Lebensdaten
1615 – 1684
Geburtsort
Pilis (Pellio)bei Lain im Val d'Intelvi
Sterbeort
Passau
Beruf/Funktion
Architekt ; Stukkator
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 129244058 | OGND | VIAF: 55221586
Namensvarianten
  • Loragho, Carlo
  • Luraghi, Carlo
  • Luragho, Carlo
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Zitierweise

Lurago, Carlo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129244058.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus weit verzweigter Künstlerfam. aus d. Gegend um Como. V Giovanni Antonio;
    M Margaritha geb. Lurago;
    wohl im Val d'Intelvi Elisabeth N. N.;
    2 S (jung †);
    N Francesco Anselmo Lurago ( 1693), Bau- u. Maurermeister, L.s Mitarbeiter u. Vertreter in Prag.

  • Biographie

    Über Jugendjahre und Ausbildung L.s ist nichts bekannt. Nach vorliegenden Quellen tauchte er 1638 im Dienst des Jesuitenordens in Prag auf. Am 5.5.1648 erwarb er in der Prager Kleinseite das Bürgerrecht und die Gewerbefreiheit. Als meistbeschäftigter Architekt seiner Zeit in Böhmen hatte er in Prag als Großunternehmer auf genossenschaftlicher Grundlage eine gut organisierte Baugesellschaft gegründet. Diese verfügte über alle notwendigen Handwerker, um die Gesamtausführung eines Projekts, teils nach L.s eigenen Plänen, teils auch für fremde Architekten, zu gewährleisten. Als jähzorniger und aggressiver Charakter war L. in mehrere für ihn unerfreuliche Prozesse verwikkelt. 1668 wurde er als Dombaumeister nach Passau berufen. Seinen Neffen Francesco Anselmo Lurago machte er zum Miteigentümer seiner Baugenossenschaft.

    L.s erstes Werk in Prag war 1638-40 die Umgestaltung und Stuckierung der gotischen Salvatorkirche am Kreuzherrenplatz. Für die Jesuiten entwarf und baute er Kirchen und Kollegien in Bresnitz (Böhmen) 1640 und in Königgrätz seit 1654. 1658-67 schuf er die St. Ignatiuskirche in der Prager Neustadt. Unter Mithilfe seines Poliers Martino Lurago ( 1683) entstand wohl nach Entwurf von Francesco Caratti 1654-79 das Clementinum in Prag in seinen wesentlichen Teilen; es war mit seinen fünf Höfen und den streng gegliederten Fassaden der umfangreichste Bau des Jesuitenordens in Böhmen. Daneben war er 1649-59 in kaiserl. Diensten mit umfangreichen Befestigungsbauten in Prag zusammen mit Santino Bossi und Giovanni Pieroni befaßt. L.s meist doppeltürmige Sakralbauten wandelten den von Giacomo Barozzi da Vignola bei der ersten röm. Jesuitenkirche Il Gesù 1568 geprägten Typus eines hallenartigen Langraumes mit eingezogenen Emporen zwischen den Wandpfeilern unter Anwendung einer Pilastergliederung und schwer lastender Stuckdekorationen ab. Diese Gotteshäuser lassen in ihrer Strenge die Wende vom Manierismus zum Barock deutlich werden. Bei dem 1662 durch Brand weitgehend zerstörten Passauer Dom entstanden seit 1668 nach L.s Ideen vor allem ein neues Mittelschiff und die doppeltürmig geplante Westfassade. Zum ersten Male treten hier im deutschsprachigen Gebiet zwischen Gurtbogen gespannte kalottenartige Ellipsenkuppeln über Pendentifs in der Wölbzone auf.

    L. zählt zu der Gruppe lombard. Architekten und bildender Künstler, die aufgrund ihrer Herkunft aus dem Gebiet um den Corner See auch Comasken genannt werden und vom Ausgang des Dreißigjährigen Krieges bis ins späte 17. Jh. im süddeutschen Raum, Österreich und Böhmen maßgeblich gewirkt haben. Zusammen mit Domenico Orsi de Orsini ( 1671) und Francesco Caratti ( 1679) gehört er zu den künstlerisch bedeutendsten ital. Bauleuten jener Epoche in Prag, die den Siegeszug des böhm. Barock vorbereitet haben.

  • Literatur

    A. Duras, Die Architektenfam. Lurago, Diss. Köln 1933 (W-Verz.);
    E. Guldan, Die jochverschleifenden Gewölbedekorationen v. Michelangelo bis Pozzo, Diss. Göttingen 1954;
    L. Urešová, Nové poznàtky k činnosti stavitele C. L. (Neue Erkenntnisse z. Tätigkeit d. Baumeisters C. L.), 1956, S. 209 ff.;
    H. G. Franz, Bauten u. Baumeister d. Barockzeit in Böhmen, 1962;
    E. Bachmann, Die Architektur u. Plastik, in: K. M. Swoboda (Hrsg.), Barock in Böhmen, 1964;
    O. J. Blažìček, Barockkunst in Böhmen, 1967;
    E. Hubala, Die Kunst d. 17. Jh., 1970;
    F. Cavarocchi, Die Passauer Domkünstler aus d. Intelvital, in: A. Leidl (Hrsg.), Der Passauer Dom, Festschr., 1980;
    ThB (W-Verz.).

  • Autor/in

    Hans Reuther
  • Zitierweise

    Reuther, Hans, "Lurago, Carlo" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 527-528 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129244058.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA