Lebensdaten
1901 – 1966
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Theaterleiter ; Schriftsteller ; Schauspieler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118569538 | OGND | VIAF: 25394518
Namensvarianten
  • Langhoff, Wolfgang
  • Langchoff, Volʹfgang

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Zitierweise

Langhoff, Wolfgang, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118569538.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Kaufm. in B., seit 1902 in Freiburg (Breisgau), Literat;
    M N. N., Malerin;
    Renate, Schauspielerin, T d. Schauspielers Louis Reiner;
    2 S Matthias, Thomas, beide Regisseure.

  • Biographie

    L. besuchte in Freiburg das Realgymnasium. 1916-18 fuhr er als Schiffsjunge und Leichtmatrose zur See. Zwischen der Schriftstellerei und dem Theater schwankend, entschied sich L. 1919 für den Schauspielerberuf und war zuerst vier Jahre lang in Königsberg tätig. Es folgten Engagements in Hamburg (1923/24), Wiesbaden (1924–28) und Düsseldorf (1928–33), überwiegend im Fach des „jugendlichen Helden“. 1928 trat L. der KPD bei. Im gleichen Jahr gründete er die im Rhein-Ruhr-Gebiet erfolgreiche Agitproptruppe „Nordwest ran“, für die er auch Texte schrieb. Als einer der ersten inszenierte er in Köln und Düsseldorf B. Brechts „Die Maßnahme“. Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand wurde er in Düsseldorf verhaftet und nacheinander in die Konzentrationslager Börgermoor und Lichtenburg verbracht. Möglicherweise gefördert durch Appelle F. Riesers, des Leiters des Zürcher Schauspielhauses, E. Oprechts und L. Lindtbergs, wurde er im Rahmen der Osteramnestie 1934 aus der Haft entlassen. Ende Juni 1934 gelang L. unmittelbar vor Schließung der Grenzen die Flucht in die Schweiz. Im Frühjahr 1935 schrieb er den „unpolitischen Tatsachenbericht“ „Die Moorsoldaten“ über seine KZ-Erfahrungen nieder, der zuerst in der Schweiz, dann in vielen Ländern der Welt sensationellen Erfolg hatte. 1936 wurde L. aufgrund dieser Veröffentlichung von den NS-Behörden die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. 1934-45 war er ohne Unterbrechung als Schauspieler und Regisseur am Zürcher Schauspielhaus engagiert. Seine Kollegen waren u. a. Therese Giese, E. Ginsberg, W. Heinz, L. Lindtberg, T. Otto, L. Steckel. Neben der Theaterarbeit leitete L. in diesen Jahren die illegale Tätigkeit der KPD-Parteizelle am Schauspielhaus. Ende 1943 schloß er sich auch der nach dem Modell der „Bewegung Freies Deutschland“ in der Sowjetunion gegründeten gleichnamigen Initiative in der Schweiz an. Im Frühjahr 1945 übernahm L. die Generalintendanz der Städtischen Bühnen Düsseldorf, im Aug. 1946 als Nachfolger Gustav v. Wangenheims die Leitung des Deutschen Theaters im sowjetisch besetzten Sektor Berlins, an dem er als Regisseur (und Schauspieler) beispielgebende Inszenierungen vor allem der deutschen Klassik herausbrachte (u. a. „Faust I“, 1949/54; „Egmont“, 1951; „Wilhelm Tell“, 1962). Die Polemik der SED-Führung gegen das von L. im März 1963 inszenierte Stück „Die Sorgen und die Macht“ von Peter Hacks (mehrere von dessen Stücken führte L. erstmalig auf) zog zunächst eine demütigende Selbstkritik L.s vor dem Politbüro (vgl. „Neues Deutschland“ vom 17.4.1963) und im Mai 1963 seine Abberufung als Intendant nach sich. 1962-66 war L. Vizepräsident der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin.

    L.s Bedeutung liegt einmal in seiner authentischen Zeugenschaft gegen das NS-Regime in Gestalt seines oben genannten Tatsachenberichts (hier ist auch das populäre Lied „Die Moorsoldaten“ – Text J. Esser, Melodie R. Goguel – erstmals mitgeteilt). Wenige literarische Dokumente aus den Jahren 1933-35 haben außerhalb Deutschlands gleichermaßen gewirkt, auch in konservativen Kreisen. Zum anderen zählt L. zu den bedeutendsten Theaterleuten der 30er bis 60er Jahre, weniger als Schauspieler, mehr als Regisseur und Intendant. Sein kaum je theoretisch ausformuliertes Konzept war durch drei Elemente geprägt: seine marxistische Weltanschauung, seine Vorliebe für die deutsche Klassik, der er einen unübertrefflichen ethischen, ästhetischen und politischen Stellenwert zuerkannte, und seine Orientierung an der sog. Stanislawski-Methode, die Darstellern wie Zuschauern die Möglichkeit geben sollte, „auf der Bühne unmittelbar zu leben, zu handeln, zu fühlen“ („Die deutsche Bühne und Deutschlands Einheit“, 1950). L.s auf die werkgetreue Einstudierung von Stücken des sog. Erbes fixierte Dramaturgie des „realistischen Optimismus“ (so L. 1947) und die von ihm als abstrakt gescholtene epische Spielweise B. Brechts (dem er Ende 1948/Anfang 1949 großzügig Gastrecht am Deutschen Theater eingeräumt|hatte) bestimmten als Gegensätze das Ost-Berliner Theaterleben der 50er Jahre. Zu einer offen ausgetragenen Kontroverse kam es im Gefolge der Berliner Stanislawski-Konferenz im April 1953 (vgl. W. L., Die Darstellung der Wahrheit mit Hilfe der Methode Stanislawskis, in: Deutsches Theater, Bericht über 10 J., 1957 u. B. Brecht, Ges. Werke 16, 1967, S. 855-58).|

  • Auszeichnungen

    Nat.preis d. DDR (1949, 1951 u. 1960);
    Prof.titel (1961).

  • Werke

    Weitere W Eine Fuhre Holz, 1937 (Erz.);
    In memoriam Max Reinhardt, 1943;
    Die Bewegung „Freies Deutschland“ u. ihre Ziele, 1945;
    Ber. üb. meine Tätigkeit in d. Emigration 1934-45 (ungedr., W. L.-Nachlaß in d. Ak. d. Künste, Ost-Berlin, Nr. 237);
    B. Melzwig, Dt. sozialist. Lit. 1918–45, Verz. d. Buchveröff., 1975, S. 223-25.

  • Literatur

    Bibliograph. Kal.bll. d. Berliner Stadtbibl., 1961, Folge 10, u. 1967, Folge 8;
    H. Ihering, W. L., Theater am Rhein, 1932, in: ders., Von Reinhardt bis Brecht III, 1961;
    H. Sahl, Die Moorsoldaten (Rezension), in: Das Neue Tagebuch, 6.4.1935;
    K. Mann, Zürichs Schauspielhaus, in: Die Neue Weltbühne 16, 1937;
    W. A. Berendsohn, Die humanist. Front, 1. T., 1946;
    F. C. Weiskopf, Unter fremden Himmeln, 1948, S. 77 f.;
    H. Rein, W. L., „Die Moorsoldaten“, in: ders., Die neue Lit., 1950;
    E. Krull, W. L., 1962;
    C. Riess, Sein od. Nichtsein - Roman e. Theaters - Zürcher Schauspielhaus, 1963;
    C. Funke u. D. Kranz, W. L., 1969 (Dokumente, Aufführungsverz., P);
    Theater-Bilanz 1945–69, Eine Bilddokumentation üb. d. Bühnen d. DDR, 1971 (P);
    W. Mittenzwei u. a., Theater in d. Zeitenwende, 2 Bde., 1972 (P);
    M. Burghardt, in: Sinn u. Form 28, 1976, H. 5, S. 972-89;
    W. Mittenzwei, Exil in d. Schweiz, 1978, S. 162-60, 303-10, 352-84 (P);
    Lex. dt.sprachiger Schriftsteller, ²1974;
    Kindlers Lit.-Lex. XII, S. 10811;
    Theater-Lex., hrsg. v. Ch. Trilse u. a., 1977;
    J. Reichow u. M. Hanisch, Filmschauspieler A-Z, 1980.

  • Autor/in

    Wolfgang Emmerich
  • Zitierweise

    Emmerich, Wolfgang, "Langhoff, Wolfgang" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 605-606 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118569538.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA