Lebensdaten
1783 – 1857
Geburtsort
Prießnitz bei Naumburg/Saale
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Begründer des Gustav-Adolf-Vereins ; lutherischer Theologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116871881 | OGND | VIAF: 59846968
Namensvarianten
  • Großmann, Christian Gottlob Leberecht
  • Großmann, Christian Gottlob Lebrecht
  • Großmann, Christian
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Zitierweise

Großmann, Christian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116871881.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Gottlob (1740–1824), Pfarrer in P., S d. Lehrers Bartholomäus in P.;
    M Joh. Eleonora Wilhelmina Börner (1761–1836), Pfarrers-T aus Görschen b. Naumburg;
    1814 Henriette (1793–1872), T d. Pfarrers Joh. Aug. Doering in Deutzen;
    1 S, 3 T, u. a. Karl (1817–1906), D. Dr., Sup. in Grimma, Eugenie ( Arnold Dietr. Schäfer, 1819–83, Prof. d. Gesch., s. ADB 30).

  • Biographie

    Nach Vorbildung in Schulpforta und Jena strebte G. auf das akademische Lehramt zu, jedoch hinderten ihn die Folgen des Kriegsjahres 1806 daran, so daß er 1808-11 seinem Vater als Adjunkt beistand, um anschließend 1811-22 das Pfarramt in Gröbitz bei Weißenfels, 1822/23 das Diakonat in Schulpforta und 1823-28 die Generalsuperintendentur in Altenburg zu verwalten. 1829 folgte er einem Rufe nach Leipzig als Pastor an der Thomaskirche, Superintendent und Professor der Theologie. Dem Wirken G.s waren durch das Ratspatronat Grenzen gezogen. Dies und die politischen Vorgänge 1830/31 wiesen G. auf die Probleme der Kirchenverfassung in Sachsen hin. Daher trat er seit 1830 für eine Presbyterial- und Synodalverfassung ein,|auch im Landtag, dessen 1. Kammer er seit 1833 angehörte. Hier arbeitete er an der Schulgesetzgebung mit, bekämpfte die Todesstrafe und hatte Kontroversen mit katholischen Geistlichen in der Mischehenfrage, die damals akut war (Kölner Kirchenstreit!), auch in Sachsen. Auf politischem Gebiet vertrat er gemäßigt liberale Anschauungen, während sich sein theologisches Denken aus rationalistischen Anfängen zu immer größerem Verständnis für das Luthertum entwickelte, wobei eine vermittelnde Grundhaltung zeitlebens bestehen blieb. Als Theologieprofessor las G. meist über neutestamentliche Exegese und Zeitgeschichte, aber auch über sächsisches Kirchenrecht und Themen aus der systematischen und praktischen Theologie, während seine Spezialstudien dem jüdischen Philosophen Philo galten. Wesentlich sind besonders seine Untersuchungen zur Chronologie der Werke Philos. Als es 1832 um ein würdiges Denkmal für Gustav Adolf ging, kam G. auf den Gedanken, durch ein lebendiges Denkmal bedrängten evangelischen Diasporagemeinden zu helfen, und wurde so zum Vater und ersten Präsidenten des Gustav-Adolf-Vereins. Durch dieses heute noch bestehende Diasporahilfswerk hat G. am nachhaltigsten gewirkt.

  • Werke

    W u. a. De procuratore parabola Jesu Christi ex re provinciali Romanorum illustrata, 1823;
    Quaestiones Philoneae, 1829;
    Über e. Ref. d. prot. Kirchenvfg. im Kgr. Sachsen, 1833;
    De Judaeorum disciplina arcani, 1834;
    Zeiten d. Anfechtung, Zeiten d. Segens f. d. Kirche, 1838;
    De Philonis Judaei operum continua serie et ordine chronologico, 1842;
    Die kirchl. Bewegung d. Gegenwart als Zeichen d. Zeit f. d. ev. Kirche, 1845;
    De Pharisaeismo Judaeorum Alexandrino, 1850.

  • Literatur

    ADB IX;
    Dr. Ch. G. L. G., 1857 (P);
    F. Blanckmeister, Vater G., der Gründer d. Gustav-Adolf-Ver., 1888, ²1908;
    G. Fuchs, Ch. G. L. G., 1907;
    P. Fischer, Erinnerungen an Sup. D. G. in Leipzig, in: Sächs. Kirchen- u. Schulbl. 66, 1916, Sp. 497-502;
    J. Pfeiffer, Die Entwicklung d. sächs. Kirchenvfg. v. 1830-1914, 1923;
    J. Richter, Gesch. d. sächs. Volksschule, 1930;
    H. W. Beyer, Die Gesch. d. Gustav-Adolf-Ver. in ihren kirchen- u. geistesgeschichtl. Zusammenhängen, 1932. |

  • Quellen

    Qu.: Landesarchiv Altenburg, Sächs. Landeshauptarchiv Dresden, Stadtarchiv Leipzig; Landtagsreden in d. Sächs. Landtagsakten, 1833 ff.; Berr. üb. d. Hauptverslgg. d. Ev. Ver. d. Gustav-Adolf-Stiftung, 1842-57.

  • Porträts

    Marmorbüste v. H. Knaur (Leipzig, G.-Sakristei d. Thomaskirche);
    Ölgem. (ebd., Altarraum) u. v. Jaeger (ebd., Stadtgeschichtl. Mus.);
    Reiterbild, Abb. in: J. d. Herrn, 1933;
    4 Lith. (Dresden, Staatl. Kupf.kab.), v. C. A. Walther, Altersbild in Amtstracht (Leipzig, Stadtgeschichtl. Mus.), v. E. Meyer aus Berlin, vermutl. 1856, Abb. in: Gustav-Adolf-Bl., Okt. 1957.

  • Autor/in

    Ingemaren Brüschke
  • Zitierweise

    Brüschke, Ingemaren, "Großmann, Christian" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 155-156 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116871881.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Großmann: Christian Gottlob Leberecht G. ist geboren zu Prießnitz bei Naumburg den 9. November 1783. Nachdem er in Schulpforte eine tüchtige humanistische Vorbildung empfangen hatte, studirte er auf der Universität Jena Theologie. Im J. 1808 wurde er Substitut seines Vaters im Pfarramt seines Geburtsortes. Aber schon 1811 gelangte er zu einem selbständigen Pfarramt in dem Dorfe Gröbitz zwischen Naumburg und Weißenfels. Im J. 1822 wurde er als Diaconus und Professor nach Schulpforte berufen; aber schon im folgenden Jahre folgte er dem ehrenvollen Rufe zu der Würde des Generalsuperintendenten, Oberhofpredigers und Consistorialraths in Altenburg. Endlich wurde er 1828 nach Leipzig berufen, als Pastor zu St. Thomä, Superintendent und ordentlicher Professor der Theologie an der Universität. Sein Pfarramt hat er am Neujahr 1829 angetreten. Als gelehrter Theologe hat er sich vorzüglich auf das Studium Philo's, seiner Schriften und seines Systems geworfen. Vom J. 1829 an bis 1856 sind zahlreiche Abhandlungen von ihm als akademische Programme in lateinischer Sprache erschienen, welche sämmtlich mit Philo sich beschäftigen. Bald untersucht er die Quellen der Theologie Philo's, bald seine Logoslehre; ferner erörtert er auf Grund Philo's die jüdische Geheimlehre, sodann die Zeitordnung, in welcher Philo seine verschiedenen Schriften verfaßt hat; endlich liefert er Beiträge zur Textkritik Philo's oder gibt ungedruckte Stücke von Philo heraus. Schade, daß der vielbeschäftigte Mann, der allenthalben recht gründlich zu arbeiten gewohnt war, nicht dazu gelangt ist, eine neue kritische Ausgabe des ganzen Philo herauszugeben! Denn er war zu seiner Zeit der hervorragendste Philokenner. Als Superintendent von Leipzig wurde er gemäß der Verfassung von 1831 Mitglied der I. Kammer der Ständeversammlung und vertrat in dieser jederzeit furchtlos und treu die constitutionelle Sache, die Humanität und die Rechte der evangelisch-lutherischen Kirche sowol gegenüber der katholischen Klerisei, als gegenüber dem Staat. Er kämpfte deshalb auch für eine zeitgemäße Reform der protestantischen Kirchenverfassung. Aus Veranlassung des 200jährigen Erinnerungstages der Schlacht bei Lützen legte G. vom 6. November 1832 ab das kleine Senfkorn zu dem Gustav-Adolphs-Verein, der zu einem so großen und segensreichen Baum herangewachsen ist. Als der Plan eines würdigen Denkmals gefaßt worden war, das an dem Platze des Lützener Schlachtfeldes, wo der gefallene König gefunden worden, errichtet werden sollte, war es G., der den Gedanken anregte, ein lebendiges Denkmal dem großen Helden zu stiften, durch regelmäßige Sammlungen für bedrängte evangelische Gemeinden. So trat die Gustav-Adolph-Stiftung ins Leben. Dieselbe gewann jedoch erst nach dem Aufruf des Hofpredigers Karl Zimmermann in Darmstadt von 1841 umfassenderes Wachsthum, und entwickelte sich seit 1842 zu dem „Evangelischen Verein der Gustav-Adolph-Stiftung“. G. blieb, an der Spitze des Centralvorstandes und als Präsident der Generalversammlungen des Vereins, die Seele desselben und durfte die segensreichen Erfolge des Vereins erleben. Der ehrwürdige, biedere und charakterfeste Mann blieb in Wissenschaft und Leben, Kirche und Staat unermüdlich thätig, bis in seinem 74. Jahre, in dem Augenblick, wo er sich anschickte, zur Osterpredigt in die Kirche zu gehen, ihn ein Schlagfluß rührte, in Folge dessen er nach Monate langer Krankheit den 29. Juni 1857 entschlief.

    • Korrektur

      S. 752. Z. 22 ff. v. u.: Die erste Anregung des Gedankens eines „lebendigen Denkmals“ für Gustav Adolf ging (nach einer uns gemachten aktenmäßigen Mittheilung) nicht eigentlich von Großmann aus, sondern von Herrn C. Lampe in Leipzig. Am 29. November 1832 war im Leipziger Tageblatt ein Aufruf aus Lützen, zur Errichtung eines Monumentes erschienen; dem Comité dafür gehörte auch Großmann an. Am 11. December ward aber im Tageblatt in einem anonymen Aufsatz, dessen Verfasser Herr C. Lampe war, der Vorschlag gemacht, „statt des ehernen ein lebendiges Denkmal zu setzen“, ein Gustav-Adolf-Stift zu gründen: „zu unentgeltlicher Bildung protestantischer Jünglinge; zur Förderung irgend eines anderen rein geistigen Zweckes.“ Der Gedanke fand Anklang und auch Großmann ward dafür gewonnen. Am 14. und 19. December 1832 erschienen dann im Tageblatte die ersten Aufrufe, unterzeichnet von Dr. Bauer, Dr. Goldhorn, Dr. Großmann, C. Lampe und C. A. W. Schild. Es sollte werden: „eine Anstalt zu brüderlicher Unterstützung bedrängter Glaubensgenossen und zur Erleichterung der Noth, in die durch die Erschütterungen der Zeit und durch andere Umstände protestantische Gemeinden in und außer Deutschland mit ihrem kirchlichen Zustande gerathen, wie dies nicht selten bei neu entstehenden Gemeinden zu sein pflegt.“

  • Autor/in

    G. Lechler.
  • Zitierweise

    Lechler, Gotthard, "Großmann, Christian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 751-752 unter Großmann, Christian Gottlob Lebrecht [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116871881.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA