Lebensdaten
1842 – 1927
Geburtsort
Gotha
Sterbeort
Graz
Beruf/Funktion
Sprachwissenschaftler ; Romanist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118611046 | OGND | VIAF: 261931943
Namensvarianten
  • Schuchardt, Hugo Ernst Mario
  • Schuchardt, Hugo
  • Schuchardt, Hugo Ernst Mario
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schuchardt, Hugo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118611046.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst Julius (1809–85), Dr. iur., hzgl. Notar u. JR in Gotha;
    M Malvina (1815–99), Hoffräulein d. Hzgn. Marie v. Gotha, T d. Samuel Elisée v. Bridel-Brideri (1761–1828), aus Crassier (Kt. Waadt), Erzieher d. Prinzen Ernst u. Albert v. Sachsen-Gotha, Bryologe, Vf. d. „Muscologia recentorium“, 7 Bde., 1797–1819, Geh. Legationsrat (s. ADB III; HBLS; HLS; Lex. Bryologen), u. d. Luitgard v. Bärenstein;
    Gr-Om Philippe-Sirice (gen. Doyen) Bridel (1757–1845), ref. Pfarrer in Basel, Château-d'Œx (Kt. Waadt), Montreux u. Lausanne-Vevey, Schriftst., Heimatforscher, Vf. d. „Glossaire du patois de la Suisse romande“ (1866) (s. ADB III; HBLS; HLS); – ledig.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Ernestinum in Gotha 1859 studierte S. in Jena ein Semester Rechtswissenschaften, dann Philologie, u. a. bei Kuno Fischer und August Schleicher. 1861 wechselte er an die Univ. Bonn, wo er u. a. Otto Jahn, Friedrich Ritschl und Anton Heinrich Springer hörte, und 1864 mit der Dissertation „De sermonis Romani plebei vocalibus“ (gedr. u. d. T. Der Vokalismus des Vulgärlateins, 3 Bde., 1866–68, Nachdr. 1975) bei Ritschl und Friedrich Diez zum Dr.|phil. promoviert wurde. Nach Studienaufenthalten in Genf und Rom 1867-69 habilitierte sich S. 1870 in Leipzig (Über einige Fälle bedingten Lautwandels im Churwälschen, 1870) und begann mit der Probevorlesung „Über die Klassifikation der roman. Mundarten“ (gedr. 1900) seine Lehrtätigkeit als Privatdozent. 1873 erhielt S. den Ruf auf eine o. Professur an die Univ. Halle, 1876 übernahm er das Ordinariat für Roman. Philologie in Graz. Rufe nach Budapest und Leipzig (beide 1890) lehnte er ab. In den 70er und 80er Jahren unternahm S. längere Studienreisen (Wales, Andalusien, Baskenland), denen nach seinem Eintritt in den frühzeitigen Ruhestand 1900 weitere Auslandsaufenthalte in Süditalien, Ägypten, Skandinavien, Südfrankreich und Katalonien folgten.

    S. trug in vieler Hinsicht zur Etablierung der roman. und zur Weiterentwicklung der allgemeinen Sprachwissenschaft bei: Er war Urheber der Wellentheorie in der historischen Sprachwissenschaft und Dialektologie sowie programmatischer Gegner der Junggrammatiker (Über d. Lautgesetze, Gegen d. Junggrammatiker, 1885). Aufgrund seiner „Kreol. Studien“ (4 Bde., 1882–90) und „Beiträge zur Kenntnis des kreol. Romanisch“ (4 Bde., 1888/89) gilt er als Begründer der Kreolistik. Darüber hinaus weisen ihn über 100 einschlägige Veröffentlichungen als Baskologen aus. S. war als Sprachkontaktforscher, historischer Sprachwissenschaftler und Etymologe (Sachen u. Wörter) tätig und legte grundlegende Arbeiten zu typologischer und genealogischer Sprachverwandtschaft vor. Er forschte u. a. zu Berührungsgebieten angrenzender Wissenschaften (v. a. Volkskunde, Literatur, Geschichte) und zu Kunstsprachen (Volapük). Als aufmerksamer Beobachter aktueller (politischer) Entwicklungen äußerte er sich immer wieder in Tageszeitungen. Zahlreiche seiner Schriften gelten bis heute als Wegbereiter und Klassiker des Fachs und wurden noch lange nach seinem Tod ins Englische bzw. Spanische übertragen. Diese Übersetzungen trugen wesentlich zur breiten internationalen Auseinandersetzung mit S. bei. Lange Zeit orientierte sich die Schweizer roman. Sprachwissenschaft an S.schen Paradigmen, v. a. an der Sach- und Wortforschung. 1877 wirkte S. entscheidend an der Gründung der Diez-Stiftung mit, einer Gesellschaft zur Beförderung der roman. Sprachwissenschaft und der Völkerverständigung. Von seinen vielfältigen Kontakten zeugen zahlreiche Mitgliedschaften in akademischen Vereinigungen sowie ein umfangreicher Briefwechsel (ca. 13 000 Briefe, z. T. veröff.), der sich im Nachlaß befindet.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Wien (1882), Paris (Inst. de France, 1890), Lissabon (1896), München (1897), Rom (Lincei, 1902), Amsterdam (1910), Christiania (1911), Berlin (1912), Kopenhagen (1914), Bilbao (Euskaltzaindia, 1919), Budapest, Bologna, Bukarest, Coimbra, Java u. Mailand;
    Ehrenmitgl. zahlr. wiss. Ges.;
    Dr. phil. h. c. (Bologna, Budapest, Oslo u. Graz);
    zahlr. Orden;
    Prof. Dr. H. S.’sche Malvinenstiftung, Univ. Graz (seit 1917).

  • Werke

    u. a. Slawo-dt. u. Slawo-italien., 1884, Nachdr. hg. v. D. Gerhardt, 1971;
    Romanisches u. Keltisches, 1886;
    Bask. Stud. I., Über d. Entstehung d. Bezugsformen d. bask. Zeitworts, 1893;
    Baskisch u. Romanisch, 1906;
    Die iber. Deklination, 1907;
    Zur Kenntnis d. Bask. v. Sara (Labourd), 1922;
    Sprachursprung, 3 Bde., 1919/20;
    Der Individualismus in d. Sprachforsch., 1925;
    Bibliogr.:
    H. S. Brevier, Ein Vademecum d. allg. Sprachwiss., hg. v. L. Spitzer, ²1928, Nachdr. 1976 (P);
    – Elektron. Ges.ausg. auf d. Internetseiten d. Hugo Schuchardt Archivs, Inst. f. Sprachwiss. d. Univ. Graz (W-Verz., Qu, L, P);|

  • Nachlass

    Nachlaß: Univ.bibl. Graz, Abt. Sonderslgg., katalogisiert in: M. Wolf, H. S.-Nachlaß, 1993.

  • Literatur

    Elise Richter, in: Archiv f. d. Studium d. Neueren Sprachen u. Literaturen 153/154, 1928, S. 224-58;
    dies., in: NÖB VI, 1929, S. 122-31 (P);
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes 1977 (P);
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    ÖBL;
    Lex. Grammaticorum;
    L-Verz.:
    Hugo Schuchardt Archiv (s. W).

  • Autor/in

    Bernhard Hurch
  • Zitierweise

    Hurch, Bernhard, "Schuchardt, Hugo" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 623-624 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118611046.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA