Lebensdaten
1688 – 1742
Geburtsort
Durlach (Baden)
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100819753 | OGND | VIAF: 66820636
Namensvarianten
  • Drollinger, Karl Friedrich
  • Drollinger, Carl Friedrich
  • Drollinger, Carl F.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Drollinger, Karl Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100819753.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Martin ( 1718), badischer Rechnungsrat, 1690 Burgvogt in Badenweiler;
    M Kath. Sybilla Müller, Wwe des Geh. Sekretärs Joh. Jakob Bader.

  • Biographie

    Nach der Zerstörung Durlachs (1689) kam D. nach Badenweiler, wurde dort von Hauslehrern und Geistlichen unterrichtet und studierte 1703-10 in Basel Sprachen, Geschichte, Mathematik, Naturwissenschaften, Philosophie und vor allem Rechtswissenschaft. Sein besonderes Interesse galt staatsrechtlichen Fragen. Bis an sein Lebensende blieb er in Basel. Im Dienst des Markgrafen Karl Wilhelm war er zunächst Registrator des dorthin verbrachten baden-durlachschen Geheimarchivs, später kamen Ordnung und Verwaltung der Bibliothek, der Münzen- und Gemäldesammlungen als weitere Aufgaben hinzu. 1722 wurde er zum Hofrat, 1727 zum Archivar ernannt. Die erst postume Veröffentlichung seiner gesammelten Gedichte durch J. J. Spreng hat die richtige literarhistorische Einordnung D.s erschwert. Seinem Wesen entsprach die fast parteilose Haltung in den Auseinandersetzungen zwischen Gottsched und den Schweizern. Sie ermöglichte die Bewahrung einer stillen Eigenständigkeit, die ihn zu formalen und gehaltlichen Neuerungen befähigte. Er bekämpfte den Alexandriner und trat in Übereinstimmung mit Breitinger für den englischen 5füßigen Jambus ein. Den Reim beurteilte er kritisch. Sprachlich strebte er ein reines Hochdeutsch an. Seine kunsttheoretischen Anschauungen waren zunächst entscheidend von Boileau bestimmt; in der Folge wandte er sich jedoch den Engländern zu, wobei Pope, dessen „Essay on criticism“ er 1741 übersetzte, vorbildliche Bedeutung für ihn gewann. Auf dem Weg über Pope wurde er mit Shaftesburyschem Gedankengut vertraut. So konnte er die optimistische Naturbetrachtung von Bartholomäus Hinr. Brockes, die durch ihn Eingang in die Schweiz fand, über das Einzelbild hinaus in die Darstellung eines geglaubten metaphysischen Gesamtzusammenhangs erheben. Dadurch wurde er ein Mitbegründer des philosophischen Lehrgedichts neben Haller, der ihn 1728 in Basel kennenlernte. So sehr D. in den Schatten des größeren Dichters und tieferen Denkers zurücktreten mußte, das Thema einer poetischen Ausführung der Leibnizschen Theodizee hat er mit seinen drei Oden „Lob der Gottheit“, „Über die Unsterblichkeit der Seele“, „Über die göttliche Fürsehung“ dem ganzen Jahrhundert gestellt.

  • Werke

    De Praescriptionibus inter gentes, Diss. Basel 1710; Btrr. zum Baseler „Hist. u. geogr. Lex.“, hrsg. v. I. Iselin, 1729 ff.;
    Alexander Popen Versuch v. d. Eigenschaften e. Kunstrichters übersetzt, in: Bodmers Krit. Schrr., 1. Stück, 1741;
    Gedichte samt andern dazu gehörigen Stücken …, hrsg. v. J. J. Spreng, Basel 1743, ² Frankfurt/M. 1745 (mit Gedächtnisrede d. Hrsg.); Neudruck e. Auswahl v. Gedichten in: |Dt. Dichtung im 18. Jh., hrsg. v. A. Elschenbroich, 1959;
    Qu.: Hs. Nachlaß im Bad. Gen.landesarchiv Karlsruhe, darin u. a. Relatio Drollingeriana üb. d. Landgfsch. im Breisgau u. Badens Ansprüche, 1724;
    Vorarb. u. Bruchstücke zu e. Gesch. Badens; ungedr. Briefe an Bodmer im Stadtarchiv Zürich.

  • Literatur

    ADB V;
    W. Wackernagel, K. F. D. Ak. Festrede, Basel 1841, wiederabgedr. in: Wackernagel, Kleinere Schrr. II, 1873, S. 428 ff.;
    Th. Löhlein, C. F. D., Progr. Karlsruhe, 1873;
    K. Trost, K. F. D. Ein Vorläufer A. v. Hallers, in: Zs. f. Allg. Gesch., Kultur-, Lit.- u. Kunstgesch. IV, 1887;
    J. Baechtold, Gesch. d. dt. Lit. in d. Schweiz, 1892, S. 481 ff.;
    K. Rosenfelder, C. F. D., Diss. München 1923 (ungedr.);
    W. Totok, Das Problem d. Theodizee in d. dt. Gedankenlyrik d. Aufklärung, Diss. Marburg 1948 (ungedr.);
    Kosch, Lit.-Lex.;
    Goedeke IV, 1;
    Frels.

  • Porträts

    Gem. v. J. R. Huber (Basel, Staatsarchiv);
    danach Kupf. v. G. D. Heumann.

  • Autor/in

    Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Elschenbroich, Adalbert, "Drollinger, Karl Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 128-129 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100819753.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Drollinger: Karl Friedrich D., deutscher Dichter, wurde geboren zu Durlach in Baden am 26. Decbr. 1688 und starb zu Basel am 1. Juni 1742 als baden-durlachischer Hofrath und geheimer Archivar, als welcher er neben dem Archiv seines Regentenhauses auch die übrigen seit Einäscherung Durlachs durch die Franzosen (1689) im markgräfischen Hofe zu Basel aufbewahrten Schätze zu überwachen hatte. D. war im J. 1703 nach dem freundlich benachbarten Basel übergesiedelt, um sich dort namentlich dem Studium der Rechte zu widmen und blieb von da an dieser Stadt, auch in der Gesinnung, treu. Er erfreute sich hier in Folge sowol seines liebenswürdigen Charakters, als auch seiner gelehrten, ja gradezu seltenen Kenntnisse einer ebenso ausgedehnten als ausgewählten Bekanntschaft, doch ist es hauptsächlich die deutsche Litteratur, der er seinen Namen, die ihm hinwiederum einen nicht unbedeutenden Antheil an ihrer Fortentwicklung verdankt. In den Anfängen seines poetischen Schaffens zwar hatte sich D. noch an die Dichter der schlimmen Zeit, an Hofmannswaldau und Lohenstein, gehalten, erst später, nachdem er mit Besser's und Canitzens Schriften bekannt geworden, wandte er sich grundsätzlich von jenen ab und suchte seine Vorzüge hauptsächlich in würdigen Gegenständen und in gedrungener Kürze des Ausdrucks, ohne deswegen die Nachwirkungen der ersten Schule in seinen späteren Gedichten völlig vorwischen zu können. Dazu gehört, neben dem Haschen nach gesuchter Ungewöhnlichkeit, die vorzugsweise Pflege der ceremoniellen Gelegenheitspoesie, d. h. der dienstwilligen Verherrlichung alltäglicher Vorkommenheiten oder gewöhnlicher Persönlichkeiten in überschwänglichen Phrasen. Und merkwürdig genug: der gleiche D. spottet über diese Unsitte in den Versen: Ists möglich, daß ihr euere Leyer bei einer jeden Kirchweih trillt? „Ists möglich, daß von solchem Feuer auch nur die kleinste Ader schwillt? etc.“ Als Neuerer aber, als Mann des Fortschritts zeigt sich D. in seiner Stellung als Mittelglied zwischen Deutschland und der Schweiz, beispielsweise zwischen dem Hamburger Vrockes und dem Schweizer Albrecht v. Haller. Er war, wie W. Wackernagel dies schön ausdrückt, „ein Widerhall von Brockes, aber verschönt und vergeistigt; von Haller ein starker Vorklang, dessen Herold, man könnte sagen ein Haller vor Haller“. An gedrungener Kürze, wie an Tiefe der Gedanken mag ihn Haller übertreffen, an Wohllaut und Reinheit des Ausdrucks steht er diesem gleich. Als Vorläufer Haller's ist D. auch ein Verbündeter der Zürcher Kritiker. Für beides dienen als Zeugniß ganz besonders seine drei Oden: „Lob der Gottheit" (für welche er 1733 in die „Deutsche Gesellschaft" ausgenommen wurde), „Ueber die Unsterblichkeit der Seele“ und „Ueber die göttliche Fürsehung“ — Gesänge, in welchen eine warme, stellenweise glühende Begeisterung aufs schönste mit den Gesetzen des logischen Zusammenhanges harmonirt. Ein Einwirken englischer Muster, zuvörderst Pope's (von welchem D. mehreres, als umfangreichstes dessen Versuch von den Eigenschaften eines Kunstrichters in ungebundener Rede übersetzte), ist unverkennbar. Bei diesem, auch auf Seite der Negation und Satire sichtbaren Zusammengehen mit den Zürchern mag es befremdend scheinen, wenn D. gelegentlich dem Antipoden der Limmatkritiker, Gottsched, einer Art Huldigung darbringt, als „dem Mann, den Phöbus kennt und liebt“. Aber Gottsched war ja Vorsteher jener „Deutschen Gesellschaft“ zu Leipzig, welche T. zu ihrem Mitgliede aufnahm und durfte als solcher schon mit einer kleinen Freundlichkeit bedacht werden. Wie wenig Pedant T. war, hat er aufs ergötzlichste bewiesen in seiner witzigen Polemik gegen die Strenge des Reims (siehe sein poetisches Sendschreiben an Spreng), wo es unter anderem heißt: „Und wenn dies alles überstanden, so kommt der Reim zu unserer Qual und macht oft mehr als zwanzig Mal Vernunft und Einfall erst zu Schanden. Der Reim ist, was bei Kriegeszeiten der Werbungstrommel wilder Ton; ihm folgt ein Schwarm von|schlechten Leuten, die besten bleiben stets davon. Oh! möchte doch ein deutsches Ohr sich von dem Schellenklang entwöhnen“ etc. Von schlagender Wirkung, ebenso wahr als witzig ist auch sein Gedicht von der „Tyrannei deutscher Dichtung“, besonders wo er dem schwerfälligen Alexandriner auf den Leib geht. Wer die damalige, das ganze Zeitalter bezeichnende, Unbeholfenheit in Dingen des Witzes und der Laune kennt, kann nicht anders, als dieser rühmlichen Ausnahme seine volle Anerkennung zollen. Dieselbe Ader körnigen Salzes zieht sich auch durch Drollinger's Epigramme und Fabeln. Leider ist seine Muse nicht eben eine fruchtbare; in Drollinger's Gunst und Zeit theilten sich noch eine Anzahl anderer Gegenstände: künstlerische und antiquarische Liebhabereien, namentlich aber ein eiserner Amtsfleiß (wenn auch das Glossarium, das er für die Zeit Rudolfs von Habsburg soll angelegt haben, ins Reich der Fabel zu gehören scheint). Seine Gedichte „samt andern dazu gehörigen Stücken“ hat gesammelt J. J. Spreng, Basel 1743.

    • Literatur

      W. Wackernagel, C. Fr. Drollinger, eine akadem. Festrede, Basel 1841. H. Hettner, Geschichte der deutschen Litteratur 1. Buch S. 339 ff.

  • Autor/in

    Mähly.
  • Zitierweise

    Mähly, "Drollinger, Karl Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 414-415 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100819753.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA