Lebensdaten
1609 – 1670
Sterbeort
Nancy
Beruf/Funktion
Herzog von Lothringen ; Bischof von Toul ; Kardinal
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 138244995 | OGND | VIAF: 222765504
Namensvarianten
  • Nikolaus Franz
  • Nikolaus Franz von Lothringen
  • Nikolaus von Toul
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Zitierweise

Nikolaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138244995.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Haus Lothringen (s. NDB 15);
    V Franz II., Hzg. v. L., Gf. v. Vaudémont (1572–1632), S d. Karl (II.) III., Hzg. v. L. (1543–1608), u. d. Claudia v. Frankreich (1547–75);
    M Christine (um 1575–1627), T d. Paul Gf. v. Salm ( 1595) u. d. Marie Le Veneur;
    Ur-Gvv Heinrich II., Kg. v. Frankreich (1519–59);
    Ov Karl v. L., Bf. v. Metz u. Straßburg, Kard. (1567–1607, s. NDB XI);
    Tante-v Christine (1565–1637, Ferdinand I. Medici, Ghzg. d. Toskana, 1549–1609), Antonie (1568–1610, Johann Wilhelm, Hzg. v. Jülich-Kleve-Berg, 1562–1609, s. NDB X), Elisabeth (1574–1636, Maximilian I., Hzg. v. Bayern, Kf., 1573–1651, s. NDB 16);
    B Karl (III.) IV., Hzg. v. L. (1604–1675, s. NDB XI; NDBA), 1610-19 Koadjutor d. Bf. v. Toul;
    Schw Marguerite (Margarethe) (1615–72, Gaston Hzg. v. Orléans, 1608–60);
    Lunéville 1634 Claudia (1612–48), T d. Heinrich II., Hzg. v. L. (1563–1624, Ov), u. d. Margarete Gonzaga (1591–1632);
    2 S Ferdinand Philipp (1639–59), Karl (IV.) V., Hzg. v. L. (1643–90, Eleonore Maria Josepha, 1653–97, T d. Kaisers Ferdinand III., 1608–57, s. NDB V), kaiserl. Feldherr (s. NDB X), 2 T (früh †);
    E Leopold Hzg. v. L. (1679–1729), Karl (V.) VI., Hzg. v. L. (1680–1715);
    Ur-E Kaiser Franz I. (1708–65, s. NDB V), Karl, Prinz v. L. u. Bar (1712–80), österr. FM, Statthalter d. Niederlande (s. NDB X).

  • Biographie

    Vor allem die komplizierte territoriale Gemengelage des Hzgt. Lothringen mit reichskirchlichem Territorium, namentlich den Hochstiften Metz, Toul und Verdun, machte eine Besetzung der entsprechenden Bischofsstühle mit Mitgliedern des Hauses Lothringen zu einer territorialpolitischen Notwendigkeit. N. war daher bereits früh für eine geistliche Laufbahn vorgesehen, 1619 trat er als Koadjutor des Bischofs von Toul an die Stelle seines Bruders Karl, als sich diesem – der erstgeborene Bruder Heinrich war bereits 1611 verstorben – durch eine Familienabsprache über eine spätere Ehe mit Nicole, der ältesten Tochter des söhnelos gebliebenen Herzogs, die Aussicht auf dessen Nachfolge eröffnete. Seinen theol. Studien oblag N. an der von Jesuiten geführten Univ. Pont-à-Mousson. 1625 übernahm er die Administration seines Sprengels, 1627 erhielt er den Kardinalshut. Die liturgisch-pastoralen Aufgaben überließ der junge Prälat zwar weitgehend dem Weihbischof Charles-Chrétien de Gournay, doch scheint er sich ernsthaft auf seine geistliche Laufbahn vorbereitet zu haben. Die politischen Ereignisse ließen ihm freilich keine Möglichkeit zu ihrer Fortführung.

    Die waghalsige Politik seines Bruders, der 1624 als Hzg. Karl IV. zur Regierung gelangt war, zog Lothringen in das Kriegsgeschehen|im Reich hinein und rief Frankreich auf den Plan, für das das Herzogtum als Durchgangsland von größter strategischer Bedeutung war. Mehrere Versuche Richelieus, den unruhigen und gegenüber Frankreich zutiefst mißtrauischen Herzog durch eine Allianz unter Kontrolle zu bringen, scheiterten; 1632 vermählte Karl IV. sogar seine Schwester Margarethe mit Gaston von Orléans, der mit seinem Bruder, Kg. Ludwig XIII. in offenem Konflikt lag. Nach dem Bruch der Verträge von Vic (1631) und Liverdun (1632) durch Hzg. Karl mußte N. anstelle seines kompromittierten Bruders im Sommer 1633 mit Richelieu den Vertrag von Charmes aushandeln, der Lothringens Selbständigkeit stark einengte. Karl IV. zog es vor, abzudanken und Lothringen zu verlassen, worauf die Herzogswürde an N. überging. Wie schon die Familienabmachung von 1619 für den Fall von Karls Kinderlosigkeit vorgesehen hatte, resignierte N., der noch keine Priesterweihe empfangen hatte, seine geistlichen Würden und ehelichte Nicoles jüngere Schwester Claudia. Damit war die Gefahr der Begründung franz. Ansprüche auf Lothringen durch die Verheiratung Claudias mit einem Prinzen königlichen Geblüts gebannt. Doch wurde das Herzogtum nun besetzt und das Paar in Nancy verhaftet. Unter abenteuerlichen Umständen konnten N. und Claudia allerdings von dort an den verwandten Hof nach Florenz flüchten.

    In den folgenden drei Jahrzehnten der franz. Besetzung Lothringens, hielten sie sich zeitweilig beim Kurfürsten von Bayern, vor allem aber am kaiserl. Hof in Wien auf. N.s politisches Wirken in dieser Zeit ist nur umrißhaft erkennbar. Karl IV. trat nun wieder als Hzg. von Lothringen auf, was, obwohl keine offiziellen Erklärungen hierüber bekannt sind, offensichtlich im Einvernehmen mit seinem Bruder erfolgte. N. setzte sich, wie Denkschriften aus seiner Feder bezeugen, loyal für die Interessen seines Bruders und des Hzgt. Lothringen ein: so 1636 beim Regensburger Kurfürstentag und später im Zuge der Verhandlungen zum Westfäl. Frieden. Als Karl IV. 1654 von den Spaniern in den Niederlanden in Haft genommen wurde, übernahm N. den Befehl über die lothring. Exilarmee und stellte diese Frankreich zur Verfügung. Konflikte zwischen den Brüdern ergaben sich aber immer wieder wegen der Interessen von N.s ältestem Sohn Karl, dem legitimen Erben des Herzogs. Die Wahrung von dessen Rechten bewog N. mehrmals zur Opposition gegen seinen Bruder, vor allem beim kurzlebigen Friedensschluß Karls mit Frankreich 1641 und anläßlich des ebenfalls nicht umgesetzten Vertrages von Montmartre (1662), durch den Karl IV. Frankreich auf Kosten seines Neffen Nachfolgerechte einräumte. Sein Leben beschloß N., der nach dem Tod seiner Gemahlin wieder in den geistlichen Stand eintrat, in Nancy, wohin er nach dem Pyrenäenfrieden zurückkehren konnte. Wegen der schwierigen Quellenlage ist N.s Einfluß auf die lothring. Politik erst durch weitere Forschungen zu klären.

  • Literatur

    A. Calmet, Histoire ecclésiastique et civile de Lorraine, VI, 1728;
    J.-O. d'Haussonville, Histoire de la réunion de la Lorraine à la France, 4 Bde., 1854-59 (Qu);
    W. Mohr, Gesch. d. Hzgt. Lothringen, T. IV, 1986;
    R. Babel, Zw. Habsburg u. Bourbon, Außenpol. u. europ. Stellung Hzg. Karls IV. v. L. u. Bar v. Reg.antritt bis z. Exil (1624–1634), 1989;
    Zedler 25;
    Nouvelle Biographie Génerale 31, Sp. 670 f.;
    Gatz III (P).

  • Autor/in

    Rainer Babel
  • Zitierweise

    Babel, Rainer, "Nikolaus" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 267-268 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138244995.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA