Lebensdaten
1685 – 1759
Geburtsort
Königsberg (Preußen)
Sterbeort
Danzig
Beruf/Funktion
Naturforscher ; Stadtsekretär in Danzig
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117523216 | OGND | VIAF: 27218731
Namensvarianten
  • Klein, Jakob
  • Klein, Jakob Theodor
  • Klein, Jacob
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Klein, Jacob Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117523216.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jakob ( 1711), Ratsherr, Hofgerichtsrat u. Oberappellationsgerichtsrat;
    M Dorothea Munkenbeck;
    1) Danzig 1717 Anna Kath. ( 1718). T d. Ratsherrn Gottfried Reyger, 2) ebd. 1719 Dorothea verw. Gerlach, T d. Pastors Konstantin Schütz, 3) ebd. 1732 Maria Elisabeth Longwalt;
    1 T aus 1), 1 S, 2 T aus 2).

  • Biographie

    K. wurde bis zum 16. Lebensjahr von Eltern und Hauslehrern erzogen. Er besuchte die Königsberger Universität, wo er juristische, aber auch naturkundliche, historische und musische Studien betrieb. 1706-12 unternahm er eine Bildungsreise durch England, Holland, Deutschland und Österreich. Im April 1712 brach er – mit einem Zwischenaufenthalt in Schweden – nach Danzig auf und übernahm dort am 20.12.1713 das Amt des Stadtsekretärs. Im Mai 1714 hielt er sich als „residierender“ Sekretär in Dresden, dann in Warschau auf und kehrte im März 1716 im Gefolge Augusts II. nach Danzig zurück. Weitere Missionen führten ihn als Begleiter des Zaren (Peter der Große) nach Stettin, Berlin, Hamburg, Pyrmont und Rostock sowie nach Hannover an den Hof Georgs I. Als Botschafter der Republik Danzig kam K. im September 1737 zu den von August III. bei der Vermählung seiner Tochter ausgerichteten Feierlichkeiten erneut nach Dresden.

    K. begann nach 1713, sich mit naturwissenschaftlichen Forschungen zu befassen. Er legte 1718 einen Botanischen Garten an und baute mit Hilfe seiner guten Beziehungen zu zahlreichen Forschern und Sammlern ein reichhaltiges Naturalienkabinett auf, beschäftigte dabei auch einige Fossilien- und Bernsteinsammler und erweiterte es durch|den Erwerb der Conchyliensammlung des Amsterdamer Bürgermeisters Nicolaus Witsen zu einem Museum. Dieses, das „Museum Kleinianum“, verkaufte er 1740 an Markgraf Friedrich von Brandenburg-Kulmbach, der es der Universität Erlangen bei ihrer Gründung zum Aufbau der Naturaliensammlungen zur Verfügung stellte. Eine größere Kollektion mit Bernsteinfossilien hatte K. bereits zuvor an den Hof in Dresden veräußert.

    K.s wissenschaftliche Interessen galten anfangs der Botanik und schlugen sich in den Frühschriften von 1722 und 1730 nieder. Dann wandte er sich der systematisch-beschreibenden Zoologie und der Paläontologie zu, deren Systematisierungsprobleme bei fossilen Materialien ihn besonders fesselten. Er arbeitete Klassifikationshilfen aus, die sich aus dem Vergleich von fossilen Enchinodermen mit rezenten Formen ergaben, und benutzte die bei beiden übereinstimmenden Merkmale als Kriterium für die systematische Einordnung. Er versuchte damit, die Ordnungsprobleme des Tierreiches nach rein formalen Kriterien zu bewältigen, um eine rasche und sichere Bestimmung bereits beschriebener Arten zu gewährleisten und auch neuentdeckte Formen einordnen zu können. K. sprach sich in seinen zahlreichen Beiträgen, die außer den Insekten alle Großgruppen des Tierreichs umfassen, stets für das Arbeiten nach äußeren, leicht erkennbaren Merkmalen aus und forderte den Verzicht auf das „anatomische Messer“. Damit brachte er sich in deutlichen Gegensatz zu Linné, der bestrebt war, „natürliche“ und „künstliche“ Systeme miteinander zu verbinden. K. genoß hohes wissenschaftliches Ansehen. Seine prachtvoll illustrierten Bücher fehlten in keiner Bibliothek des 18. Jahrhunderts|

  • Auszeichnungen

    Mitbegründer d. Danziger naturforschenden Ges.;
    Mitgl. d. Royal Society zu London (1729), d. Dt. Ges. in Jena (1748) u. d. Ak. zu Petersburg (1756).

  • Werke

    W-Verz. b. Geus, 1970, s. L;
    hs. Kat. d. K.schen Mus., abgeschlossen vor 1740, 9 Bde. (Erlangen, I. Zoolog. Inst. d. Univ.);
    Slg. v. Zeichnungen u. Aquarellen (insbes. Vögel), die J. K. größtenteils selbst beschriftet hat, mit Werken v. A. R. Breyne, C. Ph. Breyne, J. H. Breyne, D. J. Klein (T), J. B. Hofmann, S. Niedenthal u. D. Schultz (ebd., Univ.bibl.);
    Slg. v. Zeichnungen (insbes. anatom. Stud.) mit schwed. u. lat. Texten, 1716-25, die K. nur teilweise eigenhändig beschriftet hat (Berlin, Staatsbibl. Preuß. Kulturbes.).

  • Literatur

    ADB 16;
    J. D. Titius, Leben u. Schrr. d. Herrn J. Th. K.s, in: Neue Gesellschaftl. Erzz. f. d. Liebhaber d. Naturlehre 3, 1760, S. 129-44, 159;
    CH. D. Sendel, Lobrede auf Herrn Secretair J. Th. K., in: Neue Slg. v. Versuchen u. Abhh. d. naturforschenden Ges. Danzig 1, 1778, S. 300-16;
    E. Schumann, Gesch. d. naturforschenden Ges. in Danzig 1743-1892, 1892;
    M. Braun, J. Th. K.s Aviarium prussicum, in: Zoolog. Ann. 2, 1906, S. 77-134 (L);
    ders., J. Th. K.s Aufzeichnungen üb. s. Leben, ebd., S. 135-41;
    J. Gengler, Die K.schen Vogelbilder, in: Journal f. Ornithol. 60, 1913, S. 570-91, 61, 1913, S. 205-28;
    A. Geus, Die Porträts d. Danziger Naturforschers J. Th. K., in: Ber. d. Naturwiss. Ges. Bayreuth, 13, 1969, S. 91-96 (W, L, P);
    ders., Die Zool. in Erlangen, 1969;
    ders., J. Th. K. u. s. Vorstellungen v. e. System d. Tiere, in: Jb. f. Fränk. Landesforschung 30, 1970, S. 1-13 (W-Verz., L, P);
    L. Gebhardt, D. Ornithologen Mitteleuropas, 1964 (W, L);
    Pogg. I.

  • Porträts

    Ölgem., 1735 (Erlangen, I. Zoolog. Inst. d. Univ.), Abb. b. Geus, 1970, s. L, v. J. Wessel (Danzig, Bibl. Gdanska), Abb. in: G. Biermann, Dt. Barock u. Rokoko, 1914;
    Kupf. v. J. Ch. Sysang (ebd. u. Dresden, Kupf.kab.);
    Kupf. v. L. Maisonneuve (Danzig, Bibl. Gdanska);
    alle abgeb. b. Geus, 1969, s. L.

  • Autor/in

    Armin Geus
  • Zitierweise

    Geus, Armin, "Klein, Jacob Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 740-741 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117523216.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Klein: Jacob Theodor K., Sohn eines juristischen Beamten in Königsberg in Preußen, wurde daselbst am 15. August 1685 geboren. Er studirte auf der Universität seiner Vaterstadt Jurisprudenz, beschäftigte sich zugleich jedoch vielfach mit den Naturwissenschaften, zu denen er sich stark hingezogen fühlte. Im J. 1706 trat er eine fünfjährige Reise durch Deutschland, England, die Niederlande und Tirol an und kehrte 1711 nach Königsberg zurück. Nach dem Tode seines Vaters begab er sich 1712 nach Danzig und wurde dort im folgenden Jahre, nachdem er den Sommer in Schweden zugebracht hatte, zum Stadtsecretär erwählt. Im J. 1714 wurde K. als „residirender Secretär bei Hofe“ von der freien Stadt Danzig nach Dresden, von dort nach Polen und im Frühjahr zur Begrüßung des Czaren Peter des Großen nach Königsberg gesandt und kehrte gegen Ende dieses Jahres nach Danzig zurück. Von jetzt an widmete er sich neben seiner amtlichen Thätigkeit als Stadtsecretär ganz dem Studium der Naturgeschichte, anfänglich vorwiegend der Botanik, später der Zoologie. Er wurde von der Akademie der Wissenschaften zu Petersburg und London, sowie von dem Institut der Wissenschaften zu Bologna als Mitglied aufgenommen und war erst Secretär, später Director der Danziger Naturforscher-Gesellschaft, welche er mit begründet hat. K. starb am 27. Februar 1759. Im J. 1718 legte er sich einen botanischen Garten an und veröffentlichte wenige Jahre später seine erste Arbeit „Fasciculus plantarum rariorum et exoticarum“, Dantisci 1722, welcher bald noch einige botanische Abhandlungen folgten. Zu gleicher Zeit|sammelte er jedoch auch sehr eifrig Gegenstände aus den übrigen Naturreichen. Er scheute keine Kosten, um sein Naturaliencabinet zu vermehren. So kaufte er die damals berühmte Muschelsammlung des Bürgermeisters Witsen zu Amsterdam. Im J. 1740 veräußerte er jedoch sein mühsam zusammengebrachtes Naturaliencabinet „nebst den vielen Zeichnungen von vierfüßigen Thieren, Fischen und Vögeln“ an den Markgrafen von Brandenburg-Culmbach nach Baireuth, nachdem er schon in den dreißiger Jahren dem königlichen Cabinet zu Dresden eine sehr reichhaltige Bernsteinsammlung überlassen hatte. Seit den dreißiger Jahren gab er seine botanischen Studien auf, beschäftigte sich vorwiegend mit der Zoologie und veröffentlichte eine Reihe von Abhandlungen (s. Meusel, Lexikon der vom Jahre 1750—1800 gestorbenen Schriftsteller), in welchem er alle Klassen des Thierreichs mit Ausnahme der Insekten ausführlich behandelte. Die in denselben enthaltenen zahlreichen Abbildungen sind meist für die damalige Zeit in Stich und Druck von seltener Schönheit. Klein's Arbeiten fanden bei vielen seiner Zeitgenossen reiche Anerkennung. Professor D. Titius nennt ihn den bedeutendsten Naturhistoriker seines Jahrhunderts und sein Biograph Sendel (Chr. Sendel, Lobrede auf Herrn Jakob Klein. Danzig 1759) stellt ihn mit dem berühmten Reformator der Naturgeschichte, Linné, auf eine Stufe, indem er diesen den Klein der nordischen Reiche nennt. Wenn K. nun auch unzweifelhaft große Verdienste um die Zoologie hat, wie z. B. sein Werk über die Seeigel noch lange Zeit die Hauptquelle für die Kenntniß dieser Thiere war, so muß doch die Hauptaufgabe, welche er sich gestellt hatte, eine verfehlte genannt werden. K. lebte in einer Zeit, in welcher das allmählich gewaltig aufgehäufte zoologische Material eine Ordnung dringend erforderte und sich der Mangel eines Systems mehr und mehr fühlbar machte. Schon vor K. waren verschiedene Versuche dazu gemacht, die jedoch sämmtlich mehr oder weniger große Mängel aufwiesen. K. stellte nun ein neues System auf und es verdient alle Anerkennung, daß er dasselbe bis zu dem kleinsten Detail im Allgemeinen ganz consequent durchgeführt hat. Aber sein System charakterisirt den Dilettanten, dem es nur darum zu thun ist, die Thiere leicht und sicher kennen zu lernen. Darum nahm er auch ein leicht zu erkennendes, äußeres Merkmal, die Zahl, Form und Stellung der Gliedmaßen, als Haupteintheilungsprincip. Von einer Kenntniß des anatomischen Baues und der darauf begründeten Verwandtschaft der Thiere findet sich bei K. keine Spur. Daher stehen denn in seinem Systeme die Eidechsen neben den Zehnfüßlern, die Bären neben den Affen, die Biber neben den Fröschen und Kröten, die Schlangen neben den Würmern und die Seesterne neben den Tintenfischen. Als Linné sein Natursystem veröffentlichte, trat K. in seiner „Summa dubiorum circa classes quadrupedum et amphibiorum in C. Linnei systemate naturae“, Gedani 1743, entschieden gegen dasselbe auf. Er blieb seinem Standpunkt treu und betonte, daß nur leicht zu erkennende Merkmale als Eintheilungsprincip verwandt werden dürften. Das Vorhandensein oder Fehlen und die Bildung der Zähne als solches zu verwerthen verwarf er z. B. völlig, weil man, um dies zu erkennen, vielleicht den Mund gewaltsam öffnen und die Finger oder das anatomische Messer in Anwendung bringen müsse. Das gehöre aber nicht zur zoologischen Methode. Adam habe die ihm von Gott vorgeführten Thiere auch unterschieden und benannt, ohne ihnen die Eingeweide und die Zähne zur Untersuchung durchzuwühlen. Diese Aussprüche charakterisiren recht den Standpunkt Klein's. Trotz der genauen, allerdings nur äußerlichen Kenntniß einer Reihe von einzelnen Formen lernte er nie eine große Klasse übersehen, weil ihm die Spezialkenntnisse zu einem eingehenden Studium fehlten. Dennoch hat K. durch die Aufstellung seines Systems der Wissenschaft wesentlichen Nutzen gebracht. Wenn auch viele seiner Zeitgenossen sich anfangs durch dasselbe blenden ließen|und beim Mangel jeder genügenden Anordnung, welche zur Orientirung unter den thierischen Formen dienen konnte, dasselbe freudig begrüßten, so konnte man sich auf die Dauer doch der Einsicht nicht verschließen, daß ein System, welches nur auf Aeußerlichkeiten basirte und die natürliche Verwandtschaft unberücksichtigt ließ, wie das Klein’sche System deutlich zeigte, unhaltbar sei. Dadurch geschah es, daß das auf wissenschaftliche Untersuchungen gegründete Linné’sche System schneller Eingang fand, als sonst wol der Fall gewesen sein würde, und K. bleibt das Verdienst, gegen seinen Willen diesem von ihm so hartnäckig bekämpften System den Weg gebahnt zu haben.

  • Autor/in

    W. Heß.
  • Zitierweise

    Krause, "Klein, Jacob Theodor" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 92-95 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117523216.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA