Faas, Horst
Faas, Horst
1933 – 2012
Bildjournalist, Fotograf, Kriegsberichterstatter
- Lebensdaten
- 1933 – 2012
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Bildjournalist ; Fotograf ; Kriegsberichterstatter ; Journalist
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 121188434 | OGND | VIAF: 116041990
- Namensvarianten
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- Faas, Horst
Biografische Lexika/Biogramme
Quellen(nachweise)
Objekt/Werk(nachweise)
Porträt(nachweise)
Verknüpfungen
Von der Person ausgehende Verknüpfungen
Personen im NDB Artikel
- Anna Seghers (1900–1983)
- Erich Salomon (1866–1944)
- Ernest Hemingway (1899–1961)
- Eugen Kogon (1903–1987)
- Georges Bernanos (1888–1948)
- Kim Phúc (geb. 1963)
- Nick Út (geb. 1951)
- Peter Arnett (geb. 1934)
- Richard Nixon (1913–1994)
- Rolf Gillhausen (1922–2004)
- Samuel L. A. Marshall (1900–1977)
- Theodor Plievier (1892–1955)
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Nahezu sein gesamtes Berufsleben bei der New Yorker Nachrichtenagentur Associated Press tätig, gehörte der Bildjournalist und Fotograf Horst Faas zu den wirkmächtigsten Vertretern seines Berufsfelds in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den 1960er und 1970er Jahren prägten seine Bilder die westeuropäische und nordamerikanische Wahrnehmung der gewaltsamen Konflikte im Kongo, in Algerien und v. a. in Vietnam. Faas wurde als erster und bislang einziger Deutscher zweimal mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
Lebensdaten
Geboren am 28. April 1933 in Berlin Gestorben am 10. Mai 2012 in München Konfession evangelisch-lutherisch -
Lebenslauf
28. April 1933 - Berlin -
Genealogie
Vater Adalbert Faas 1904–1976 aus Tuttlingen (Schwarzwald); nach 1945 Repräsentant der Deutschen Kaliverkaufsstelle in Bayern (München) Großvater väterlicherseits Kaspar Faas 1862–1935 aus München Großmutter väterlicherseits Emma Faas, geb. Dreher geb. 1860 aus Tuttlingen Mutter Gerda Faas, geb. Schulze geb. 1911 aus Salzwedel (Altmarkkreis) Heirat 1964 in Bangkok Ehefrau Ursula Faas, geb. Gerienne Kinder eine Tochter Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Faas, Horst (1933 – 2012)
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Vater
Adalbert Faas
1904–1976
aus Tuttlingen (Schwarzwald); nach 1945 Repräsentant der Deutschen Kaliverkaufsstelle in Bayern (München)
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Großvater väterlicherseits
Kaspar Faas
1862–1935
aus München
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Großmutter väterlicherseits
Emma Faas
geb. 1860
aus Tuttlingen
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Mutter
Gerda Faas
geb. 1911
aus Salzwedel (Altmarkkreis)
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Heirat
in
Bangkok
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Ehefrau
Ursula Faas
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Biografie
Aufgewachsen in Berlin-Dahlem, wo er den alliierten Luftkrieg gegen die Reichshauptstadt erlebte, zog Faas mit seiner Familie 1942 nach Kattowitz (Schlesien, heute Katowice, Polen), wohin sein Vater versetzt worden war. Anfang 1945 nach Westdeutschland übergesiedelt, wechselte die Familie nach Ende des Zweiten Weltkriegs häufig den Wohnsitz und zog zuletzt von Kempten nach München, wo Faas 1951 das Abitur ablegte. In dieser Zeit wurde sein Denken durch zeitgenössische Schriftsteller wie Georges Bernanos (1888–1948), Ernest Hemingway (1899–1961), Theodor Plievier (1892–1955) und Anna Seghers (1900–1983) sowie durch den Publizisten Eugen Kogon (1903–1987) und dessen Schrift „Der SS-Staat“ (1946) geprägt.
Mit dem Ziel, politischer Journalist oder Feuilleton-Redakteur zu werden, nahm Faas 1951 das Studium mehrerer geistes- und gesellschaftswissenschaftlicher Fächer an der Universität München auf. Zur Finanzierung des Studiums arbeitete er bei der englischen Fotoagentur Keystone, wo er sich auf Nachrichten- und Bildjournalismus konzentrierte. Nach dem Abbruch seines Studiums trat Faas Ende 1955 auf Empfehlung seines Vorgängers Rolf Gillhausen (1922–2004) eine Stelle als Bildjournalist bei der US-amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP) an. Anschließend in Bonn eingesetzt, orientierte sich Faas in dieser Zeit v. a. am Vorbild des Weimarer Bildjournalisten Erich Salomon (1866–1944).
Bereits vor der Katanga-Sezession nach dem Ende der belgischen Kolonialherrschaft war Faas 1960 als Bildjournalist in den Kongo gegangen. 1962 beorderte AP ihn kurzzeitig nach Algerien, dann nach Laos, wo sich ein neuer Krisenherd des Kalten Kriegs abzeichnete, und kurz darauf nach Süd-Vietnam, wo er Ende Juni 1962 eintraf. Im folgenden Jahrzehnt prägte Faas als Bildjournalist, Fotograf und Leiter der Foto-Redaktion des AP-Büros in Saigon wesentlich das Bild des Vietnamkriegs in der westeuropäischen und US-amerikanischen Öffentlichkeit. An die Bildberichterstattung über den französischen Indochinakrieg anküpfend, entwickelte Faas eine Bildgestaltung, die Örtlichkeit, Situation, Form der kriegerischen Einwirkung und ihre unmittelbare Auswirkung auf den Menschen miteinander verband und dadurch große visuelle Wirkung entfaltete. Ergänzend zu seinen Fotografien publizierte er journalistische Texte, die auf präzisen Beobachtungen fußten und sachlich nüchtern im Ton gehalten waren.
Infolge der Ausweitung des Vietnamkriegs wurde der organisatorische Aspekt der Arbeit von Faas immer wichtiger. Unterstützt von einer wachsenden Zahl fester AP-Mitarbeiter und einheimischer wie auswärtiger freier Mitarbeiter, koordinierte Faas die landesweite Berichterstattung und geriet, als diese zunehmend kritisch gegenüber dem US-amerikanischen Engagement im Krieg wurde, bald selbst in die Kritik, u. a. von Seiten des Offiziers und Kriegsberichterstatters Samuel L. A. Marshall (1900–1977). Nach mehreren Auszeichnungen durch die World Press Photo Foundation (Amsterdam) und den Overseas Press Club of America (New York City) erhielt Faas 1965 für seine Fotografien über die Gewaltfolgen und Gewaltbeziehungen unter Menschen im Vietnamkrieg den Pulitzer-Preis. US-Präsident Richard Nixon (1913–1994), den Faas 1972 auf seiner historischen China-Reise begleiten durfte, machte später die realistische Bildberichterstattung von Faas und anderen Bildjournalisten für die US-Niederlage im Vietnamkrieg verantwortlich.
1972 wurde Faas, der u. a. auch in Kambodscha, Bangladesch und auf den Philippinen wirkte, für seine Bildberichterstattung aus dem Unabhängigkeitskrieg aus Ost-Pakistan bzw. Bangladesch erneut mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Im selben Jahr setzte er gegenüber der zögerlichen AP-Führung die Verwendung der sogleich ikonischen und weltberühmten Fotografie des „Napalm-Mädchens“ Kim Phúc (geb. 1963) durch, das sein ehemaliger Volontär Nick Út (geb. 1951) angefertigt hatte. Anschließend übernahm Faas die Leitung der AP-Bildredaktion für Europa, Afrika und den Nahen Osten in London, wo er 2003 seine berufliche Laufbahn beendete.
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Auszeichnungen
1963 Certificate of Honour der World Press Photo Foundation 1964 Citation for Excellence des Overseas Press Club of America 1964 Certificate of Honour der World Press Photo Foundation 1964 Robert Capa Gold Medal des Overseas Press Club of America 1965 Exhibition Certificate der World Press Photo Foundation 1965 Robert Capa Award des Overseas Press Club of America 1965 Pulitzer Preis 1967 George Polk Memorial Award for Significant Achievement in Journalism for 1966, Long Island University (New York) 1967 Citation for Excellence des Overseas Press Club of America 1968 Citation for Vietnam Photographic Coverage des Overseas Press Club of America 1968/69 Exhibition Certificate der World Press Photo Foundation 1969 Sigma Delta Chi Distinguished Service Award for News Photography 1970 George Polk Memorial Award for Story of an Army Unit refusing to go into Battle in Vietnam, Long Island University (New York) 1970 Overseas Press Club Award for Best Daily Newspaper or News Service Photographic Reporting from Abroad 1972 Pulitzer Preis 1972 George Polk Award. News Photography Award for Work in Bangladesh, Long Island University (New York) 1997 Robert Capa Gold Medal des Overseas Press Clubs of America 1998 Lifetime Achievement Award der U.K. Picture Editors Guild 2005 Erich Salomon Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie -
Quellen
Nachlass:
Archiv der Hochschule Magdeburg-Stendal. (umfasst u. a. zahlreiche Fotografien, persönliche berufsbezogene Unterlagen und Materialien sowie Zeitschriften, VHS-Bänder und DVDs von Fernsehsendungen mit Faas)
Weitere Archivmaterialien:
Firmenarchiv der Associated Press, New York City. (umfasst u. a. Negative v. Faas-Fotografien)
Persönliche Aufzeichnungen und Mitschnitte der Autoren von Gesprächen mit Horst Faas und seiner Gattin, 2003–2010. (Privatbesitz von Berthold Petzinna und Renatus Schenkel)
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Werke
New Fury in Vietnam. Photographed by Horst Faas, in: LIFE, Nr. 1 v. 2.7.1965, S. 31–40A.
„...dann hätte ich ein Bein weniger und wäre kaputt“, in: Alexander Foggensteiner (Hg.), Reporter im Krieg. Was sie denken, was sie fühlen, wie sie arbeiten, 1993, S. 161–180.
Horst Faas/Tim Page (Hg.), Requiem. By the Photographers who died in Vietnam and Indochina, 1997.
Hundert Jahre Fotojournalismus – Rückblicke und Miterlebtes, in: Meinrad Maria Grewenig (Hg.), Augenblicke des Jahrhunderts. Meisterwerke der Reportagefotografie von Associated Press, 1999, S. 18–21.
Richard Pyle/Horst Faas, Lost Over Laos. A True Story of Tragedy, Mystery, and Friendship, 2003.
Henri Huet ist nicht vergessen, in: Hansjoachim Nierentz (Hg.), 7. Internationale Fototage Mannheim/Ludwigshafen – Monat der Fotografie im Rhein-Neckar-Dreieck. Ausstellungskatalog, 2005, S. 3–5.
Horst Faas/Hélène Gédouin (Hg.), Henri Huet. „J'étais photographe de guerre au Vietnam“. 2006.
Horst Faas/Hélène Gédouin (Hg.), Horst Faas. 50 ans de photojournalisme, 2008.
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Literatur
Peter Arnett, Horst Faas in Vietnam – Jungle War Photographer, in: The Quill. The Magazine for Journalists (May 1964), S. 16–19.
Betty C. Brown, The Third War of Horst Faas, in: Photography (März 1966), S. 115–117.
Robert E. Hood, The Cool War of Horst Faas, in: ders., 12 at War. Great Photographers under Fire, 1967, S. 113–121.
Werner Holzer, Frontbericht mit Kamera und kugelsicherer Weste, in: Süddeutsche Zeitung v. 21.11.1967.
Peter Arnett, Unter Einsatz des Lebens. Der CNN-Reporter live von den Kriegsschauplätzen der Welt, 1994.
William M. Hammond, Reporting Vietnam. Media and Military at War, 1998.
Habbo Knoch, Bewegende Momente. Dokumentarfotografie und die Politisierung der westdeutschen Öffentlichkeit vor 1968, in: Bernd Weisbrod (Hg.), Die Politik der Öffentlichkeit – die Öffentlichkeit der Politik. Politische Medialisierung in der Geschichte der Bundesrepublik, 2003, S. 97–122.
Gerhard Paul, Die Geschichte hinter dem Foto. Authentizität, Ikonisierung und Überschreibung eines Bildes aus dem Vietnamkrieg, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 2 (2005), H. 2. (Onlineressource)
Lars Klein, Die „Vietnam-Generation“ der Kriegsberichterstatter. Ein amerikanischer Mythos zwischen Vietnam und Irak, 2011, S. 8, 54, 66, 91 f, 222, 227, 235, 237, 269 u. 309.
Annette Vowinckel, Agenten der Bilder. Fotografisches Handeln im 20. Jahrhundert, 2016, S. 31, 47–53, 63, 70, 79–81, 93, 109–112, 121–128, 133–138, 295, 328 u. 391–393.
Berthold Petzinna/Renatus Schenkel (Hg.), Vietnam – ein Krieg in Bildern. Horst Faas und andere, 2020.
Berthold Petzinna, Horst Faas. Prägende Jahre im Kongo 1960 bis 1962, in: Martin Hochrein (Hg.), Flachware. Jahrbuch der Leipziger Buchwissenschaft 8 (2023), S. 165–184.
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Onlineressourcen
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Autor/in
→Berthold Petzinna (Berlin) / Renatus Schenkel (Offenburg)
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Zitierweise
Petzinna, Berthold / Schenkel, Renatus, „Faas, Horst“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/121188434.html#dbocontent