Lebensdaten
1860 – 1931
Geburtsort
Atzgersdorf bei Wien
Sterbeort
Mauer bei Wien
Beruf/Funktion
Ingenieur
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118552147 | OGND | VIAF: 10637404
Namensvarianten
  • Hörbiger, Hanns
  • Hörbiger, Hanns
  • Hoerbiger, Hanns
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Hörbiger, Hanns, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118552147.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus alter Tiroler Bauernfam.;
    M Amalie (* 1837), T d. Alois Hörbiger (1810–77), Orgelbauer in A., dann im Banat (s. L), u. d. Viktoria Ertl;
    1884 Leopoldine Janák (* 1859);
    4 S Hans Robert (* 1885), Ing., Verfechter v. H.s Welteislehre, Alfred (1891–1945), Ing., Leiter d. väterl. Unternehmens, Paul (* 1894), Attila (* 1896, Paula Wessely, * 1907, Schauspielerin), beide Schauspieler;
    E Elisabeth Orth, Christiane, Marie-Theres, alle 3 Schauspielerinnen.

  • Biographie

    Nach Jugendjahren in Kärnten, 1878 in Werschetz (Banat) abgelegter Gesellenprüfung als Schmied und Absolvierung der maschinentechnischen Abteilung der Bau- und Maschinen-Gewerbeschule in Wien trat H. dort 1881 bei dem Dampfsteuerungskonstrukteur A. Collmann als technischer Zeichner ein. Er arbeitete dann als Konstrukteur bei der 1. Brünner Maschinenfabrik (1884–87), seit 1887 bei der Textilfabrik A. Löw in Helenental (Böhmen) und bei der Maschinenfabrik A. Lang in Budapest (ab 1891). Das von ihm 1894 erfundene massearme reibungsfrei geführte Plattenventil für Gebläse, Pumpen und Kompressoren gab den Anstoß zur Gründung eines Konstruktionsbüros in Budapest (mit F. W. Rogler), das 1903 nach Wien verlegt wurde. Die 1925 mit seinen Söhnen Hans Robert und Alfred gegründete Firma nahm 1931 die Produktion auf, für die neben H.s Patenten ein von Alfred erworbenes Patent für ein Hochhub-Ventil die Grundlage bildete. 1902 hatte H. auch die Konstruktionsentwürfe für die Kompressoren und Vakuumpumpen der Wiener Rohrpost beigestellt. H. selbst hatte sein Ventil mehrmals verbessert (zum Beispiel 1906 durch Anordnung der Federlenker innerhalb der eigentlichen Ventilplatte auch in derselben Ebene, 1919 Dreikanal-Ventil). 1898 ließ er sich auch (mit Molnar und Rogler) ein Patent für ein Flugzeug ausstellen. Diese Idee wie überhaupt alle technischen Arbeiten traten aber allmählich ganz in den Hintergrund, da er sich immer intensiver dem Ausbau seiner 1894 konzipierten Welteislehre widmete, die er auch Kosmotechnik nannte, weil er hier von Erfahrungen aus der Wärmetechnologie des Wassers ausging. Ihre Grundzüge sind: Vorhandensein von Eis in verschiedenen Formen von großen Massen bis zu feinstem Eisstaub im Weltall; Vorhandensein fein verteilter Stoffe im Weltraum, die auf die Bewegung der Weltkörper hemmend wirken; Bestehen von Riesensternen mit Größen bis zu 200 Millionen Sonnenmassen; Wirkung der Schwerkraft nur innerhalb eines unteren und eines oberen Grenzwertes (unser Sonnensystem nicht durch Gravitation sondern durch Trägheit in Bewegung gehalten); Sinken der Schwingungszahl von Strahlen bei Durchgang durch ein Medium.

    Von den Fachwissenschaftlern schon damals so gut wie einhellig abgelehnt, ist die Welteislehre heute durch die Ergebnisse der Weltraumforschung in ihren Grundlagen widerlegt. Außerhalb der Fachwelt dagegen fand sie eine große begeisterte Anhängerschar, zu der auch Persönlichkeiten wie der Elektrotechniker Heinrich Voigt, der Raketenpionier Max Valier und der Philosoph Ernst Bergmann zählten. Gesellschaften zu ihrem Studium, zum Teil mit eigenen Zeitschriften, entwickelten sich in Berlin (1925–32), Wien (1933–44) und London (1947 folgende, gegründet 1945 in Kairo). Die Literatur reicht von Facharbeiten über populärwissenschaftliche Darstellungen bis zur Science Fiction (etwa F. Ashton 1946–47, J. Gaskell 1958–63). Die Heranziehung beziehungsweise Erklärung vieler den Laien fesselnder Probleme und Mythen ließ sie hierfür besonders prädestiniert erscheinen. An behandelten Einzelthemen seien genannt: Milchstraße, Sternschnuppen, Marskanäle, Saturnringe, Sonnenflecken (wechselnder Zuzug kosmischen Eises), Gebirgsbildung, Entwicklung der Lebewesen auf der Erde, Bildung der Kohle- und Salzlagerstätten, Sintflut, Ebbe und Flut, Atlantis, Edda.

    Am längsten hielt sich – mit Modifikationen – die Theorie, daß die Erde Zeiten mit beziehungsweise ohne Mond durchlebt habe, wobei der Absturz eines von der Erde eingefangenen Mondes jeweils Katastrophen (Sintflut, Gebirgsbildung) zur Folge gehabt habe, aber andererseits die durch Annäherung des Mondes bewirkte Eiszeit beendete. Unser jetziger Mond, mit Eis bedeckt wie der Mars, in dessen Nähe er sich einst befunden habe, wurde nach H. vor etwa 13 000 Jahren vom Schwerefeld der Erde eingefangen, womit auch die letzte Eiszeit ihr Ende genommen habe, die 25 000 vor Christus begonnen hätte, als der Tihuanaco-Mond auf die Erde aufgeprallt sei. Auch die Erscheinung der Ebbe und Flut unserer Meere habe erst nach Einfangen des Mondes begonnen. Eine nach H. benannte Mondregion erinnert an seine Theorie.

  • Werke

    Glacial-Kosmogonie, Eine neue Entwicklungsgesch. d. Weltalls u. d. Sonnensystems, bearb. u. hrsg. v. Ph. Fauth, 1913, Nachdr. 1925 mit e. auch separat ersch. Nachwort v. H.: Zur Selbstkritik, Rechtfertigung u. Abwehr;
    Wirbelstürme, Wetterstürze, Hagelkatastrophen u. Marskanal-Verdoppelungen, hrsg. v. Ph. Fauth, 1913. -
    Veröff. üb. Ventile in: Stahl u. Eisen, 1897 f. u. in: VDI-Zs., 1896–1901, üb. d. Welteislehre in: Österr. Flugzs., 1914-17.

  • Literatur

    Weltentwicklung u. Welteislehre, hrsg. v. R. Henseling, 1925 (Kritik);
    Der Schlüssel z. Weltgeschehen 1-8, 1925-32 (W, L);
    M. Valier, Einführung in d. Welteislehre, 1927;
    H. Voigt, Welteislehre u. Wiss., 1930;
    H. W. Behm, H., 1930 (P);
    ders., H.s Welteislehre, 1938;
    O. Ebelt, Welteislehre u. Menschheitsgesch., 1933;
    Zs. f. Welteislehre, 1933-39, Forts. 1940 u. d. T. Die neue Welteislehre;
    Mitt. d. H.-Inst., 1933-44;
    K. Hanzliček, Das Schrifttum d. Welteislehre, 1934;
    G. Müller, Die Sackgasse d. Welteislehre, 1936;
    H. Fischer, Die Sintflut u. H.s Welteislehre, 1937;
    ders., Der Mars u. H.s Welteislehre. 1938;
    Ph. Fauth, Der Mond u. H.s Welteislehre, 1938;
    K. Hummel, Wiss. u. Welteislehre, in: Zs. d. Dt. Geol. Ges. 90, 1938 (L);
    R. Henseling, Umstrittenes Weltbild, Astrol., Welteislehre, ³1939, Frontausg. 1945;
    H. Hatschek, Geol.-astronom. H. H. Gedanken, 1947 (als Ms. gedr.);
    W. A. Jones, Blavatsky & H., A reconciliation, 1950;
    H. S. Bellamy, Moons, myths and man, ²1950;
    ders., Life hist. of our earth, based on the geol. application of H.s theory, 1951;
    ders. u. P. Allan, The great idol of Tiahuanaco, An interpretation in the light of the H.-theory, 1959;
    H. R. Hörbiger [S] u. M. Soeser, Welteis, 1951 (Roman);
    E. Kurzel-Runtscheiner, H, Der Erfinder e. neuartigen Ventils, in: Österr. Naturforscher, Ärzte u. Techniker, 1957, S. 185 f., 227 (L, P);
    J. Bergier u. L. Pauwels, Le matin des magiciens, 1961, engl. 1963;
    G. Hinzpeter, Kosm. Eingriffe, 1962;
    E. Sykes, The Moon Capture Theory of H. after 55 years, 1966 (L);
    Festschr. 70 J. H.-Ventil, 1966 (P);
    ÖBL. - Zu Gvv Alois:
    P. Weitlaner, Heimat Wildschönau, 1962, S. 62-64.

  • Autor/in

    Helmut Dolezal
  • Zitierweise

    Dolezal, Helmut, "Hörbiger, Hanns" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 352-353 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118552147.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA