eine Harlekinade als Prolog, die Johann Adam Horn zu einer Erweiterung des Händel-Gedichts anregte. In Horns Fassung wurde das Gedicht bekannt und erregte Ärgernis. C. hat Goethe jedoch den Spott nicht länger nachgetragen. Gegen|Goethes Schilderung in „Dichtung und Wahrheit“ (7. Buch) wandte sich C. Sohn vergebens: die Nachwelt hat daraus ein einseitiges und ungerechtes Bild von C. gewonnen. Seine späteren Schriften zeigen ihn demgegenüber als einen Mann von umfassender Bildung, geistigem Weitblick, hohem Kunstverständnis und edlem Charakter.

  • Werke

    u. a. Versuche aus d. Lit. u. Moral, 1.-4. Stück, Leipzig 1767;
    Gedichte auf d. Huldigung S. Durchl. d. Kf. v. Sachsen, ebenda 1769;
    Neue vermischte Schrr., T. 1-4: Phocion, Scipio, Dinokrates, Orosman, ebenda 1780, T. 5 u. 6: Odeum, Mit einer Nachr. v. C.s Lebensumständen hrsg. v. Julie C., geb. Stölzel, 1787;
    Dissertationes et carmina, 1787.

  • Literatur

    ADB IV;
    W. v. Biedermann, Goethe z. Leipzig I, 1865, S. 73-84, 143-48 (dazu J. Minor, in: Goethe-Jb. 8, 1887, S. 225-28);
    Goedeke III, 1887;
    F. Meier, Ch. A. C., ein Leipziger Lehrer Goethes, in: Leipziger Ztg., 1909, Wiss. Beil. Nr. 35;
    M. Morris, Der junge Goethe I, 1909, II, 1910, VI, 1912;
    O. Clemen, Fam. C., in: Alt-Zwickau, Beil. u. Zwickauer Ztg. u. Mitt. d. Zwickauer Altertumsver., Jg. 8, 1928, Nr. 3;
    Kosch, Lit.-Lex. I.

  • Porträts

    Ölgem. v. A. Graff, 1769 (Stadtmus. Leipzig), Abb. b. H. Wahl-A. Kippenberg, Goethe u. seine Welt, 1932, S. 20;
    Ölgem. v. Benj. Calau, 1770 (Gleimhaus Halberstadt), Abb. b. Rave, 1949, S. 96.

  • Autor/in

    Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Elschenbroich, Adalbert, "Clodius, Christian August" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 292-293 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104074353.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Clodius: Christian August C., wurde 1738 zu Annaberg in Sachsen geboren, wo sein Vater Rector der lateinischen Schule war. Schon als zehnjähriger Knabe verrieth er einen überwiegenden Hang zum Studium der Alten, welche Neigung um so besser gepflegt werden konnte, da sein Vater unterdessen zum Rector der Schule zu Zwickau ernannt wurde, an welchem Orte sich mehr Gelegenheit fand, die Anlagen seines Sohnes auszubilden. So kam es auch, daß er 1756 schon die Universität Leipzig beziehen konnte. Durch die Bekanntschaft mit dem Dichter Kleist wurde sein Talent für die Dichtkunst angeregt, welche er neben seinen philosophischen Studien eifrig betrieb. Im J. 1759 wurde er Magister und fing bald darauf seine Vorlesungen an, worauf er in seinem 22. Jahre schon zum Professor ernannt, dann 1764 ordentlicher Professor der Philosophie, 1778 Professor der Logik wurde und 1782 die erledigte Professur der Dichtkunst erhielt. Im J. 1767 gab er seine „Versuche über die Litteratur und Moral“ heraus, wodurch er sich als Schriftsteller bekannt machte. Auch die Jablonowskische Gesellschaft wußte ihn zu ehren, indem sie ihn zu ihrem ständigen Secretär ernannte. 1784 begann er eine Monatsschrift unter dem Titel: „Odeum“, von welcher jedoch nur der 1. und 2. Band erschien, da er an der weiteren Herausgabe durch den am 30. November 1784 eingetretenen Tod verhindert wurde. Außerdem schrieb er eine große Anzahl kleiner Schriften, theils poetischen, theils philosophischen Inhalts. Er war ein Mann von dem edelsten Herzen, gutem Geschmack und glühender Einbildungskraft, sowie ein geübter Kenner der Alten, aber sein größtes Talent bestand darin, ihre Gedanken und Gemälde in unserer Sprache nachzubilden, wie er denn auch die Schönheiten in den Dichtungen des Alterthums fühlte und sich bestrebte, sie zu zergliedern, wie er dieses bei Euripides und Aristophanes gezeigt hat. Seine lateinischen Schriften erschienen nach seinem Tode unter dem Titel: „Dissertationes et Carmina“, 1787. Goethe, der 1764 unter seinen Zuhörern war, gereizt durch eine herbe Kritik seiner Gedichte rächte sich an C. durch eine parodirende Nachahmung der classisch aufgestutzten Redeweise, deren sich C. in seinem Schauspiel „Medon“ bediente. — C. war verheirathet mit Julie Stöltzel, geb. 1755 zu Altenburg, 3. März 1805, einer sehr begabten Frau, welche auch in Uebersetzungen und kleinen Aufsätzen als Schriftstellerin auftrat. Sie fügte dem von ihr 1784 herausgegebenen 6. Theil der Schriften ihres Gatten eine Biographie desselben bei.

    • Literatur

      (Eck's) Leipz. gel. Tagebuch 1784. S. 92 ff.; 1805. S. 35 ff.; Meusel, Lex.; Jördens, Lex. I. 318 ff.

  • Autor/in

    Kelchner.
  • Zitierweise

    Kelchner, Ernst, "Clodius, Christian August" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 334 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104074353.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA