Lebensdaten
1841 – 1917
Geburtsort
Bern
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Chirurg ; Nobelpreisträger für Medizin (1909)
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118564110 | OGND | VIAF: 53076722
Namensvarianten
  • Kocher, Emil Theodor
  • Kocher, Theodor
  • Kocher, Emil Theodor
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Zitierweise

Kocher, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118564110.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus alter Fam. d. bern. Seelands;
    V Alexander (1814–93), Bez.-Ing., später Ober-Ing. d. Kt. Bern, S d. Zimmermanns Samuel in Büren u. d. Barbara Sutter;
    M Marie Wermuth (1819–1900) aus Signau;
    1869 Marie (1850–1925), T d. Kaufm. Johs. Witschi in B. u. d. Maria Elisabeth Courant;
    3 S, u. a. Albert (1872–1941), Dr. med. Chirurg (s. Fischer);
    E Dora (⚭ Edgar Bonjour, * 1898, Prof. d. Gesch. in Basel).

  • Biographie

    K. studierte an der Universität Bern und promovierte mit einer Dissertation aus der Inneren Medizin, bereitete sich aber zielbewußt auf eine Professur der Chirurgie vor. Wie sein Landsmann A. von Haller, mit dessen Schriften er sich eifrig beschäftigte, begab er sich auf eine Studienreise nach Berlin, London und Paris, um den modernsten Stand der ärztlichen Wissenschaft in Europa kennen zu lernen. Seine neuen Methoden der Reposition verrenkter Schultern, aus intimster Kenntnis anatomischer und mechanischer Verhältnisse hervorgegangen, machten ihn mit einem Schlage bekannt. Von Langenbeck in Berlin und Billroth in Wien empfohlen, wurde er 1872 zum Ordinarius der Chirurgie an der noch jungen Berner Hochschule ernannt. K.s rasch wachsendes Ansehen als Lehrer, Forscher und Publizist trug ihm Berufungen auf die ersten Lehrstühle Europas ein, nach Prag, Bonn, Wien und Berlin. Aber er blieb seiner Heimatuniversität treu und schuf hier in 45jähriger Tätigkeit als Professor und Klinikdirektor des Inselspitals die große Berner Chirurgenschule, aus der viele Generationen von Ärzten und eine Reihe führender Chirurgen hervorgegangen sind: Otto Lang in Amsterdam, Carl Garrè in Bonn, Harvey Cushing in USA, Fritz de Quervain in Basel, Hans Wildbolz, Albert Kocher, Hermann Matti in Bern, César Roux in Lausanne, Auguste Rollier in Leysin, Edmond Lardy in Genf.

    K.s Lebensleistung beruhte auf der Verbindung von Scharfsinn, Intuition und Arbeitsdisziplin. Er ist nie nur ein Spezialist gewesen, sondern hat alle Zweige der Chirurgie beherrscht und fast überall bahnbrechend gewirkt. Mit seiner eigenen Handhabung der vom Engländer Lister eingeführten Antisepsis eilte er den Chirurgen auf dem Kontinent um viele Jahre voraus und ging auch als einer der ersten zur reinen Asepsis über. Immer neue Gebiete seiner Wissenschaft befruchtete er mit seinen publizierten Forschungen über Chirurgische Infektionskrankheiten, Schußwunden, Radikaloperationen der Hernien, Magenresektion, Verletzungen der Wirbelsäule, Heilung des Krebses, Trepanation, Phosphornekrose, Kretinismus. Dem großen Publikum sind die Erfolge K.s in der Kropfoperation am bekanntesten geworden; und so strömten denn Basedow-Patienten aus aller Welt nach Bern. Wissenschaftlich wichtiger aber war seine Erforschung des Kropfübels. Als er dem Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, dem er 1902 vorstand, seine Entdeckungen über die Erkrankung und Operation der Schilddrüse vorlegte, erregte er damit großes Aufsehen. Für seine Ergebnisse im Studium des Kropfproblems erhielt er 1909 als erster Mediziner den Nobel-Preis. In seiner Präsidialrede bei der Eröffnung des ersten internationalen Chirurgenkongresses 1905 in Brüssel hatte er die Erforschung der Krebskrankheit als vordringlichste Aufgabe bezeichnet. Während seiner Lehrtätigkeit gestaltete er sein Fach zu einer neuen Wissenschaft um. In seinem Lebenswerk liegt eine ganze in sich abgeschlossene Periode der modernen Chirurgie.

  • Werke

    u. a. Eine neue Reduktionsmethode f. Schulterverrenkung, in: Berliner klin. Wschr., 1870, Nr. 9;
    Zur Pathol. u. Therapie d. Kropfes, in: Dt. Zs. f. Chirurgie 4 u. 10, 1874/78;
    Die Lehre v. d. Brucheinklemmung, ebd. 8, 1877;
    Über Radikalheilung d. Krebses, ebd. 13, 1880;
    Chirurg. Btrr. z. Physiol. d. Gehirns u. Rückenmarks, ebd. 35/36, 1893;
    Über Schußwunden, 1880;
    Zur Methodik d. Magen- u. Darmnaht, in: Cbl. f. Chirurgie 10, 1883;
    Die Krankheiten d. männl. Geschlechtsorgane, in: Dt. Chirurgie, hrsg. v. Th. Billroth u. A. Lücke, 1887;
    Chirurg. Operationslehre, 1892, ⁵1907 (engl., franz., ital., russ. u. japan. Überss.);
    Die Pathol. d. Schilddrüse, in: Verhh. d. Kongresses f. innere Med. 23, 1906;
    Vorlesungen üb. chirurg. Infektionskrankheiten, 1909 (mit E. Tavel).

  • Literatur

    Albert Kocher (S), in: Verhh. d. Schweizer. Naturforschenden Ges. 99, 1918, S. 70-85 (W-Verz., P);
    F. Sauerbruch, in: Münchener Med. Wschr. 30, 1918, S. 78 ff.;
    C. Arnd, Th. K., 1918 (W-Verz.);
    A. Vogel, in: Archiv f. klin. Chirurgie 115, 1921, S. V-XIII (P);
    F. de Quervain, in: Gr. Schweizer, 1938, S. 663-68 (L, P);
    E. Bonjour, Th. K., 1950;
    ders., in: Die Schweiz u. Europa I, 1958, S. 291 ff.;
    R. Nissen, Zeitloses u. Zeitgebundenes in d. Chirurgie, 1953;
    DBJ II (Tl., L);
    HBLS (P);
    Fischer.

  • Autor/in

    Edgar Bonjour
  • Zitierweise

    Bonjour, Edgar, "Kocher, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 282-283 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118564110.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA