Lebensdaten
1680 – 1746
Geburtsort
Landsberg/Lech
Sterbeort
Peking
Beruf/Funktion
Jesuit ; Missionar in China
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11940849X | OGND | VIAF: 34808660
Namensvarianten
  • Kegler, Ignaz
  • Tai Chin-hsien (chinesischer Name)
  • Chia-pin (chinesischer Beiname)
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Zitierweise

Kögler, Ignaz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11940849X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Andreas, Kürschner;
    M Elisabeth N. N.;
    B Andreas, Lic. theol., Kilian, Augustiner-Chorherr in Polling, Ursicinus, Kapuziner in München.

  • Biographie

    Nach erstem Unterricht am Jesuitenkolleg seiner Heimatstadt trat K. 1696 in den Jesuitenorden ein. An den Kollegien verschiedener süddeutscher Städte, vorwiegend in Amberg und Ingolstadt, erhielt er eine Ausbildung, die seine vielseitigen Begabungen weiter förderte und 1709 mit dem Theologiestudium abgeschlossen war. 1712-14 hatte er einen Lehrstuhl für Mathematik, alte Sprachen und Hebräisch an der Universität Ingolstadt inne. Sein langgehegter Wunsch, Missionar zu werden, wurde erfüllt, als ihn der Ordensgeneral Michelangelo Tamburini in die Chinamission berief. K. verließ 1716 Europa und erreichte über Macao im Januar 1717 Peking, wo er den chinesischen Behörden schon als bedeutender Mathematiker und Astronom angekündigt worden war. Nachdem sich zunächst ein Mitglied des kaiserlichen Hauses von seinen Fähigkeiten auf naturwissenschaftlichem Gebiet überzeugt hatte, wurde er unverzüglich als Mitarbeiter in das Kaiserliche Astronomische Amt übernommen. Mit dieser ersten Anerkennung begann eine glänzende Laufbahn unter drei Kaisern, die jedoch von den Folgen des chinesischen Ritenstreits und dem damit verbundenen Verbot der katholischen Mission in China überschattet war. Bereits 1720 wurde er als Nachfolger des Würzburger Jesuiten Kilian Stumpf Direktor des Astronomischen Amtes. Zu seinen Aufgaben gehörten die wissenschaftliche Leitung der Pekinger Sternwarte sowie die Überwachung des chinesischen Kalenders, von dem wiederum der Vollzug des konfuzianianischen Staatskults abhing. K. blieb, von einheimischen Rivalen oft angefeindet und beneidet, bis zu seinem Tode auf diesem Posten, den vor ihm schon Johann Adam Schall von Bell und Ferdinand Verbiest innegehabt hatten. Die Kaiser, sogar der entschieden missionsfeindliche und mißtrauische Yung-cheng (1722–35), ließen K. seinen Einsatz bei Hof für die Belange des Christentums nicht entgelten, sondern schätzten ihn|über die wissenschaftliche Leistung hinaus als aufrechten Mann. Äußeres Zeichen dafür war 1725 die Ernennung zu einem Vizepräsidenten des Ritenministeriums (im 2. Beamtenrang), ein Titel, der, abgesehen von der postumen Verleihung an den berühmten Hofmaler Giuseppe Castiglione, niemals sonst einem Europäer verliehen wurde. Bei K.s Tode stiftete der Kaiser Ch’ien-lung (1735-96), ebenfalls ein Gegner der Mission, die Mittel für ein ehrenvolles Begräbnis. K. selbst litt unter der Diskrepanz, durch kaiserliche Huld vom Schicksal seiner verfolgten Kirche abgetrennt zu sein. Er harrte jedoch im Staatsdienst aus und bildete auf diese Weise die stärkste Stütze für das chinesische Christentum, das ihm insbesondere als Oberem anvertraut war. Zweimal, 1729-32 und 1741-45, war er Visitator der Provinz Japan und der Vizeprovinz China. Er versah dieses Amt mit großer Umsicht und Milde.

    Zeitlebens blieb K. mit bedeutenden europäischen Gelehrten in Verbindung. Der Astronomie und Mathematik Chinas vermittelte er in Ausübung seines öffentlichen Amtes den neuzeitlich westlichen Stand dieser Disziplinen; dies geschah nicht zuletzt auch durch die chinesisch abgefaßten Veröffentlichungen, die unter seiner Leitung entstanden. Wesentlichen Anteil daran hatten seine engsten Mitarbeiter Anton Gogeisl, Augustin Haller von Hallerstein, André Pereira und Felix da Rocha, alle Jesuiten. Ein Beispiel seiner Wirkung im weiteren ostasiat. Raum war seine dauerhafte Freundschaft mit zwei Koreanern namens An Kukpin und Pyon Chunghua, welche die K.schen Arbeiten aus China in ihre Heimat brachten. Das schönste und heute noch sichtbare Zeichen des Wirkens dieses neben Schall bedeutendsten deutschen China-Missionars ist die von ihm 1744 auf der Pekinger Sternwarte errichtete große Armillarsphäre. In ihr verband er die Erkenntnisse westlicher Astronomie mit der chinesischen himmelskundlichen Tradition.

  • Werke

    in europ. Sprachen: Scientia eclipsium ex imperio, et commercio Sinarum illustrata, 4 T., (1744-) 1747, hrsg. v. M. dalla Briga, T. 2 v. K., 1745;
    Ignatii Koegleri … notitiae Ss. Bibliorum Judaeorum in imperio Sinensi, 1805, hrsg. v. Ch. G. v. Murr, dt. 1806;
    eine gr. Zahl v. astronom. Mitt. wurde durch befreundete Gelehrte in europ. Zss. u. Sammelwerken hrsg. - Briefe teils unveröff., teils gedr. in: J. Stöcklein, NeuerWelt-Bott, 1726 ff., u. anderenorts. - W in chines. Sprache: Allein-Vf. v.:
    Huang-tao tsung hsing t’u, 1746 (Sternkarten);
    entscheidende Mitwirkung an: Li hsiang k’ao-ch’eng hou-pien, 1742 (Kalenderwesen u. Astronomie, auf G. D. Cassini u. J. Flamsteed basierend);
    I-hsiang k’ao-ch’eng, 1744, ²1757 (d. kaiserl. astronom. Instru- mente, 3757 um Sternkat. erweitert);
    Jui chien lu, ca. 1740 (Missionsangelegenheiten).

  • Literatur

    A. Huonder, Dt. Jesuitenmissionäre, 1899;
    I. Oswald, in: Bayerland 11, 1900, S. 596 f., 610 f. (P);
    L. Van Hée, Les Jésuites Mandarins, in: Revue d’hist. des missions 8, 1931, S. 39-41;
    L. Pfister, Notices biographiques et bibliographiques sur les Jésuites de l’ancienne Mission de Chine, 1552–1773, II, 1934;
    J. Needham, Science and Civilisation in China III, 1959;
    ders. u. G. D. Lu, A Korean Astronomical Screen of the Mid-Eighteenth Century from the Royal Palace of the Yi Dynasty, in: Physis 8, 1966, S. 137-62;
    J. Dehergne, Répertoire des Jésuites de Chine de 1552 à 1800, 1973;
    De Backer-Sommervogel IV;
    Bibl. Missionum VII.

  • Porträts

    Lavierte Federzeichnung (Berlin, Staatsbibl. Preuß. Kulturbes.);
    Gem. (Landsberg, Rathaus).

  • Autor/in

    Gert Naundorf
  • Zitierweise

    Naundorf, Gert, "Kögler, Ignaz" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 297-298 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11940849X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA