Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
livländische Adelsfamilie
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 123184959 | OGND | VIAF: 3373211
Namensvarianten
  • Rosen, von

Orte

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Zitierweise

Rosen, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123184959.html [16.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die R. stammen wohl von der Familie des Theodericus de Ropa (de Bekeshovede), Bruder des Bf. Albert (Albrecht) von Riga, ab. Verwandtschaft mit der Familie v. der Ropp (s. NDB 22) ist wahrscheinlich. Die gesicherte Überlieferung beginnt 1282 mit den (Halb-?)Brüdern Otto und Woldemar, später „de Rosen“. Die R. waren Vasallen des Erzbischofs von Riga und zugleich des Königs von Dänemark bzw. des Dt. Ordens, nachdem dieser 1346 Estland erworben hatte. Das älteste bekannte Siegel (1292) zeigt drei Rosen auf einem Schild, im Wappen finden sich drei rote Rosen. Damit sind die R. zu unterscheiden von einer gleichnamigen Familie („weiße Rosen“), welche Ende des 16. Jh. aus Vorpommern nach Reval gelangte.

    Der frühe Güterbesitz ist in zwei Lehnbriefen 1345 (Estland) und 1350 (Erzstift Riga) faßbar. Im Erzstift besaß die Familie ausgedehnte Ländereien nordöstl. von Riga, westl. von Wenden und Wolmar in den Kirchspielen Roop, Papendorf und Wolmar mit dem „huß tho Rosen“, dem späteren Schloß Hochrosen, als Zentrum. Die Schlösser Groß und Klein Roop und Rosenbeck entstanden im 14. Jh. Die Familie blieb bis ins 18. Jh. in dieser Region ansässig, dann gelangten die verbliebenen Güter in weiblicher Erbfolge oder durch Kauf an andere Familien, etwa Klein Roop (1742) an die v. Meyendorff. Groß Roop ging 1621/22 durch schwed. Enteignung verloren, wurde aber vom russ. General Johann Gustav aus der Linie Kaster 1856 neu erworben. Sein Enkel, der Landespolitiker Hans (1870–1945), war letzter Majoratsherr auf Groß Roop.

    Als Beauftragte des Landesherrn, des Erzbischofs von Riga, oder als Vertreter der Standschaft hatten die R. eine herausgehobene Stellung inne und waren in Livland an den meisten politisch wichtigen Aktionen beteiligt. Der Stiftsrat Kersten hatte Anteil am Sieg des Ordensmeisters Wolters v. Plettenberg über die Russen 1502 am Smolina-See. Namens der erzstift. Ritterschaft Plettenberg 1526 leistete er den Treueid. In der 2. Hälfte des 16. Jh. verloren die R. allmählich ihre führende Stellung.

    Angehörige der R. traten nach dem Ende der altlivländ. Konföderation in militärische Dienste Rußlands, Polens, Schwedens und Dänemarks, später auch in die des Kaisers, Preußens, anderer dt. Fürsten und Frankreichs. Dadurch entstanden neben den balt. Hauptzweigen weitere Linien der R.: Fabian Wilhelm ( 1687/89) begründete die poln. Linie, die 1811 ausstarb, Gustav Friedrich (1688–1769), die bis heute blühende schwed., Reinhold ( 1667) die elsäß. bzw. franz. Linie, die 1775 erlosch, ein anderer Reinhold (1590–1664) die ostpreuß., die bereits 1751 ausstarb. An der Wende vom 17. zum 18. Jh. erloschen im Mannesstamm die älteren livländ. Häuser, männliche Nachkommen hatte nur der ksl. Generalmajor Reichsfrhr. Georg Gustav ( 1737) a. d. H. Klein Roop, welche die Linie Kaster und in Estland die Häuser Kieckel und Mehntack begründeten. In Estland gab es seit dem 18.|Jh. außerdem noch die Häuser Rackamois und Lückholm.

    Im 18. und 19. Jh. lebte die Mehrzahl der R. in den balt. Provinzen Rußlands und in Schweden. Die meisten waren Großgrundbesitzer, viele machten Karriere als Offiziere und Verwaltungsbeamte, einzelne auch als Wissenschaftler und Künstler. Peter (1778–1831) war Gouverneur von Stavropol. Der Landespolitiker Otto Fabian (1683–1764) verfaßte 1739 ein Gutachten betr. die Herrschaft über die Bauern (die „Rosensche Deklaration“). Auch Robert (1790–1867), Vizegouverneur von Estland, befaßte sich mit der Frage der Leibeigenschaft; Andreas (1800–84) aus dem Hause Mehntack, der sog. „Rebell auf der Brücke“, nahm 1825 am Dekabristenaufstand teil, wurde nach Sibirien deportiert und später begnadigt. Der russ. Schriftsteller und Kritiker Georg (1800–60) gab die Petersburger Literaturzeitschrift „Syn otečestva“ mit heraus. Der Mineraloge Friedrich (1834–1902) lehrte als Professor an der Univ. Kazan, der Orientalist Viktor (1849–1908, s. BJ 13, Tl.), Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften, an der Univ. Petersburg. Roman (1847–1921) vertrat das russ. Reich als Diplomat in New York, Mexiko, Belgrad, Tokio, München und Athen. Der Landespolitiker Alfred (1850–1921) war Präsident des Estland. Ev.-Luth. Konsistoriums.

    Ritterschaftshauptmänner waren Bengt (1665–1725), Erich (1689–1735) und Otto (1778–1828), Offiziere Conrad (1629–1715), Georg (1645–1737), Johann (1681–1752). Gustav (1688–1769), Friedrich (1767–1851), Johann (1797–1872) und Richard ( 1922), Maler Georg (1843–1923) und Gerhard (1856–1927), Industrielle Arved (1849–1903), Alexander (1858–1938) und Ernst (1884–1962). Mit der Umsiedlung der Deutschbalten aus Estland und Lettland mußten auch die R. 1939 ihre Heimat verlassen; sie leben seit 1945 überwiegend in Deutschland und Schweden. Nachdem Estland 1991 seine Unabhängigkeit wiedererlangt hatte, erwarb das Haus Lückholm erneut Besitz in der alten Heimat; das wiedererrichtete Herrenhaus wurde 2001 in Anwesenheit des estn. Staatspräsidenten eingeweiht. Der bis heute existierende Geschlechtsverband v. R. wurde 1875 in Reval gegründet und 1935 in Oberbärenburg (Sachsen) erneuert.

  • Literatur

    ADB 29;
    Andreas v. Rosen. Skizze zu e. Fam.-Gesch. d. Freiherren u. Grafen v. R. 992-1876, 1876;
    Fam.gesch. d. Freiherren u. Grafen v. R., nach urkundl. Qu. zus.gestellt v. Woldemar. Fabian u. Ingeborg v. Rosen, 2 T., 1971;
    Hans Frhr. v. Rosen, Aus acht Jhh., 1986;
    G. Barratt, The Rebel on the Bridge, A life of the Decembrist Baron Andrey Rozen (1800–1884), 1975;
    – A. v. Transehe-Roseneck, in: Geneal. Hdb. d. balt. Rr.schaften, Estland I, 1929-31, S. 208-36, ebd., Livland II, 1929–36, S. 1049-1155;
    Svenska män och kvinnor. hg. v. N. Bohmann, VI, 1949;
    Dt.balt. Biogr. Lex.;
    Polski Słownik biograficzny;
    Russkij biografičeskij slovar';
    GHdA Adelslex. XII, 2001, S. 22-25;
    Nachrr.-bl. d. R.schen Fam.verbandes, 1951 ff.

  • Autor/in

    Peter Wörster
  • Zitierweise

    Wörster, Peter, "Rosen, von" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 49-50 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123184959.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA