Zähringer
- Lebensdaten
- erwähnt 11. – 13. Jahrhundert
- Beruf/Funktion
- schwäbisches Adelsgeschlecht ; Dynasten
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 118810537 | OGND | VIAF: 32793121
- Namensvarianten
-
- Bertolde
- Zähringer
- Bertolde
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- Alaholfinger
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- Bertold I. (mit dem Barte) ( gestorben 1078 )
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- Friedrich II.
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Zähringer
|schwäbisches Adelsgeschlecht, Herzogsdynastie.
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Biographie
Die Z., benannt nach der Burg Zähringen bei Freiburg (Br.), gingen um 1100 neben den →Markgrafen von Baden als eigene Linie aus der erstmals gegen Ende des 10. Jh. greifbaren Adelsfamilie der sog. Bertolde hervor, die vermutlich mit den frühmittelalterlichen →Alaholfingern verwandt waren. Mit →Bertold († 1024), Graf im Thurgau, der 999 von Ks. →Otto III. ein Markt-, Münz- und Zollprivileg für seinen Ort Villingen erhielt, erscheinen zwei Wirkräume der Z., der Thurgau und die Baar; später traten noch der Oberrhein mit Breisgau und Ortenau, der Neckargau mit Weilheim und der Limburg sowie der südl. Schwarzwald bis zum Hochrhein hinzu. Die um 1000 erkennbare Herrschernähe der →Bertolde setzte sich im 11. Jh. unter Ks. →Heinrich II. und den →Saliern fort; →Bertold I. (mit dem Barte) († 1078) erhielt 1061 mit der Übernahme des Hzgt. Kärnten fürstlichen Rang. In der Zeit des Investiturstreits gehörte er wie auch seine Söhne Bf. →Gebhard III. von Konstanz († 1110) und Mgf. Bertold II. (um 1050–1111) zur antisalischen Opposition.
Bertold II., der mit Agnes († 1111), der Tochter Kg. →Rudolfs von Rheinfelden († 1080), verheiratet war, wurde 1092 gegen den staufischen Schwabenhzg. →Friedrich I. (um 1050–1105) von der päpstlichen Partei zum Herzog|von Schwaben erhoben, verzichtete jedoch ca. 1098 zugunsten des Staufers auf das Herzogtum; im Gegenzug erhielt er allerdings von Ks. →Heinrich IV. (1050–1106) die Stadt Zürich. Bertold II. führte den dux-Titel, nun mit dem Zusatz ‚von Zähringen‘ versehen, weiter; dieser ging nach seinem Tod 1111 an die Söhne →Bertold III. († 1122) und →Konrad († 1152) über und blieb der Dynastie bis zu ihrem Ende mit dem kinderlosen Tod →Bertolds V. 1218 erhalten.
Bereits im späten 11. Jh. verlegte Bertold II. seinen Herrschaftsschwerpunkt aus dem Neckargau in den nördl. Breisgau. Hier schuf er mit der namengebenden Burg Zähringen, dem von Weilheim nach St. Peter im Schwarzwald verlegten Kloster St. Peter, das zur Grablege und zum Hauskloster der Z. wurde, sowie der Burg und frühstädtischen Siedlung Freiburg einen neuen Mittelpunkt. In Freiburg rief Konrad von Z. 1120 zusammen mit Kaufleuten einen Markt ins Leben, dessen Recht Vorbildcharakter für mehrere Städte des südwestdt.-schweizer. Raumes besaß.
Insbesondere an Ober- und Hochrhein bauten die Z. eine auf Klostervogteien, Burgen und Ministerialen gestützte herzogliche Herrschaft auf. Gegen Mitte des 12. Jh. war diese „terra ducis“ (→Otto von Freising) aus dem staufischen Hzgt. Schwaben ausgeschieden und verkörperte in der Struktur des Reiches einen neuen Typ von Herzogtum. Daher blieb das Verhältnis zwischen den →Staufern, besonders den staufischen Schwabenherzögen, und den Z. auf Dauer gespannt und bisweilen konfliktträchtig. So überzog 1146 →Friedrich Barbarossa als angehender Herzog von Schwaben das Land Hzg. Konrads von Z. mit einer Fehde.
Friedrich konnte die Stadt Zürich zurückerobern und eine Burg des Z. einnehmen; der durch Kg. →Konrad III. (1093–1152) im Vorfeld des Zweiten Kreuzzugs zustandegekommene Friede stellte den Status quo ante wieder her.
Mit der Einsetzung Konrads in das Amt des Rektors von Burgund 1127 durch Ks. →Lothar (1075–1137) nach dem Aussterben des mit den Z. versippten Zweiges der Grafen von Burgund erweiterte sich der Machtbereich der Z. in das bis zum Mittelmeer reichende Gebiet des „regnum Burgundiae“ hinein. Allerdings ließ sich der hierauf gerichtete Herrschaftsanspruch der Z. nur teilweise umsetzen; die Burgundpolitik Ks. Friedrich Barbarossas nach der Mitte des 12. Jh. beschränkte den Handlungsraum Hzg. →Bertolds IV. († 1186) auf das Gebiet zwischen Jura und Genfer See.
Hier konnten die Z. indes mit der Kirchenvogtei Lausanne und der Schutzvogtei über burgund. Zisterzen, sowie mit Burgenbau und der Gründung neuer Städte wie Freiburg im Üchtland und Bern eine verdichtete Herrschaft ausüben.
Auch jenseits ihrer Kerngebiete, des Hzgt. Zähringen und des Rektorats von Burgund, die beide zum festen Bestandteil des fürstlichen Titels wurden, suchten die Z. Verbindungen zu knüpfen. So spannte Hzg. Konrad das Beziehungsnetz in den Maas-Mosel-Raum durch seine Heiratsallianz mit den Grafen von Namur. →Rudolf († 1191), Bruder Bertolds IV. († 1186), amtierte seit 1167 als Bischof von Lüttich, nachdem Friedrich Barbarossa dessen auf Betreiben der Mainzer Ministerialen und Bürger erfolgte Wahl zum Erzbischof von Mainz 1160 nicht akzeptiert hatte. Zudem wurde die Auflösung der Ehe zwischen Hzg. Konrads Tochter →Clementia († um 1170) und →Heinrich d. Löwen († 1195) durch den Kaiser betrieben, der in der Heiratsverbindung zwischen den Z. und den →Welfen eine für ihn bedrohliche Machtkonzentration im Reich sah. Bertold IV. wandte sich in der Sache seines in Mainz gescheiterten Bruders Rudolf an Kg. →Ludwig VII. von Frankreich, bot ihm seine Hilfe gegen Friedrich Barbarossa an und sprach sogar vom Haß des Kaisers auf „unser Geschlecht“ (odium generis nostri). Dennoch begleitete er den Staufer immer wieder auf dessen Italienzügen und erwies sich als verläßlicher Helfer.
Gleichwohl machten der Kaiser ebenso wie sein Sohn Ks. →Heinrich VI. (1165–97) Politik gegen Bertold IV., etwa indem Heinrich VI. die bis dahin baslerische Stadt Breisach 1185 zu einem staufischen Stützpunkt im zähringischen Herrschaftsbereich machte und Friedrich Barbarossa Bertolds Anspruch auf das Namursche Erbe vereitelte. Nachdem Hzg. Bertold V. († 1218) seinem Vater 1186 nachgefolgt war, setzten sich die Spannungen fort: 1196 begann Hzg. →Konrad von Schwaben (um 1172–96) in Abstimmung mit Ks. Heinrich VI. eine Fehde gegen ihn, die wegen des Todes des Schwabenherzogs allerdings ergebnislos blieb.
In der politisch offenen Situation des Reiches nach dem Tod Ks. Heinrichs VI. 1197 ließ sich Hzg. Bertold V. von der antistaufischen Partei zur Thronkandidatur gegen →Philipp von Schwaben (1177–1208) bewegen, zog diese aber zurück und söhnte sich mit dem Staufer aus. Den Seitenwechsel ließ sich Bertold von Philipp mit Breisach sowie mit der Klostervogtei und Stadt Schaffhausen entgelten. So betrieb der letzte Herzog von Z. und Rektor von Burgund eine erfolgreiche Territorialpolitik; in Burgdorf und Breisach errichtete er repräsentative Burgen, versehen mit|Bauinschriften, die ihn als siegreichen Herrscher rühmten. Auch förderte er die unter seiner Hoheit stehenden Städte wie Bern, Zürich, Offenburg und Villingen. Besonderes Augenmerk wandte er der Stadt Freiburg zu, deren Pfarrkirche einen spätromanischen Neubau nach Art einer Stiftskirche erhielt.
Hier und nicht bei den Vorfahren im Kloster St. Peter fand Bertold V., dessen gleichnamiger einziger Sohn früh verstorben war, seine letzte Ruhe.
Nach dem Tod Bertolds V. 1218 wurde das Hzgt. Zähringen durch Kg. →Friedrich II. (1194–1250) aufgelöst. Dieser eignete sich selbst einiges vom Erbe der Z. an, der übrige Allodialbesitz wurde größtenteils zwischen den mit den Z. verwandten →Grafen von Urach und den →Grafen von Kyburg aufgeteilt. Beide führten die Tradition der Z. fort, welche dann die →Habsburger übernahmen, bevor sich im 18. Jh. die →Markgrafen bzw. Großherzöge von Baden ihrer alten Stammverwandtschaft mit den Z. erinnerten. So fügten sie den Titel „Herzog von Zähringen“ in die hzgl. Titulatur ein.
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Literatur
|E. Heyck, Gesch. d. Herzoge v. Z., 1891, Nachdr. 1980;
Th. Mayer, Der Staat d. Herzoge v. Z., 1935;
Schwaben u. Schweiz im frühen u. hohen MA, Ges. Aufss. v. H. Büttner, hg. v. H. Patze, 1972;
Die Z., Eine Tradition u. ihre Erforsch., hg. v. K. Schmid, 1986;
Die Z., Anstoß u. Wirkung, hg. v. H. Schadek u. K. Schmid, 1986;
Die Z., Schweizer Vortrr. u. neue Forsch., hg. v. K. Schmid, 1990;
U. Parlow, Die Z., Kommentierte Quellendok. zu e. südwestdt. Hzg.geschl. d. hohen MA, 1999;
Die Z., Rang u. Herrschaft um 1200, hg. v. J. Dendorfer, H. Krieg u. R. J. Regnath, 2018;
Th. Zotz, Die Z., Dynastie u. Herrschaft, 2018;
Archäol. u. Gesch. d. Stadt in d. Z.zeit, hg. v. S. Kaltwasser u. H. Krieg, 2019;
Die Freiburger Stadtrechte d. hohen MA (1120–1293), Ed., Übers., Einordnung, hg. v. M. Blattmann, J. Dendorfer, M. Kälble u. H. Krieg, 2020;
LexMA;
Dict. of Art. -
Autor/in
Thomas Zotz -
Zitierweise
Zotz, Thomas, "Zähringer" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 584-586 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118810537.html#ndbcontent