Lebensdaten
1914 – 2003
Geburtsort
Gießen
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 131572741 | OGND | VIAF: 76329394
Namensvarianten
  • Skalweit, Stephan
  • Skalvait, Stefan
  • Skalweit, Stefan

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Skalweit, Stephan, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd131572741.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August (1879–1960), aus Hannover, o. Prof. d. Nat.ök., bes. f. Agrarpol. u. Wirtsch.gesch. (s. W, L), S d. Johannes, aus Labiau (Ostpreußen), Dr. phil., Chemiker, u. d. Anna Reichmann;
    M Elisabeth Erna ( 1972), T d. Ernst Herter (1846–1917), Bildhauer, Prof. an d. Hochschule f. bildende Künste Berlin, o. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Künste ebd. (s. DBJ II, Tl.; ThB), u. d. Lisbeth Wiebe;
    Ur-Gvm Wilhelm Wiebe, Dir. im Reichspostamt; vermutl. Ov Bruno (1867–1926), Dr. phil., 1903–12 im dt. Gen.konsulat in London tätig, 1915 Prof. f. Betriebslehre am landwirtsch. Inst. d. Univ. Königsberg, Vf. v. Schrr. über d. engl. u. ostpreuß. Landwirtsch. (s. Altpreuß. Biogr. II; Th. Gerber, Persönlichkeiten aus Land- u. Forstwirtsch., Gartenbau u. Veterinärmed., 2004);
    Bonn 1950 Else Messing (1926–98); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Bonner Beethoven-Gymnasiums und der „Kieler Gelehrtenschule“ studierte S. seit 1932 Geschichte, Philosophie, Romanistik und Volkswirtschaftslehre in Kiel, Wien (bei Heinrich v. Srbik), Paris (École Normale Supérieure bei Jean Meuvret, Henri Hauser) und Frankfurt/M.; hier wurde er 1937 bei Georg Küntzel (1870–1945) mit einer Dissertation über „Die Berliner Wirtschaftskrise von 1763 und ihre Hintergründe“ (VSWG Beih. 34) promoviert. Prägend war der Einfluß seines Vaters sowie Gustav Schmollers und Otto Hintzes. S. besuchte 1937–39 den 6. Lehrgang am Institut für Archivwissenschaft des Preuß. Geheimen Staatsarchivs in Berlin-Dahlem, zusammen mit Helmut Beumann (1912–95), Paul Egon Hübinger (1911–87) und Theodor Schieffer (1910–92), denen er zeitlebens verbunden blieb. Zu seinem eigentlichen Lehrer wurde hier Ernst Posner (1892–1980). S. war anschließend kurze Zeit Mitarbeiter der „Acta Borussica“ (Behördenorganisation 1772–77, Bd. 16/1, 1970), bevor er im Sept. 1939 zum Kriegsdienst eingezogen wurde; 1942–44 war er Heeresdolmetscher in Paris.|1947 erhielt S. die Assistentenstelle am Hist. Seminar in Bonn und habilitierte sich 1951 bei Max Braubach mit der Arbeit „Frankreich und Friedrich der Große, Der Aufstieg Preußens in der öffentlichen Meinung des ,ancien régime`“. Vor dem Hintergrund der „dt. Katastrophe“ bestimmte S. in Aufsätzen die Stellung Preußens weniger aus dem Verlauf der dt. Geschichte, sondern vielmehr im europ. Vergleich. Aus einem British Council Fellowship in Cambridge 1953/54 entstand die Studie zu „Edmund Burke und Frankreich“ (1956). Berufungen führten ihn nach Saarbrücken (1957–63), wo er eine „Brücke zwischen dt. und franz. Kollegen schlagen“ sollte (Dekan Jacques Moreau), an die FU Berlin (1963–64) und nach Bonn (1964–82).

    S.s Interesse galt zunächst der vergleichenden Analyse von Verfassung, Behördenaufbau, Wirtschaft und Gesellschaft des preuß., franz. und engl. Staates im Absolutismus, später der Reformation in Deutschland, Frankreich und England. Seine Darstellung „Reich und Reformation“ (1967) nimmt die verfassungspolitischen Zäsuren in den Blick und verbindet Analyse mit pointierter Erzählung. Randbereiche seiner Forschung waren die franz. Fronde während der Minderjährigkeit Ludwigs XIV. und die engl. Revolution unter Oliver Cromwell, ferner Begriffsgeschichte (Der ,moderne Staat`, 1975) und Theorieprobleme (Der Beginn der Neuzeit, 1982). Seine besondere Fähigkeit lag in der Synthese verzweigter Forschung und in der geschliffenen Darstellung. In glänzend formulierten Überblicksvorlesungen über das 16. bis 19. Jh. stellte er zwei oder drei große historische Räume innerhalb einer Epoche in Beziehung zueinander, in Seminaren behandelte er historiographische, staatstheoretische und geschichtsphilosophische Schriften.

    S.s Sprachbegabung und sein auf Ausgleich bedachtes Naturell prädestinierten ihn nach der NS-Diktatur für den schwierigen Brückenschlag zur franz. (Roland Mousnier) und engl. (Herbert Butterfield) Geschichtswissenschaft. Er verantwortete Übersetzungen von Klassikern der franz. Geschichtsschreibung ins Deutsche (R. Mousnier, Ein Königsmord in Frankreich, 1970; P. Goubert, Ludwig XIV. und zwanzig Millionen Franzosen, 1973), war Mitbegründer der franz.-dt. „Commission Internationale pour l'Édition des Sources de l'Histoire Européenne“ (1970) für die Edition der „Papiers de Richelieu“ (Paris 1975 ff.), Vorsitzender des Brit.-Dt. Historikerkreises während der Gründungsphase des Dt. Historischen Instituts (DHI) London (1975–77) und gehörte dem Beirat der DHI Paris (1959–84) und London (1976–84) an. An der Seite von Max Braubach, Paul Egon Hübinger und Eugen Ewig (1913–2006) gab S. dem Bonner Hist. Seminar eine Scharnierfunktion zur westeurop. Forschung.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Nordrhein-Westfäl. Ak. d. Wiss. (Vors. d. Komm. z. Ed. d. „Acta Pacis Westphalicae“);
    Offz. d. Ordre Palmes Académique.

  • Werke

    Weitere W Political Thought, in: The New Cambridge Modern History, Bd. 5: The Ascendancy of France 1648–88, 1961, S. 96–121;
    Moriz Ritter u. Reinhold Koser, in: Bonner Gel. V, Gesch.wiss., 1968, S. 209–24 u. 272–77;
    Gestalten u. Probleme d. frühen Neuzeit, Ausgew. Aufss., 1987;
    Le Roi très chrétien et les Princes protestants allemands, in: Charles-Quint, le Rhin et la France, Actes des Journées d'Études de Strasbourg (2–3 mars 1973), 1973, S. 5–22;
    Der rel.pol. Aspekt d. Vertrags v. Chambord, in: L'Europe, l'Alsace et la France, Études réunies en l'honneur du Doyen Georges Livet de l'Université des Sciences humaines de Strasbourg, 1986, S. 203–09;
    Etats Généraux de France et Diètes d'Empire dans la pensée politique du 16e siècle, in: Francia 12, 1984, S. 223–41;
    Entwicklungskräfte d. frühen Neuzeit, in: Die Buchkultur im 15. u. 16. Jh., hg. v. d. Maximilian-Ges., Bd. 1, 1995, S. 9–45;
    Ansprache b. Eröffnung d. DHI London, in: P. Kluke u. P. Alter (Hg.), Aspekte d. dt.brit. Beziehungen im Laufe d. Jhh., 1978, S. 3–6;
    Nachruf auf Ernst Posner, in: Der Archivar 34, 1981, Sp. 447–51;
    Arthur G. Dickens, in: German Historical Institute London, Bull.12, 1990, Nr. 3, S. 3–9;
    Hubert Jedin, in: Ostdt. Gedenktage 2000, S. 121–27;
    23 Art. in NDB 1–13, 1953–82;
    Nachlaß:
    Univ.archiv Bonn.

  • Literatur

    R. Mousnier, in: Francia 12, 1984, S. 241–43;
    M. Pape, in: HJb. 124, 2004, S. 547–49;
    ders., S. S., Bonner Frankreich-Forsch. nach 1945, in: Das Dt. Hist. Inst. Paris u. seine Gründungsväter, 2007, S. 139–73;
    K. Repgen, in: HZ 281, 2005, S. 262–69;
    zu August:
    W. Abel, in: Zs. f. Agrargesch. u. Agrarsoziol. 8, 1960, S. 202–04;
    Wirtsch., Pol., Gesch., Btrr. z. Gedenkkolloquium anläßl. d. 100. Geb.tages v. Wilhelm Abel am 16. Okt. 2004 in Leipzig, hg. v. M. A. Denzel, 2004;
    Th. Gerber, Persönlichkeiten aus Land- u. Forstwirtsch., Gartenbau u. Veterinärmed., 2004;
    E. Gerhardt, in: Gießener Gel. II, S. 885–94.

  • Autor/in

    Matthias Pape
  • Zitierweise

    Pape, Matthias, "Skalweit, Stephan" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 483-484 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd131572741.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA