Lebensdaten
1337 – 1383
Geburtsort
Prag
Sterbeort
Luxemburg (Stadt)
Beruf/Funktion
Herzog von Luxemburg und Brabant
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 104238410 | OGND | VIAF: 25032343
Namensvarianten
  • Wenzel von Böhmen
  • Wenzel I.
  • Wenzel
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Zitierweise

Wenzel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104238410.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Wenzel, Herzog von Luxemburg und Brabant, wurde am 25. Februar 1337 in Prag geboren ( 1383). Sein Vater war Johann, König von Böhmen und|Graf von Luxemburg, der Sohn Kaiser Heinrich's VII., seine Mutter Beatrix von Bourbon, die zweite Gemahlin Johann's. Der im December 1334 geschlossene Ehevertrag bestimmte der männlichen Nachkommenschaft der Beatrix die Grafschaft Luxemburg, die Markgrafschaft Arlon und die Grafschaft La Roche nebst anderem Besitz, eine Verfügung, die später wiederholt von Johann und dessen ältestem Sohne Karl (IV.) bestätigt wurde. Nach dem Tode des Vaters in der Schlacht von Crecy am 26. August 1346 erhielt der junge W. Luxemburg unter der Vormundschaft des Königs Karl und der Pflege des Oheims, des Erzbischofs Balduin von Trier, bis ihm Ende 1353 die selbständige Regierung überlassen wurde. Schon im März 1352 hatte er Johanna, die Tochter des Herzogs Johann III. von Brabant und Limburg geheirathet, welche durch den Tod ihres ersten 1345 von den Friesen erschlagenen Gatten, des Grafen Wilhelm IV. von Holland, Wittwe geworden war. Am 13. März 1354 zu Metz erhob Karl IV. seinen Stiefbruder zu einem Fürsten und Herzog und dessen Lande zu einem Fürstenthum und Herzogthum Luxemburg. Die beiden Brüder haben dann immer in inniger Freundschaft zu einander gestanden; der Kaiser stattete den jüngeren mit mancherlei Vorrechten und Vortheilen, Kirchenvogteien, Verpfändungen u. dgl. aus. W. bemühte sich eifrig, sein unter der Mißwirthschaft seines Vaters schwer geschädigtes Land zu heben; zahlreiche Landfriedensbündnisse, die er während seiner Regierung abgeschlossen hat, sorgten nach der Sitte der Zeit für die öffentliche Ruhe. Eine erhebliche Steigerung seines Ansehens und seiner Macht erfuhr W., als seine Gemahlin Johanna nach dem Tode ihres Vaters Johann III. am 5. December 1355 die Herzogthümer Brabant und Limburg erbte. Die beiden jüngeren Töchter, Margarethe, Gemahlin des Grafen Ludwig II. von Flandern, und Maria, Gemahlin des Herzogs Reinald III. von Geldern, wurden mit Geld abgefunden. W. empfing nach der Bestimmung des Erblassers mit Johanna zusammen als ihr „Mambour“ Anfang 1356 die Huldigung der Länder, deren Freiheiten sie bestätigten und erheblich mehrten. Die gemeinsame Regierung wurde bald durch schwere Kämpfe getrübt. Margarethe und ihr Gemahl verlangten trotz der empfangenen Entschädigung die Theilung der Länder und darüber brach der Krieg aus, zunächst sehr zum Vortheile Flanderns. Erst als die Brabanter thatkräftig eingriffen, wandte sich das Glück zu ihren Gunsten. Im Juni 1357 wurde durch Vermittlung des Herzogs Wilhelm II. von Holland der Friede geschlossen, der jedoch Mecheln und Antwerpen an Flandern überließ.

    Im October 1366 ernannte der Kaiser seinen Stiefbruder Herzog W. zum Reichsvicar „diesseits des lombardischen Gebirges“, da er damals bereits beabsichtigte, nach Italien aufzubrechen, um dort der Rückkehr des Papstes nach Rom die Wege zu bereiten. Im folgenden Jahre verpfändete Karl dem Reichsvicar die Vogtei im Elsaß. W. behielt seine Würde die nächsten Jahre hindurch, obgleich sie wenig Bedeutung hatte, so lange der Kaiser im Reiche weilte. Schließlich gerieth er mit Herzog Wilhelm II. von Jülich in Streit. W. wollte den zügellosen Soldbanden, die damals von Frankreich her öfters Deutschland lästig und beschwerlich wurden, da sie auf eigene Hand ihre räuberischen Einfälle machten, das Handwerk legen. Daher vereinbarte er am 1. September 1369 einen Landfrieden zur Sicherung der Straßen, an dem auch Herzog Wilhelm von Jülich theilnahm. Dieser hielt es indessen für vortheilhafter, die Söldner, die sogenannten Linfars, zu begünstigen, und als in seinem Gebiete brabantische Kaufleute beraubt wurden, begann W. die Fehde. Wilhelm fand jedoch außer anderen einen Bundesgenossen in dem Herzoge Eduard von Geldern, der seinen Bruder Reinald, den Gemahl der jüngsten Schwester der Herzogin Johanna, der Herrschaft beraubt und gefangen gesetzt hatte. Am 22. August 1371 kam|es zur Schlacht bei Baesweiler westlich von Jülich. Die Truppen Wenzel's fochten, obgleich sie überrascht wurden, mit großer Tapferkeit, da stellte der rasch herbeigeeilte Herzog Eduard von Geldern die Schlacht wieder her und nun gerieth W. selbst mit zahlreichen Edlen als Gefangener in die Hand seiner Feinde. Doch unmittelbar nach dem Kampfe erhielt Eduard, wahrscheinlich durch einen Meuchelmörder, eine schwere Verwundung, der er binnen wenigen Tagen erlag. Infolge dessen kam Herzog Reinald wieder zur Gewalt, aber bereits nach vier Monaten, im December 1371, starb er, und da er keine ehelichen Kinder hinterließ, war das Herzogthum Geldern ledig. Alsbald brach darum der Streit zwischen den Anverwandten aus. Herzog Wilhelm von Jülich gewann die Partei der Bronkhorsten für seinen gleichnamigen Sohn. Alles hing an dem Entscheide des Kaisers. Karl hatte sich sehr ernstlich bemüht, die Befreiung seines Stiefbruders, der auf der Burg Niedeggen saß, zu erreichen. Da jedoch der Jülicher sehr trotzig auftrat, war Karl entschlossen, zum letzten Mittel, dem Kriege und der Reichsacht, zu greifen. Die Vermittlung zahlreicher Fürsten, namentlich des Erzbischofs Friedrich von Köln und Albrecht's von Holland, führte indessen im Juni 1372 in Aachen zum Frieden. Wilhelm gab W. frei und unterwarf sich dem Kaiser, der dafür den jungen Wilhelm mit Geldern belehnte.

    Da die Ehe Wenzel's mit Johanna unfruchtbar blieb, hatte Karl IV. frühzeitig das Augenmerk darauf gerichtet, seiner Nachkommenschaft auch die reiche Erbschaft von Brabant-Limburg zu verschaffen. Schon im Februar 1357 wurden die ersten darauf bezüglichen Verträge geschlossen, denen dte brabantischen Städte zustimmten. Wenn Johanna ohne Erben stirbt, folgt ihr der Gemahl in allen Besitzthümern und Herrschaften; umgekehrt soll sie den Genuß aller seiner Lehen haben. Hinterlassen beide keine Kinder, so sollen ihre Länder an die nächstberechtigten Luxemburger, also an Karl und seine etwaigen Söhne, fallen. Als Karl aus Paris zurückkehrte, bestimmte er seinen Stiefbruder, am 1 Februar 1378 sein Testament zu machen, durch welches er für den Fall, daß er ohne Kinder stürbe, den König Wenzel zum sofortigen Erben des Herzogthums Luxemburg einsetzte. Am 8. Februar bestätigten es die Stände des Landes und leisteten Eventualhuldigung.

    In demselben Jahre brach in Löwen ein Aufstand der Zünfte aus, der bald eine sehr gefährliche Gestalt annahm und zu wilden Ausschreitungen der Bürger führte. Herzog W. belagerte daher die Stadt und zwang sie 1383 zur vollständigen Unterwerfung. Bald darauf starb er am 8. December 1383. Das Herzogthum Luxemburg ging alsbald an König Wenzel über; Brabant und Limburg aber wurden durch die Herzogin Johanna, die erst 1406 starb, den Luxemburgern entzogen und den Burgundern in die Hände gespielt.

    Für Luxemburg ist Wenzel's Herrschaft nicht ohne Nutzen geblieben. Man rühmte ihn als einen guten und fröhlichen Herrn, aber er wandte auch dem Lande und dessen innerer Entwicklung viel Sorgfalt zu. Namentlich vergrößerte er das Herzogthum durch beträchtliche Erwerbungen und Ankäufe, von denen der der Grafschaft Chiny der bedeutendste war. Doch außer den größeren Kriegen schädigten auch andere Streitigkeiten das Land.

    • Literatur

      Bertholet, Histoire du duché de Luxembourg et de Chiny VII. — Wenzelburger, Geschichte d. Niederlande I. — Chronique des Ducs de Brabant par Edmond de Dynter, publ. par X. de Ram.
      Publications de la section historique de l'institut du Grand Duché de Luxembourg XXIV. — Huber, Die Regesten des Kaiserreichs unter Karl IV.

  • Autor/in

    Theodor Lindner.
  • Zitierweise

    Lindner, Theodor, "Wenzel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 41 (1896), S. 732-734 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104238410.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA