Lebensdaten
1708 – 1754
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118700421 | OGND | VIAF: 7371751
Namensvarianten
  • Hagedorn, Friedrich von
  • Hagedorn
  • Hagedorn, F. v.
  • mehr

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Zitierweise

Hagedorn, Friedrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118700421.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Christian Ludwig (s. 1);
    - Hamburg 1737 Elisabeth (1708–82), T d. Nathaniel Butler, Schneider b. d. Company of Merchant Adventurers in H., u. d. Elisabeth verw. Wolfenden; kinderlos.

  • Biographie

    Da der Vater der Familie ein geringes Vermögen hinterließ, konnte die Mutter nur mit Mühe ihren beiden Söhnen eine standesgemäße Erziehung und Ausbildung gewährleisten. H. besuchte von 1723 an das Akademische Gymnasium in Hamburg, wo Michael Richey zu seinen Lehrern gehörte. Im Frühjahr 1726 immatrikulierte er sich an der Universität Jena als Student der Rechte. Sein Fleiß wurde allerdings von der Lust an den Freuden des Weines und der Gelage überwogen, die er sich auch durch wachsende Schulden nicht beeinträchtigen ließ. Immerhin waren die wohl die Ursache des frühen Studienabbruches Ende 1727. H. kehrte nach Hamburg zurück, wo sich die Hoffnung, in dänische Dienste zu gelangen, als eitel erwies. 1729 kam ihm ein privates Angebot zu Hilfe. Als Privatsekretär des dänischen Gesandten ging er nach London und verbrachte dort 2 Jahre, die er noch im späteren Leben als seine glücklichste Zeit empfand. Zurückgekehrt, war er wieder ohne Amt. Sein Unvermögen, mit seinen spärlichen Mitteln hauszuhalten, führte dazu, daß er, zur tiefen Beschämung seiner standesbewußten Mutter, eine Hofmeisterstelle annahm. 1733 kam endlich die Lösung aller Versorgungsprobleme. Eine Sekretärstelle am Englischen Court in Hamburg wurde seine Sinekure. Mit dem Schriftverkehr dieser Handelsgesellschaft beschäftigt, ihre Privilegien (Steuer-, Zollfreiheit) genießend, führte er ein von materiellen Sorgen leidlich freies Leben, das ihm Zeit ließ für Poesie, extensive Lektüre und freundschaftlich-geselligen Lebensgenuß. Nicht nur als Dichter, sondern auch als Freund wurde er, der sich in die literarischen Fehden der Gottschedianer und Schweizer nicht verwickeln ließ, von den jüngeren Poeten, besonders den Bremer Beiträgern, verehrt.

    Nachdem bereits der Vater die ersten Verse des 12jährigen hatte drucken lassen, erschienen noch in den 20er Jahren poetische Beiträge H.s in den Hamburger Moralischen Wochenschriften („Patriot“, „Matrone“). Seine erste Gedichtsammlung „Versuch einiger Gedichte …“ (Hamburg 1729), an die er sich später nur mit Widerwillen erinnerte, zeigte noch deutliche Spuren jener Einflüsse, von denen die Jugendpoesien fast aller frühen Autoren des Aufklärungszeitalters markiert wurden: spätbarocke Dichter wie Hofmannswaldau bedingten noch, die vorbildlich werdenden französischen Klassizisten des späten 17. Jahrhunderts schon den poetischen Ausdruck. Daneben machte sich das Vorbild der heimischen Hamburger Poeten insbesondere in Anklängen an Brockes bemerkbar. Erst in den 30er Jahren gewannen H.s Gedichte jene Qualitäten, die ihm den Ruhm, die lyrische Kunst der französischen und englischen Klassizisten vollkommen erreicht zu haben, verschafften. In dem „Versuch in poetischen Fabeln und Erzählungen“ (Hamburg 1738), der „Sammlung neuer Oden und Lieder“ (3 Bände, ebenda 1742/44/52), den „Oden und Liedern in 5 Büchern“ (ebenda 1747) und den „Moralischen Gedichten“ (ebenda 1750) sammelte H. sein nahezu ausschließlich lyrisches Werk. – In Form und Inhalt seiner Verse wies H. die Wege in das literarische Rokoko. Die Dominanz der kleinen Formen, von der die Rokokodichtung gekennzeichnet ist, macht sich bei ihm bereits deutlich bemerkbar, schon äußerlich im bescheidenen Umfang seines poetischen Werkes wie auch in der Beschränkung auf wenige Formen: moralisches Lehrgedicht, Ode, Lied, Epigramm. An die Stelle der lyrischen Großformen, die in der Sammlung von 1729 noch überwogen, treten die kleinen Gebilde der poésie fugitive, an die Stelle epischer Großformen Versfabel und Verserzählung, vor allem vom Vorbild Lafontaine geprägt. Der bürgerliche Dichter entsagt der großen, überpersönlichen Sprach- und Formgebärde des Barock und gewinnt in zunächst noch leichtgewichtigen Versgebilden die Sicherheit und Anmut einer intimen Kunst. Die Stilprinzipien, unter die H. sein poetisches Schaffen stellt, setzen deshalb nicht nur die Reduktion und weitgehende Preisgabe barocker Tradition voraus, sie zeigen auch einen wirklichen Neubeginn an.

    H.s Fabeln und Vers-Erzählungen wurden schon bald von denen Gellerts überholt und in den Schatten gestellt. Eine weit stärkere Wirkung auf seine Zeitgenossen ging von seinen moralischen Gedichten aus, in denen ein noch etwas stoisch, schon recht epikuräisch getöntes, bürgerliches Lebensideal verkündet wurde. Genügsamkeit und Freude, Maß und Zufriedenheit, Beschränkung und Glückseligkeit sind die wiederkehrenden Gebote und Werte, der vergnügt-muntere Sinn ist ebenso Substrat wie Resultat der gepriesenen Lebenshaltung. Eine unbedenkliche Diesseitigkeit und die häufige Apostrophierung der Freiheit, die dem Hamburger Bürger, der sich überdies als „halber Engländer“ fühlte, freilich schon mehr bedeuten konnte als dem Untertanen eines deutschen Fürsten, bekunden das wachsende bürgerliche Selbstgefühl. Mit diesem Ethos, der Verbindung von heiterem Lebensgenuß und Tugend, von Scherz und Weisheit, traf H. eine Lebensstimmung der Zeit so genau, daß selbst der so wesensverschiedene junge Klopstock sich im Zeichen der „Göttin Freude“ mit ihm zu identifizieren vermochte.

    Als moralischer Lehrer fühlte sich H. als Schüler des innig als Weisheitsfreund verehrten Horaz. Als Formkünstler orientierte er sich an anderen, historisch näheren Vorbildern: französische Autoren wie Chapelle und Chaulieu, Engländer wie Prior und Pope, mit dem ihn seine Zeitgenossen gelegentlich verglichen, standen bei H.s Gedichten Pate. Fleiß und Feinheit des Geschmacks rühmte ihm der junge Wieland nach; H. forderte und erwarb nicht nur die vom Aufklärungsklassizismus propagierte Sprachreinheit und -korrektheit, er stellt sein Dichten nicht nur unter das Gebot des mot propre, des „richtigen Ausdrucks“; er weiß auch dem so geprägten Gedicht jene Schwere und Steifheit zu nehmen, die der Lyrik der frühen Aufklärung fast durchweg anhaftet. „Zierliche Wortfügung“, witzige Formung von Vers und Gedanke, und die Rokoko-Stilideale der „nachlässigen Schönheit“, der „Ungezwungenheit“ und der Grazie zeichnen seine Oden und Lieder aus, die ihm noch bei der folgenden Generation neben Haller den Ruhm eines „Vaters der deutschen Dichtkunst“, eines Eröffners der „Epoche des bessern Geschmacks in Deutschland“, bewahrten. Als Ramler 1766 seine „Lieder der Deutschen“ herausgab, in denen er „diejenigen Deutschen Dichter, die von den Vergnügungen des Lebens gesungen haben“ versammelte, stand H. nicht nur bei der Aufzählung der Autorennamen, sondern auch nach der Zahl der aufgenommenen Gedichte an erster Stelle.

  • Werke

    Versuch einiger Gedichte, Hamburg 1729 (Neudr.: Dt. Lit.denkmäler d. 18. Jh., Bd. 10, 1883);
    Poet. Werke, Mit s. Lebensbeschreibung u. Charakteristik u. mit Auszügen s. Briefwechsels begleitet v. J. J. Eschenburg, 5 T., Hamburg 1800.

  • Literatur

    ADB X;
    H. Schuster, F. v. H. u. s. Bedeutung f. d. dt. Lit., Diss. Leipzig 1882;
    W. Eigenbrodt, H. u. d. Erz. in Reimversen, 1884;
    G. Witkowski, Die Vorläufer d. anakreont. Dichtung in Dtld. u. F. v. H., 1894;
    H. Badstüber, F. v. H.s Jugendgedichte, 1904;
    St. List, F. v. H. u. d. antike Lit., Diss. München 1909;
    H. Stierling, Leben u. Bildnis F. v. H.s, 1911 (auch f. Fam., P);
    B. R. Coffmann, The influence of English Lit. on F. v. H., in: Modern Philology 12/13, Chicago 1914-16;
    F. Schultz, Die Göttin Freude, Zur Geistes- u. Stilgesch. d. 18. Jh., in: Jb. d. Freien Dt. Hochstifts, 1926;
    K. Epting, Der Stil in d. lyr. u. didakt. Gedichten F. v. H.s, Ein Btr. z. Stilgesch. d. Aufklärungszeit, 1929;
    R. Petsch, F. v. H. u. d. dt. Fabel, in: Festschr. f. Melle, 1933, S. 160-88;
    W. Schultze, Die Brüder H., in: Archiv f. Kulturgesch. 41, 1959;
    G. Stix, F. v. H., Menschenbild u. Dichtungsauffassung, Rom 1961;
    Goedeke IV, 1, S. 25-28 (W, L) u. ö.;
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Porträts

    Ölgem. v. B. Donner, 1744, v. D. v. d. Smissen, 1741 u. 1752, Abb. b. Stierling, s. L, u. b. Rave;
    H. W. Singer, Allg. Bildniskat., 1931, Nr. 35 997-36 010.

  • Autor/in

    Kurt Wölfel
  • Zitierweise

    Wölfel, Kurt, "Hagedorn, Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 466-467 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118700421.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hagedorn: Friedrich v. H., Bruder des Kunstschriftstellers Christian Ludwig v. H. (s. o.), wurde am 23. April 1708 als ältester Sohn des königl. dänischen Staats- und Conferenzraths Hans Stats v. H. geboren. Schon im J. 1722 wurde er seines Vaters beraubt, welcher die Familie nicht gerade in dürftigen, aber doch auch in keineswegs glänzenden Verhältnissen zurückließ. Indeß fand der talentvolle Knabe die trefflichste Gelegenheit, seine Anlagen auszubilden, indem Hamburg damals wie keine andere Stadt reich war an Gelehrten, die sich auch als Dichter einen Ruf erworben hatten oder doch schönwissenschaftlichen Interessen zugänglich waren; so vor allem Brokes, Richey, der Hagedorn's Lehrer auf dem Hamburger akademischen Gymnasium war, Erdmann Neumeister u. a. Unter solchen Umständen lernte auch der poetisch angelegte Knabe schon im Jugendunterricht die klassischen Dichter ganz anders liebgewinnen, als es sonst damals der Fall zu sein pflegte, so daß seine Poesie, wie Vilmar sagt, „die erste gute Frucht wurde, welche die zwei Jahrhunderte lang nur schädlich, oft geradezu giftig wirkende classische Philologie getragen.“ Sein Liebling wurde Horaz, in welchem er für sein ganzes Leben einen „Freund, Lehrer und Begleiter“ fand und den er auch in mehreren Dichtungen frei nachbildete. Die Liebe zur Poesie nahm er auch auf die Universität nach Jena mit, wohin er sich 1726 zum Studium der Rechte begab und wo er drei Jahre verblieb, doch nahm er dort auch an den durch die Wolff’sche Philosophie hervorgerufenen Streitigkeiten lebhaftes Interesse. Dabei blieb er mit den Hamburger Litteraten, die eine eng geschlossene Cameraderie bildeten, in Verkehr; er arbeitete für ihre Zeitschrift „Der Patriot" und veröffentlichte später auch einige lyrische Sachen in Weichmann's „Poesie der Niedersachen“, dem großen Sammelwerke, in welchem die oft recht dürftigen poetischen Erzeugnisse der Angehörigen dieses Kreises vereinigt sind. Nach Hause zurückgekehrt, ließ er die erste selbständige Sammlung seiner Dichtungen: „Versuch einiger Gedichte oder auserlesene Proben poetischer Nebenstunden“ erscheinen, von denen er jedoch mit Recht nur wenige und auch diese erst nach gründlicher Umarbeitung in die späteren Sammlungen seiner Poesien aufgenommen hat, denn wenn man auch in diesen Gedichten schon hier und da Anklänge an die Manier seiner späteren besseren Zeit findet, so erscheint er doch, wie schon der Titel verräth, in seiner ganzen Dichtungs- und Empfindungsweise völlig in den Anschauungen seiner damaligen Umgebung befangen.|In der Vorrede vertheidigt er ganz in der hergebrachten Weise die Dichtkunst gegen ihre Feinde und Verächter als eine angenehme und nützliche Beschäftigung in Nebenstunden; unter den Gedichten selbst finden wir eine Beschreibung des Jenaischen Paradieses in Brokes’scher Manier, auch die altmodische Gattung der Heldenbriefe ist durch ein Sendschreiben der Cleopatra an Julius Cäsar vertreten.

    Nun fand er auch bald eine Stelle, die ihm bei seinem feinen, weltmännischen Wesen sehr zusagen mußte, er ging im J. 1729 als Secretär des dänischen Gesandten nach London, wo er bis 1731 verblieb und die Zeit fleißig zum Studium des Englischen benutzte. Er erwarb sich darin eine große Gewandtheit und seine häufigen Hinweisungen auf die englische Litteratur trugen viel dazu bei, daß diese Litteratur im vorigen Jahrhundert in Deutschland so große Verbreitung und solchen Einfluß auf die Entwickelung unserer Litteratur gewann. Nachdem er nach Hause zurückgekehrt war, durfte er hoffen, bald eine passende Anstellung in Dänemark zu erhalten; doch schlug ihm diese Hoffnung fehl und er lebte, da seine Vermögensverhältnisse immer noch sehr ungünstig standen, längere Zeit in drückender Verlegenheit. Damals (1732) starb auch seine Mut ter. Endlich, im J. 1733, fand er bei dem englischen Court, einer Handelsgesellschaft in Hamburg eine Stelle als Secretär, die ihn aller Nahrungssorgen überhob und ihm auch Muße genug ließ, sich seiner Neigung zur Poesie hinzugeben. Seine Ehe mit der Tochter eines in Hamburg lebenden Engländers scheint nicht glücklich gewesen zu sein; wie die Biographen angeben, hätte H. die Ehe mit dem durch keinerlei besondere persönliche Eigenschaften hervorragenden Mädchen hauptsächlich in Erwartung eines großen Vermögens geschlossen, worin er sich aber getäuscht sah. Im übrigen verlief der Rest seines Lebens ruhig, sorglos, ohne besondere Abwechselung. Mit den Hamburgischen Gelehrten und Dichtern v. Bar, Wilkens, dem Arzt Carpser, dem Tragödiendichter Behrmann, Brokes, Liscow, dem Bruder des Satirikers stand der heitere, lebensfrohe Mann in freundschaftlichem Verkehr, auch gehörte er eine Zeit lang dem Hamburger „Orden des guten Geschmacks" an, der jedoch eine ziemlich dunkle Existenz führte. In Gemeinschaft mit Wilkens redigirte er einen Auszug aus Brokes' Hauptwerk, dem „Irdischen Vergnügen in Gott" (1738). In demselben Jahre ließ er seinen „Versuch in poetischen Fabeln und Erzählungen" erscheinen, der diejenigen Fabeln enthält, welche in den späteren Sammlungen das erste Buch ausmachen. Im Erzählungston nahm er sich die Franzosen, besonders Lafontaine zum Muster. An Leichtigkeit und Grazie übertraf er alle deutschen Fabel- und Erzählungsdichter vor ihm und seine Fabeln wurden, zumal da damals durch die ästhetischen Schriften der Schweizer das Interesse auf diese Kunstgattung hingelenkt wurde, rasch beliebt; sie wurden das Vorbild für die Fabeln Gellert's. Einige darunter, wie z. B. „Johann der muntre Seifensieder“ gehören zu den ältesten deutschen Gedichten, für die sich heute noch ein unmittelbares, nicht rein litterarhistorisches Interesse erhalten hat, manche, wie z. B. „Das Hühnchen und der Diamant“ figuriren noch immer in Schul- und Kinderbüchern. Die seinen Fabeln zu Grunde liegenden Stoffe entlehnte er aus den verschiedensten älteren und neueren Schriftstellern; er zeigt dabei eine umfassende Belesenheit. Eine seiner Hauptquellen war Burkhard Waldis. Wir sind über das Verhältniß Hagedorn's zu seinen Vorgängern dadurch unterrichtet, daß er selbst seinen Fabeln ebenso wie seinen übrigen Dichtungen ausführliche Anmerkungen beifügte, ein Gebrauch, der damals schon zu veralten begann, dem er jedoch mit großer Vorliebe anhing. Hagedorn's litterarischer Ruhm war durch die Fabeln fest gegründet; fast alle, die sich damals in der Litteratur auszeichneten, suchten mit ihm in Verbindung zu treten. Er stand denn auch mit Männern von den verschiedensten litterarischen Richtungen, mit den Schweizern, wie mit Gottsched in|Verkehr, indem er sich völlige Unabhängigkeit seines Standpunktes bewahrte; mitunter äußert er sich sogar mit leiser Ironie über die Kampfeshitze der streitenden Parteien. Diese Unbefangenheit konnte er sich um so leichter wahren, da er seine dichterische Thätigkeit, die außer allem Zusammenhang mit seiner Berufsthätigkeit stand, rein als ein heiteres Spiel zur Erhöhung der Lebensfreude betrachtete. Auch die Bremer Beiträger fühlten sich zu ihm als Dichter wie als Menschen hingezogen. Sie standen mit ihm durch Johann Arnold Ebert in Verbindung, den er schon bei seinen ersten poetischen Versuchen mit Rath und Hülfe unterstützt hatte; auch hatten sie Gelegenheit, sein hülfreiches und freundliches Wesen kennen zu lernen, als er sich des armen Leipziger Studenten Gottlieb Fuchs, dessen poetische Erstlingsversuche viel zu versprechen schienen, mildthätig annahm. Die innige Verehrung der Bremer Beiträger für H. hat ihren schönsten Ausdruck in Klopstock's Odencyclus „an meine Freunde“ gefunden. Auch die Hallischen Anacreontiker mußten sich ihm geistesverwandt fühlen.

    In den folgenden Jahre ließ H. seine Oden und Lieder in mehreren kleineren Sammlungen erscheinen (vgl. die bibliographischen Angaben in Eschenburg's unten zu citirender Abhandlung S. 98 f.); außerdem erschienen damals mehrere von den Dichtungen, die er später unter seine „Moralischen Gedichte“ (1. Aufl. 1750) einreihte, auf einzelne Blätter gedruckt. In den Oden und Liedern zeigt er sich wieder als Schüler des Horaz, oft aber singt er auch im Ton der französischen Chansonniers leichte und heitere Lieder mit epigrammatischer Zuspitzung. Auch in seinen moralischen Gedichten predigt er in Horazischer Manier durch weises Maß beschränkten Lebensgenuß. Der zweiten Auflage (1752) hat er eine Sammlung seiner Sinngedichte angehängt. H., der, wie es scheint, etwas allzusehr den Tafelfreuden huldigte, litt in der letzten Zeit seines Lebens an podagrischen Beschwerden; er starb am 28. Octbr. 1754. Von seinen gesammelten Werken sind mehrere Ausgaben erschienen; die werthvollste ist die von Eschenburg besorgte in 5 Theilen, Hamburg 1800. In dieser Ausgabe enthält der 4. Theil eine ausführliche Biographie und Charakteristik Hagedorn's, nebst einem „Nachtrag Hagedornischer Gedichte“, zum Theil aus Handschriften, die sich in Hagedorn's Nachlaß fanden; der 5. Theil enthält Auszüge aus Hagedorn's Correspondenz. Außerdem sind die bibliographischen Nachweise in Schröder's Hamburgischem Schriftstellerlexikon und der Aufsatz über H. von Schmitt in Henneberger's Jahrbuch, Heft I. zu vergleichen.

  • Autor/in

    W. Creizenach.
  • Zitierweise

    Creizenach, Wilhelm, "Hagedorn, Friedrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 325-327 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118700421.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA