Lebensdaten
1840 – 1916
Geburtsort
Kiel
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Indogermanist ; Slawist ; Sprachwissenschaftler ; Professor der Indogermanistik in Leipzig
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118779680 | OGND | VIAF: 44365175
Namensvarianten
  • Leskien, Johann Heinrich August
  • Leskien, August
  • Leskien, Johann Heinrich August
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Leskien, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118779680.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August Wilhelm (1800–76), Tischlermeister, S d. Arbeitsmanns Christian in Königsberg (Preußen) u. d. Elisabeth Klaedke;
    M Magdalena (1801–78), T d. Lohgerbers Joh. Carl Schmidt in K. u. d. Lucia Catharina Baltz;
    Loschwitz b. Dresden 1871 Marie Elisabeth (1851–1908), T d. Kreissteuerrats Joh. Albert Judeich in Dresden u. d. Marie Pauline Brockhaus (T d. Verlegers Heinrich B., 1874, s. NDB II);
    3 S, 3 T, u. a. Albert (1875–1927), Maler, Gertrud ( Wilhelm Streitberg, 1864–1925, Prof. d. indogerman. Sprachwiss. in L., s. Kürschner, Gel.-Kal. 1925).

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1860 begann L. mit dem Studium der Philologie in Kiel bei Georg Curtius. Er folgte diesem 1862 nach Leipzig, wo er 1864 das Staatsexamen ablegte und promoviert wurde. Während seines Studiums unternahm L. mit der Familie des Mediziners Prof. Bräuer Reisen nach Südosteuropa und kam dadurch mit südslav. Sprachen in Berührung; in den Ferien hielt er sich oft im Spreewald auf, um bei Bauern (Nieder-) Sorbisch zu lernen. 1864 begann L. in Leipzig mit seiner Tätigkeit als Latein- und Griechischlehrer an der Thomasschule, was ihn aber nicht befriedigte, so daß er bereits zu Ostern 1866 nach Jena ging, um sich bei August Schleicher mit vergleichender indogerm. Sprachwissenschaft zu beschäftigen, besonders mit Slavisch und Litauisch. Seine Habilitationsschrift von 1867 befaßte sich mit „Futur und Aorist bei Homer“. Im selben Jahr wurde er Privatdozent in Göttingen (bis 1869). Nach dem Tode seines Lehrers Schleicher erhielt er 1868 die ao. Professur für „vergleichende Sprachkunde und Sanskrit“ in Jena. 1870 bekam er die erste Professur für Slavistik in Leipzig (o. Professor 1876).

    L. gilt als einer der Begründer der Leipziger „junggrammatischen“ Schule, zu der als „ursprüngliche Gruppe“ auch Karl Brugmann, Hermann Osthoff und Bertold Delbrück gehören. Für diese Schule war der Glaube an die „Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze“ charakteristisch, die Sprachwissenschaft wurde streng physiologisch ais exakte Gesetzeswissenschaft betrachtet, wobei das psychologische Moment, hauptsächlich in Form der Analogiewirkung, bloß als modifizierender und störender Faktor hinzukommt. Auf dem Gebiet der Sprachverwandtschaft hat L. vor allem mit seinem Werk „Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen“ (1876, Neudr. 1963) entscheidend dazu beigetragen, August Schleichers Stammbaumtheorie zu überwinden. Da er sich seit Mitte der 70er Jahre stärker der Erforschung der altkirchenslav. (altbulgar.) Sprache zuwandte, hat er sich nicht mehr aktiv am damaligen|„Kampf um die Lautgesetze“ beteiligt. In der Slavistik hat sich L. hauptsächlich durch sein „Handbuch der altbulgar. Sprache“ (1871, ⁹1969, russ. Übers. 1890) verdient gemacht. Als Frucht 40jähriger Forschung ist seine „Grammatik der altbulgar. Sprache“ zu betrachten (1909, ³1919, russ. Übers. 1915). Mit Franz v. Miklosich war L. in einen unüberwindbaren Gegensatz bezüglich dessen „pannon.-sloven. Theorie“ der Herkunft der alten slav. Kirchensprache geraten, die Miklosich „altsloven.“, L. „altbulgar.“ nennt. Gemeinsam mit Vatroslav Jagić begründete er die Zeitschrift „Archiv für slav. Philologie“ (seit 1876). Sein Gesamtwerk in Forschung und Lehre wirkt heute noch stark nach und hat zahlreiche bedeutende Linguisten und Slavisten (Erich Berneker, Nikolaj S. Trubetzkoy, Gustav Weigand, Olaf Broch) mitgeprägt.

  • Werke

    Weitere W u. a. Grammatik d. serbokroat. Sprache I, 1914, ²1976;
    Litau. Lesebuch mit Grammatik u. Wörterbuch, 1919;
    Slav. u. balt. Forschungen, Sämtl. Leipziger Ak.schrr. 1875-1911, mit Vorwort v. H. H. Bielfeldt, 1975;
    Meine Jugendzeit (Privatdr., o. J.).

  • Literatur

    W. Streitberg, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1917, S. 15-20;
    ders., in: Indogerm. Jb. 7, 1919, S. 138-43 (P);
    V. Jagić, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien 67, 1917, S. 481-99;
    H. Arens, Sprachwiss., 1974, S. 311-17, 337 f.;
    R. Fischer, in: M. Steinmetz (Hrsg.), Bedeutende Gelehrte in Leipzig I, 1965, S. 57-62 (P);
    E. Eichler, A. L.s Wirken f. d. Slawistik, in: Zs. f. Slawistik 26, 1981, S. 168-91 (W-Verz., L).

  • Autor/in

    Heinz Dieter Pohl
  • Zitierweise

    Pohl, Heinz Dieter, "Leskien, August" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 329-330 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118779680.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA