Lebensdaten
466 oder 467 – 511
Beruf/Funktion
fränkischer König
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118675958 | OGND | VIAF: 262645254
Namensvarianten
  • Chlodovech
  • Chlodwig I.
  • Chlodovech
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Zitierweise

Chlodwig I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118675958.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Childerich I. ( 482), Kg. eines Teilstammes der salischen Franken, Mittelpunkt seiner Herrschaft war Tournai (dort 1653 sein Grab mit reichen Beigaben gefunden), kämpfte im Foedus mit dem römischen Heermeister Aegidius ( 464) u. dessen Sohn Syagrius b. Orléans 463 u. 469 gegen die Westgoten, b. Angers 469 gegen die Sachsen, später auch gegen die Alemannen (od. Alanen?), Nordgallien wurde unter ihm v. fränkischen Elementen durchdrungen, er steigerte die Bedeutung des Heerkönigtums u. bereitete so die Reichsgründung vor;
    M Basina, thür. Fürsten-T; Schw Adofled ( um 493 Theoderich d. Gr. [ 526]);
    2) um 493 (um 502?) Chrodchild, T des Burgunderkönigs Chilperich;
    S aus 1) Kg. Theuderich I. ( 533), aus 2) Kg. Chlodomer ( 524 [s. ADB XLVII]), Kg. Childebert I. ( 558), Kg. Chlothar I. ( 561), T aus 2) Chlodchild (Chlothilde, um 526 Amalarich [ 531], Kg. der Westgoten).

  • Biographie

    482 folgte Chlodwig seinem Vater als König des stärksten Teilstammes der salischen Franken mit dem Zentrum Tournai. In 30 kampfreichen Regierungsjahren vereinte er den größten Teil Galliens und rechtsrheinische Gebiete zu einem fränkischen Reich. Gemeinsam mit anderen salischen Königen besiegte er den in Soissons herrschenden Römer Syagrius (486/87) und unterwarf das Land zwischen Somme und Loire; er bekriegte die Burgunder unter Gundobad (500/01) und gewann durch den Sieg über den Westgotenkönig Alarich Aquitanien bis zur Garonne sowie Toulouse (507/08). Neben diesen Eroberungen gallo-römischen Kulturbodens steht die Ausdehnung der Herrschaft über rein germanische Gebiete: Chlodwig besiegte und unterwarf die Alemannen, er erbte nach Beseitigung der anderen merowingischen Teilkönige deren Herrschaften und ließ sich nach der Ermordung des Ribuarierkönigs Sigibert zu dessen Nachfolger wählen. (Ohne befriedigende Erklärung bleibt die Nachricht vom Sieg über die „Thoringer“.) Unter dem Einfluß seiner Gattin Chrodchild und des Bischofs Remigius von Reims trat Chlodwig vom Heidentum zum katholischen Christentum über. Dieser Schritt wirkte sich nicht nur auf die Beziehungen zu den katholischen Romanen Galliens und zu den arianischen Germanenreichen aus, sondern führte zur allmählichen Bekehrung aller Franken und legte damit den Grund für den Sieg des katholischen Christentums bei allen Germanen. Da die Chronologie der Taufe und der Erfolge im Osten des Reiches trotz großer Anstrengungen der Forschung unlösbare Fragen zu stellen scheint, entgleitet die Möglichkeit, ein klares Bild von der Politik Chlodwigs zu gewinnen. In den 90er Jahren stand er dem von Theoderich angestrebten Bund der arianischen Germanenstaaten nahe, später brach er mit den Goten und näherte sich Byzanz, das seine Herrschaft anerkannte; Burgund folgte jetzt Chlodwigs Politik. Die Ausdehnung der Franken ans Mittelmeer konnte Theoderich jedoch noch verhindern (Kämpfe in der Provence und Septimanien 508/11). Nach Chlodwigs Tod wurde das Königtum unter seine vier Söhne geteilt.

    Die kriegerischen Erfolge erlaubten Chlodwig eine große Steigerung der Königsmacht, deren Sitz er nach Paris verlegte. Der gallo-römischen Bevölkerung gegenüber nahm er die Rechte des römischen Staates in Anspruch, er bediente sich der Einrichtungen der römischen Zivilverwaltung und ließ das römische Recht für die Romanen in Kraft. Das römische Fiskalland wurde als Königsland eine seiner wichtigsten Machtgrundlagen. Für den eigenen Stamm hat Chlodwig wahrscheinlich gegen Ende seiner Regierungszeit die Lex Salica in der ältesten Fassung aufzeichnen lassen. Das Ausmaß der fränkischen Siedlung in den eroberten Landen und der Anteil des Königtums an ihr sind umstritten; jenseits der Somme und vor allem zwischen Seine und Loire ist nur Streusiedlung anzunehmen, die teilweise durch Vergabung des Fiskallandes an die Gefolgsleute des Königs entstand. - Als erster mittelalterlicher Herrscher hat Chlodwig germanisches Gefolgschaftskönigtum, römische Staatsgewalt und katholisches Christentum an der Spitze eines germanisch-romanisch-christlichen Reiches vereint; die Bedeutung dieser Reichsgründung für die Geschichte des mittelalterlichen Abendlandes kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Über die Persönlichkeit dieses nur aus seinen Erfolgen erkennbaren Herrschers ist|wenig bekannt; es scheint jedoch richtig, ihn als einen klugen, verschlagenen, energischen und oft brutalen Krieger- und Bauernkönig anzusehen, dem die Bildungsfähigkeit der Goten mangelte, der aber große staatsmännische Fähigkeiten bewies.

  • Literatur

    ADB IV;
    F. Dahn, Urgesch. d. german. u. roman. Völker III, IV, 1883/89;
    ders., Die Könige d. Germanen VII/1-3, 1894/95;
    G. Kurth, Clovis, 2 Bde., Paris ²1901 (alle auch f. V Childerich I.);
    W. Levison, Zur Gesch. d. Frankenkg. Ch., in: Bonner Jbb. 103, 1898, S. 42-67, u. in: Aus rhein. u. fränk. Frühzeit, 1948, S. 202-28;
    Ludw. Schmidt, Gesch. d. dt. Stämme, 2. Abt., 1918, S. 473-95 u. ö., ²1940, S. 58-62;
    ders., Aus d. Anfängen d. salfränk. Königtums, in: Klio 34, 1942, S. 306 bis 327 (beide auch f. V Childerich I.);
    M. Bloch, Observation sur la conquête de la Gaule romaine par les rois francs, in: Revue hist. 154, Paris 1927, S. 161-78 (auch f. V Childerich I.);
    W. v. d. Steinen, Ch.s Übergang z. Christentum, in: MIÖG, Erg.-Bd. 12, 1933, S. 417-501;
    A. van de Vyver, La victoire contre les Alamans et la conversion de Clovis, in: Revue Belge de philol. et d'hist. 15, Brüssel 1936, S. 859-914, 16, 1937, S. 35 bis 94 (vgl. a. 17, 1938, S. 63-69, 793-813);
    ders., Clovis et la pol. méditerranéenne, in: Etudes d' hist., déd. à la mém. de H. Pirenne, Brüssel 1937, S. 367-87;
    ders., La chronol. du règne de Clovis, in: Moyen Age 53, ebenda 1947, S. 177-96;
    F. L. Ganshof, Clovis, in: De Gids 102, Amsterdam 1938, 2. T., S. 171-84;
    F. Lot, in: Hist. générale, ed. G. Glotz, Moyen Age I, Paris 1940, S. 181-97 u. ö.;
    ders., Naissance de la France, ebenda 1948, S. 1-45 u. ö.;
    J. Calmette, Observations sur la chronol. du règne de Clovis, in: Ac. des Inscriptions et Belles-Lettres, Comptesrendus, Paris 1946, S. 193-202;
    - Zu V Childerich I.: E. Babelon, Le tombeau du roi Childéric, in: Mém. de la société des antiq. de France 76, Paris 1924, S. 1-112;
    Dict. Hist. Géogr. XII, 1953, Sp. 687 f.;
    E. Stein, Histoire du Bas-Empire II, Brüssel-Paris 1949, S. 143-150 u. ö.;
    W. J. de Boone, De Franken van hun eerste optreden tot de dood van Childerik, Amsterdam 1954, S. 149-51 u. ö.;
    Dict. Hist. Géogr. XIII, Sp. 26-32;
    H. Löwe, in: B. Gebhardt, Hdb. d. dt. Gesch. I, ⁸1954, S. 90-94 (L).

  • Autor/in

    Peter Classen
  • Zitierweise

    Classen, Peter, "Chlodwig I." in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 208-209 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118675958.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Chlodwig I., der Sohn des Childerich und der Basina, regierte ein Menschenalter lang, 481—511; in jedes der drei Decennien wird eine seiner großen Thaten verlegt, 486 die Niederwerfung der Römer, 496 die der Alamannen, 507 die der Westgothen. Der Ausgangspunkt von Chlodwigs Macht ist Tournay. Dort herrschte er über einen Theil des salischen Stammes, neben ihm seine Vettern Chararich im Morinerlande, Ragnachar und dessen Brüder Richar und Rignomer in Cambray, endlich bei den ripuarischen Franken in Köln Sigibert. Ch. begann seine Laufbahn damit, daß er die Römerherrschaft des Syagrius in Gallien niederwarf. Verbündet mit Ragnachar, von Chararich im Stich gelassen, schlägt Ch. den Syagrius bei Soissons 486. Syagrius flüchtet zu den Westgothen, wird an Ch. ausgeliefert und in der Haft getödtet. Bis zur Seine erwarb er damals, erst später (497) in wiederholten Feldzügen bis zur Loire alles Land als Eigenthum des erobernden Königs. Dieser Umstand, sowie die Herrschaft über eine große Zahl römischer Unterthanen wurden bedeutungsvoll für die ganz neue Herrscherstellung, die sich Ch. mit blutiger Energie, mit verschlagener List, unbewußt handelnd im mächtigen Thatendrange erwirbt. Zeitgenosse Theoderichs des Großen und durch seine Schwester Audeflede dessen Schwager, begründet er, was dem Ostgothen nicht gelang, aus römischen und deutschen Elementen ein dauerndes Reich. — Im zehnten Jahre seiner Regierung bekämpft er die Thoringer (Gegend von Tongern) und verleibt ihr Gebiet seinem Reiche ein. — Noch war er Heide, als er schon Remigius von Rheims seinen Schutz angedeihen ließ und mit der Christin Chrotechildis aus burgundischem Königsstamme vermählt war. Der erste Sohn dieser Ehe, Ingomer, ward getauft und starb bald darnach; auch der zweite, Chlodomer (geb. 495), ward getauft noch ehe der Vater übertrat. Das geschah erst nach dem Alamannenkriege von 496. Ripuarische und salische Franken fochten in der Entscheidungsschlacht dieses Jahres, welche gewöhnlich mit Unrecht die von Zülpich genannt wird. Der Heerkönig der Alamannen fiel, ihr Land wurde eine Beute der Franken und zwar wurde der nördliche Theil bis zum Neckar von fränkischen Ansiedlern eingenommen, der Rest blieb alamannisch unter fränkischer Königshoheit. Ein Theil der Alamannen fand auf ostgothischem Gebiete in der Schweiz Schutz und Wohnsitze. So vereinigte jene Schlacht zwei deutsche Stämme unter Chlodwigs Regierung. Für ihn persönlich ward sie entscheidend, insofern er in einem Augenblick der Noth, wie Gregor von Tours erzählt, sich zum offenen Uebertritt zum Christenthum entschloß. Die Taufe vollzog Remigius von Rheims. Mit ihm wurden seine Schwestern Alboflede und Lantechilde, bis dahin Arianerinnen, getauft, wahrscheinlich auch sein ältester Sohn Theoderich, das Kind einer Beischläferin; außerdem 3000 Franken. Der Nest von Chlodwigs Franken verharrte noch eine Zeit lang im Heidenthum und Viele wendeten sich um des neuen Glaubens willen von Ch. ab dem Ragnachar zu. Aber das Christenthum wurde zur officiellen Religion erhoben und zwar das römische Christenthum. Die Verbindung mit der römischen Bevölkerung Galliens ward dadurch erleichtert, der mächtige Einfluß der Geistlichkeit dem Könige dienstbar. Das zeigte sich besonders in dem Kampf mit den arianischen Westgothen, den Gregor von Tours auf religiöse Gründe zurückführt. Zwar hielt eine persönliche Zusammenkunft Chlodwigs mit dem Westgothenkönige Alarich II. auf einer Loireinsel nahe bei Amboise im Jahre 498 den Ausbruch des Krieges auf, mehr vielleicht noch die beginnenden Verwicklungen mit Gundobald, dem Könige der Burgunder. Von|dessen Bruder Godegisil herbeigerufen, erschien Ch. 501 vor Dijon, während des Kampfes ging Godegisil zu ihm über und entschied so den Sieg. Der flüchtige Gundobald wurde in Avignon belagert und verstand sich zur Tributzahlung. Um diesen Preis schloß Ch., der überdies von seinen ostgothischen Bundesgenossen nicht gehörig unterstützt wurde, Frieden. Godegisil fiel später im Kampfe gegen seinen Bruder zu Vienne und die bei dieser Gelegenheit gefangenen Franken schickte Gundobald zu Alarich II. Vielleicht trug auch dies zum Kriege mit den Westgothen bei, der im J. 507 ausbrach, nachdem Ch. von einer langen Fieberkrankheit, die ihn zu Paris befallen hatte, genesen war. Mit den ripuarischen Franken verbündet, schlug Ch. 507 bei Voullon in der Nähe von Poitiers die Westgothen. Alarich II. fiel im Kampfe von Chlodwigs Hand, auch dieser selbst war während der Schlacht in Lebensgefahr. Nach derselben sandte er seinen Sohn Theoderich nach der Auvergne, er selber überwinterte in Bordeaux und vervollständigte seine Eroberung im J. 508 durch die Einnahme der feindlichen Hauptstadt Toulouse und die Erbeutung von Alarichs Königsschatz. Diesem Kriege, wie schon dem Burgunderkampfe, sah Theoderich der Große unthätig zu und begnügte sich, indem er aus der Verlassenschaft des ihm nahe verwandten Alarich II. die Provence für sich nahm, die westlichen Alpenpässe vor den vordringenden Franken zu sichern. In Tours trafen 508 die Boten des Kaisers Anastasius den siegreichen König und brachten ihm den Titel eines Patricius und Consuls, der ihn in den Augen seiner römischen Unterthanen nur noch mehr hob, ohne ihn in Abhängigkeit von den Byzantinern zu bringen. — Erst jetzt vereinigte Ch. die ihm bisher verbündeten Königreiche der Franken zu einer Herrschaft. Chararich ward mit seinem Sohne gefangen und geschoren, später hingerichtet. Ragnachar und seine Brüder fielen nach unglücklichem Kampfe durch den Verrath der eignen Mannen in Chlodwigs Hände und wurden von ihm eigenhändig getödtet. Der ripuarische Sigibert endlich fiel im Walde Buchonia, auf Anstiften des Sohnes ermordet. Dieser selbst, Chloderich, war von Ch. zum Morde augetrieben worden, auf Chlodwigs Anstiften wurde auch er getödtet, das ripuarische Frankenland mit Chlodwigs Herrschaft vereinigt. So ist mit Kampf und Gewaltthat das Reich gegründet worden, das von Paris aus regiert wurde. 511 starb Ch., unter vielen Königen seines Geschlechtes die gewaltigste Herrschernatur. Sein Reich ward getheilt unter die Söhne Theoderich, Chlodomer, Chlothar, Childebert. Eine Tochter, Chrotechildis, war dem Könige der Westgothen, Amalrich, vermählt. Chlodwigs Grab befindet sich in der von ihm gegründeten Abtei Ste. Geneviève zu Paris.

    • Literatur

      Junghanns, Geschichte der fränkischen Könige Childerich und Chlodowech.

  • Autor/in

    Albrecht.
  • Zitierweise

    Albrecht, "Chlodwig I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 128-129 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118675958.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA